Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
als Parkplatz gedient hatte. Brunos Gorillas schienen eingeweiht zu sein, denn einer von ihnen öffnete dem Hauptkommissar sofort bereitwillig die Tür und betätigte sogar den Knopf, der den Lift herbeirief. Als Wegner dann vor der Bürotür stand hob er bereits demonstrativ die Arme, um eine weitere Leibesvisitation über sich ergehen zu lassen. Statt jedoch zur Tat zu schreiten, öffnete ihm auch dieser Bodyguard nur die Tür und gewährte ihm damit freien Zugang.
»Wir betrachten Sie als Freund, Kommissar Wegner und Freunde muss man nicht durchsuchen. Da sind wir uns doch hoffentlich einig, oder?«
»Zunächst einmal – Hauptkommissar, wenn`s recht ist. Und was die Durchsuchung angeht, müsste ich ja schön blöd sein, wenn ich es dieses Mal versuchen würde.«
Bruno nickte lächelnd und streckte seine Hand zum Gruß aus. »Ist in Ordnung, Herr Hauptkommissar. Auch ich habe gelernt, mit dem Wort Freund im Laufe der Jahre immer vorsichtiger umzugehen.« Sein verschmitztes Lächeln nahm noch zu. »Nennen wir es doch gegenseitigen Respekt, wenn Sie damit einverstanden sind.«
Wegner nickte und schaute sich jetzt gründlich um. »Wo ist das Essen. Ich habe einen Bärenhunger, und wenn ich nicht gleich etwas zwischen die Zähne bekomme, dann grille ich einen Ihrer Gorillas.«
Bruno lachte schallend. »Lieber Wegner! Sie haben doch hoffentlich nicht erwartet, dass wir hier, in meinem Büro essen. Wir gehen in einen meiner Clubs und lassen uns richtig verwöhnen.«
Nur ein paar Minuten später setzte sich ein ganzer Tross in Bewegung, der, unten auf der Straße angekommen, für einiges Aufsehen sorgte. Wie bestellt kamen Wegner ein paar Schritte weiter zwei Uniformierte entgegen, die den Hauptkommissar mit offenem Mund musterten.
»Guckt nicht so blöd«, fauchte Wegner seinen Kollegen zu, »ich gehe nur mit ihm essen.«
Die beiden Beamten nickten mechanisch.
»Passt lieber auf, dass keiner meinen Wagen abschleppt. Der steht da vorne.« Jetzt deutete er mit der Hand auf seinen alten Kombi.
»Wo ist Rex«, erkundigte sich einer der Polizisten, der den Hauptkommissar schon seit vielen Jahren kannte. »Liegt er wieder im Auto und frisst die Kopfstützen?«
»Der liegt zuhause und pennt – krankgeschrieben.«
***
Endlich klopfte es an die Tür. Fast eine halbe Stunde zu spät kam der Typ und dann auch noch ganz offensichtlich mit leeren Händen. Falke nahm zwei Flaschen Cola aus der Minibar und hielt seinem Besucher eine davon entgegen.
»Gibt es was Geschmackvolles dazu?«, wollte der unrasierte Kroate wissen.
»Kommt drauf an, was Sie wollen. Einen Whisky?«
Wenig später setzten sich die beiden an einen kleinen Tisch, vor dem drei antike Sesselchen standen, die in einem anonymen Hotelzimmer eher unpassend wirkten.
»Sie wollen also einen Krieg vom Zaun brechen?«, begann der Kroate in ungläubigem Ton. »Wissen Sie überhaupt, worauf Sie sich da einlassen?«
»Natürlich weiß ich das. Glauben Sie etwa, dass ich zu diesem Plan gekommen bin, wie die Jungfrau zum Kinde? Ich kenne Bruno ganz genau – vielleicht besser, als er sich selbst kennt. Also sagen Sie mir einfach, ob Sie mir helfen wollen, ansonsten sollten wir das hier ganz schnell beenden.«
»Zuerst einmal ... nennen Sie mich bitte Marko. Und jetzt zu Ihrem Plan ...«
»Heißt das, Sie werden mir helfen?«, unterbrach Falke seinen Gegenüber grob.
»Natürlich! Ich bin Kroate, Bruno ist Serbe. Da sind schon so viele geschichtliche Differenzen ... ich kann gar nicht anders.«
»Über Ihre historischen Konflikte brauchen sie mir nichts zu erklären. Ich habe Informatik und als Nebenfach Geschichte studiert.«
»Gut!«, fuhr Marko entschlossen fort. »Was haben Sie vor. Wie wollen Sie Bruno den Krieg erklären. Aber vor allem: Was ist Ihr Ziel?«
»Das ist ganz einfach: Am Ende ist Bruno tot und es erinnern bestenfalls noch Gerüchte an ihn und seine Zeit als Kiezkönig.«
***
Den Ort für ein gemeinsames Abendessen hätte man kaum unpassender wählen können. Wegner und Bruno saßen an einem kniehohen Glastisch, der sich unter Tellern und Schüsseln förmlich bog. Nur ein paar Meter entfernt tanzte ein junges Mädchen, dessen einzige Bekleidung aus einem geblümten Kopftuch bestand. Ihre riesigen Silikon-Brüste wippten im Takt der Musik und wirkten auf den Hauptkommissar als hätte man ihn in einen billigen Pornofilm gebeamt. Jetzt umrundete die junge Frau tanzend eine Stange und begann diese kurz darauf munter zu erklimmen. Zum
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