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Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
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kannst es nicht rückgängig machen.“
    „Zumindest kann ich verhindern, dass ich mich dir gegenüber nackt fühle“, sagte Elias nachdenklich, wie zu sich selbst. Er nahm den Heimweg wieder auf, ließ seinen Kumpel reglos hinter sich und rief zurück: „Ich kann und will das nicht, Nico. Tut mir leid. Finde heraus, wie du es beenden kannst. Bis dahin …“, er schluckte den Schmerz hinunter, „… kann ich einfach nicht in deiner Nähe sein.“

Kapitel 9
    K RYPTA
     
    Die Wohnung lag in völliger Dunkelheit, als Elias durch die Eingangstür trat. Ohne das Licht einzuschalten, begab er sich ins Schlafzimmer. Sein Blick fiel auf das Fenster und das dahinter zu erkennende Garagendach. Es wirkte so unscheinbar wie immer. Doch sah Elias noch immer Nico und sich dort sitzen – spürte noch immer ihren Kuss.
    Elias lehnte sich gegen die kalte Zimmertür und dachte an den Kuss zurück. An all die Gefühle, die ihn in den Sekunden durchströmt hatten. Gefühle, die so intim und privat gewesen waren, dass man sie nicht einmal in Worte hätte fassen können. Und Worte waren nicht nötig gewesen – nicht für Nico. Nicht mehr. Er konnte Elias komplett durchleuchten …
    Nackt und schutzlos. Das war es, wie Elias sich nun fühlte. Wie sehr er sich den Kuss herbeigesehnt hatte, was in ihm währenddessen vorgegangen war und noch vieles mehr … Für Nico waren diese Emotionen so zugänglich gewesen, als seien es seine eigenen. Seit dem Biss. So unglaublich viele Stunden über waren ihm Elias’ Gefühle auf einem Silbertablett serviert worden.
    Selbst jetzt, trotz der Entfernung, war Nico imstande, einen Hauch von all dem abzufangen. Aber Elias konnte sein Innenleben nicht abstellen und plötzlich so leer wie ein Roboter sein. Er konnte nicht mal eben gar nichts mehr empfinden. Das ging nicht. Denn ungeachtet seiner neuen Kräfte blieb er ein Mensch. Und er liebte seinen besten Freund. Diesem aus dem Weg zu gehen, ließ Elias unsäglich leiden. Es war, als hinge er in einem luftleeren Raum gefangen, ohne Türen und Fenster. Er konnte nicht atmen, nicht fliehen.
    Erst wenn diese unerklärliche Verbindung zwischen ihnen beendet war, würde Elias ihm wieder gegenübertreten können. Zu beschämend war es, wie ein offenes Buch gelesen werden zu können. Denn das Kapitel, das Elias’ Leben zurzeit schrieb, handelte nicht ausschließlich von der Verwandlung in ein anderes Wesen …
    ***
     
    An den folgenden Tagen wurde Elias durch Geräusche geweckt, die ihn vor seiner Verwandlung niemals hätten stören können. Mit jedem Tag wurden es sanftere Geräusche, die aber für sein Gehör immer lauter wurden. Demnach entwickelte sich die Verwandlung weiterhin fort und Elias fragte sich allmählich, welch noch so winziger Laut ihn bald schon aus dem Schlaf reißen könnte.
    Nico konnte er diese Frage nicht stellen. Zu ihm hatte er den Rest der Woche über Abstand gehalten. Es waren zwar nur ein paar Tage gewesen, dennoch kamen sie Elias an diesem Freitag längst wie Monate vor. Er vermisste Nico. Doch mied er auch weiterhin den Kontakt, nachdem der ihn angerufen und gesagt hatte, Elisabeth und Melchior kämen in der Angelegenheit nicht weiter. Er hatte Elias gebeten, ihm nicht länger aus dem Weg zu gehen. Eine Bitte, der Elias nicht hatte Folge leisten können.
    Seufzend starrte er an die Zimmerdecke und überlegte, ob es sich überhaupt lohnte, aufzustehen. Es gab keinen Grund dafür. Die letzten Tage waren ereignislos vorbeigezogen. Die Zeit war ins Nichts verlaufen. Auch für die Uni hatte er gerade weder einen Nerv, noch Konzentration übrig.
    Es dauerte einige Minuten, bis Elias sich endlich aus dem Bett kämpfte und für den Tag fertigmachte. Tatsächlich war es bereits früher Nachmittag, als er sich zum Frühstücken an den Küchentisch setzte.
    Brot und Schinken. Es würde ihn nicht sättigen, das tat es immer weniger, und die vielen Geschmäcker und Gerüche waren zum Großteil ungenießbar geworden. Zumindest füllte das Essen die Leere in seinem Magen und linderte die Übelkeit für die Minuten, in denen er es aß. Gegen den Hunger hingegen konnte es nichts ausrichten. Doch Elias durfte längst nicht mehr nach Belieben Blut trinken. Seine Vorräte gingen langsam, aber sicher zur Neige, und so erwärmte er sich nur an den Abenden eine Tasse Blut, um durch die Nacht zu kommen. Anfangs hatte dies für den ganzen darauffolgenden Tag gereicht – nun schien er mit der fortschreitenden Wandlung größere Mengen an

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