Blutige Küsse und schwarze Rosen
scherzend und bedachte ihn ein letztes Mal prüfend, ehe er zurück in den Schlafraum ging.
Durch die offenstehende Tür sah Elias, wie er sich seines Handtuchs entledigte und es zu Boden warf. Ein betörender Anblick. Wie gebannt betrachtete Elias den nackten, mit dem Rücken zu ihm gewandten Körper. Die breiten Schultern und die schlanke Taille. Den wunderschönen, makellosen Hintern. Er war herrlich straff und umwerfend geformt. Verstohlen glitten Elias’ Augen den Spalt entlang. Sein Atem stockte, als Nico sich bückte, um in eine Hose zu schlüpfen, und ihn dabei einen genaueren Blick erhaschen ließ …
Viel zu schnell war der Moment vorbei und Nico angekleidet.
„Den Wasserhahn solltest du im Übrigen aufdrehen, wenn du vorhast, zu baden!“, rief er noch über die Schulter und verschwand daraufhin in den langen Korridor.
Elias spottete über sich selbst und drehte den Hahn auf. Ihm wurde erst jetzt bewusst, in was für eine Situation ihn seine für Nico zugänglichen Gefühle wieder gebracht hatten. Seine Ohren glühten, obwohl sein Begehren kein Geheimnis mehr war und Nico selbst gesagt hatte, ihr Verhältnis ginge längst über die Grenzen einer einfachen Freundschaft hinaus. Dennoch fühlte er sich ertappt.
Aber viel Zeit für Selbsttadel blieb Elias nicht. Als das angenehm heiße Wasser die Wanne füllte und an ihm hochstieg, kroch eine alles überschattende Ruhe seinen erschöpften Körper empor und ließ ihn langsam entspannen. Mit dem rhythmischen Plätschern des Wasserstrahls im Hintergrund sank Elias in einen seichten Dämmerschlaf. Seine Arme und Beine wurden schwer. Die lauen Wellen schwappten über seine Brust und legten eine Gänsehaut auf seinen Leib.
Wie von selbst wanderte seine Hand den Oberschenkel entlang, fuhr die zarte Innenseite herauf, erreichte den vom Wasser umspielten Schwanz. Elias streichelte sich sanft. Er war schläfrig und genoss diese leichte, unscheinbare Berührung – driftete mit jeder Sekunde weiter ab.
Sein Hunger jedoch ließ sich durch die Passivität seines Geistes nicht bezwingen. Elias glaubte sogar, den salzig metallischen Duft von Blut wahrnehmen zu können. Er stieg ihm in die Nase und ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Verwundert öffnete er die Augen, von denen er nicht einmal bemerkt hatte, wie sie ihm zugefallen waren – und fuhr bestürzt zusammen.
„Verdammt!“, schrie er auf, ein Schub Adrenalin jagte ihm durch den Körper.
Nico saß auf dem Wannenrand und schaute ihn grinsend an. In der Hand hielt er ein großes Glas Blut.
„Ich wollte dich nicht stören“, meinte er neckend und deutete mit dem Kopf in Richtung Elias’ Körpermitte. „Bei was auch immer.“
„Mich zu Tode zu erschrecken ist also besser?“ Elias selbst musste lachen. Ein toller Vampir war er, wenn jeder in der Lage war, sich an ihn heranzuschleichen.
„Noch nie habe ich Tote derart laut schreien gehört!“, zog Nico ihn auf und reichte ihm das Glas.
Dankbar nahm Elias es entgegen und begann zu trinken. Obgleich er fast vollständig im Wasser lag, fühlte er sich komplett ausgetrocknet und jeder Schluck war eine belebende Wohltat von innen – eine wahrhafte Köstlichkeit und nicht zu vergleichen mit dem in Flaschen abgefüllten Blut, das sie von Elisabeth und Melchior hatten. Gierig leerte er das Glas, wobei es ihm durch die nassen Finger glitt und ein dünnes Rinnsal den Weg aus dem Gefäß an Elias’ Kinn herab fand. Das Blut lief ihm den Hals entlang, wo es von Nicos Zungenspitze aufgefangen wurde.
„Jeder Tropfen ist kostbar“, flüsterte er, küsste die Perle von der Haut und leckte die rote Spur hinauf bis zu Elias’ Mund, der vom Glas abgelassen hatte und sehnsüchtig auf die Lippen des anderen wartete.
Eine Sehnsucht, die vorerst nicht gestillt werden sollte. Es klopfte an der Schlafzimmertür und Naferias Stimme drang aus dem Korridor.
„Sânge wünscht euch zu sehen!“, rief sie und fügte nach wenigen Atemzügen hinzu: „Er ist es übrigens nicht gewohnt, zu warten. Ihr sputet euch also lieber!“
Seufzend sah Elias den herrlich verlockenden Lippen seines Freundes nach, als diese sich wieder entfernten. Er hätte jetzt so gerne von ihnen gekostet … Aber ihm war sehr wohl bewusst, weshalb Nico und er hier waren. Und so befanden sie sich bereits wenige Minuten später auf dem Weg zu dem Saal, in welchem sie Sânge vermuteten – und antrafen.
Die Beine übereinandergeschlagen, saß er auf einem der mit goldfarbenem Samt bezogenen
Weitere Kostenlose Bücher