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Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
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anzufangen.
    Elias hingegen war nicht nach Reden zumute. Die Tränen, die er nun zu unterdrücken versuchte, brannten ihm im Hals. Unmöglich durfte er vor Nico weinen. Das war das Letzte, das er wollte. Schlimm genug war seine Flucht aus der Kirche gewesen – nur weil ihn jemand beleidigt hatte!
    „Gleich verläuft deine Wimperntusche“, meinte Nico scherzend und boxte ihm neckend in die Schulter. „Und jetzt streite es ja nicht ab, ich sehe die Farbe seit drei Jahren jeden Tag!“ Er versuchte sich an einem aufbauenden Schmunzeln. Doch als Elias sein Gesicht beschämt abwandte, änderte Nico seinen Ton. „Du hast jedes Recht der Welt, zu weinen.“ Das Wispern kitzelte Elias’ Halsbeuge, durchdrang ihn bis ins Rückenmark. Mehr aber noch löste Nicos Hand in ihm aus, die sich besänftigend auf seinen Oberschenkel legte und ihn beruhigend streichelte.
    „Du musst Elisabeth Zeit geben, sich an dich zu gewöhnen“, erklärte er schließlich. „Sie lebt mit Melchior seit sehr langer Zeit zu zweit. Auch als ich neu dazu kam, konnte ich die Seitenblicke spüren, die sie mir zuwarf. Sie hat mich ständig beobachtet.“
    Elias wischte eine sich neu anbahnende Träne aus dem Augenwinkel und stellte mit Erleichterung fest, dass er kein Blut weinte, so wie es oft in diversen Vampirgeschichten beschrieben wurde. „Keiner der beiden muss sich an mich gewöhnen. Ich habe nicht vor, mich aufzudrängen. Bin ja nicht schwer von Begriff. Sie hat mir verdammt deutlich gemacht, was sie von mir hält.“
    „Du brauchst die zwei. So wie ich damals. Es gibt Dinge, die du über dein neues Leben wissen solltest.“
    „Rechtzeitig Aktien kaufen und keinem mordlüsternen Vampir begegnen.“ Elias lachte halbherzig, wurde dann wieder ernster. „Ich kann alles von dir erfahren, oder etwa nicht? Für dich ist dieses Leben nicht mehr so neu.“
    Nico schüttelte den Kopf. „Ich selbst muss noch einiges lernen. Ich bin bei Weitem noch nicht lange genug dabei.“
    „Seitdem ich dich kenne …“, dachte Elias laut. „Du warst die ganze Zeit über ein Vampir und hast mir nichts davon gesagt.“
    „Und was ist mit dir?“ Nico legte die Stirn in Falten. „Wo wir schon dabei sind … Ich denke, es gibt ein paar Dinge, die du mir verschwiegen hast. Dinge, über die du vielleicht …“
    „Bitte …“ Elias hob kopfschüttelnd eine Hand, um seinen Freund zum Schweigen zu bringen. „Nicht jetzt. Es geht mir … Ich bin furchtbar erschöpft.“
    Das war keine Ausrede. Es war, als würde in seinem Inneren Wasser anstelle von Blut fließen. Kümmerliches, wertloses Nass, ohne jegliche Inhaltsstoffe. Als würde ihn jeden Moment eine schwere Ohnmacht überfallen.
    „Ich hätte gedacht, es würde ein wenig länger dauern.“ Nico musterte ihn aufmerksam, was Elias alarmiert aufsehen ließ.
    „Was würde länger dauern?“
    „Dass dein eigenes, menschliches Blut aufgebraucht ist. Du hast wahrscheinlich fast alle Nährstoffe darin verwertet, daher die Schwäche. Keine Sorge“, griff Nico Elias’ unausgesprochene Bedenken auf, „das ist nicht schlimm. Du hast schlichtweg Hunger. Und es bedeutet, dein Herz schlägt nun in voller Geschwindigkeit. Fühl’ mal.“
    Elias ahnte, was ihn erwartete und wusste nicht, ob er dafür bereit war. Zu spüren, was er zuvor bei Nico gespürt hatte. Dennoch legte er sich zögernd eine Hand auf die Brust.
    Er erwartete, wie bereits ein Mal, zunächst rein gar nichts zu spüren, bis er sich konzentrierte. Doch er lag falsch. Seine Fingerspitzen nahmen die Impulse des eilig schlagenden Herzens sofort wahr. Es war so unwirklich …
    „Deine Muskeln und Nerven arbeiten bald auf Hochtouren. Deine Sinne entwickeln sich ununterbrochen weiter, werden empfindlicher. Sie verbrauchen jetzt viel Energie, was bedeutet, dass du nun essen musst.“
    Schockiert starrte Elias ins Leere. „Essen? Du meinst … jemanden beißen? Das …“ Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht.“
    „Musst du normalerweise auch nicht. Ich habe dich unter anderem zu Elisabeth und Melchior gebracht, damit … Ach, das ist im Moment eh egal.“ Nico krempelte einen seiner Ärmel hoch und kassierte dafür einen perplexen und erschrockenen Gesichtsausdruck. „Keine Widerrede. Du musst essen. Und solange du nicht vorhast, auf Beutefang zu gehen, musst du etwas von mir nehmen. Es ist zwar nicht so sättigend wie Menschenblut, da ich schon einen Teil der Nährstoffe herausgesogen habe, aber besser als nichts.“
    „Ich werde dich

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