Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
nichts Falsches! Ich finde Michi einfach süß und sie scheint mich auch ganz nett zu finden. Was soll also daran falsch sein?«
»Dass du damit mein Weltbild komplett aus den Angeln reißt, ist dir aber schon klar, oder?«, protestierte Wegner unverändert giftig.
»Dein Weltbild geht mir gründlich am Allerwertesten vorbei, du intoleranter ...«
»Stör ich?«, erklang eine piepsende Stimme hinter den beiden Streithähnen.
»Nein«, flüsterte Hauser bedrohlich und zog sich ein paar Schritte zurück. »Manfred und ich haben nur einen alten Fall diskutiert. Bei solchen Dingen geraten wir häufig aneinander.«
»Stimmt!«, bestätigte Wegner grinsend. »So `ne Sache aus dem Schwulenmilieu. Da wurde damals einer von seinem eigenen Chef erschossen ...«
***
Das kleine Bistro war zu dieser Zeit, am späten Vormittag, relativ leer. Die meisten Gäste kamen entweder vor der Arbeit oder schauten in der Mittagspause auf einen Sprung vorbei. In der Zeit dazwischen tröpfelte hier ein Student oder da ein Arbeitsloser herein, der sich stundenlang an einem Becher Kaffee festhielt und in wenigen Fällen sogar ein Croissant dazu bestellte.
Als Robert Falke das Bistro betrat, konnte er Axel bereits in der hintersten Ecke sitzen sehen. Der Junge strahlte ihn auf eine Art und Weise an, die einiges über seinen Gemütszustand verriet und über seine Hoffnungen, die allein auf seinen Schultern lasteten.
»Na, Junge. Keine Schule heute?«, begrüßte Falke ihn freundlich.
»Gabriel ... ich hab nicht geglaubt, dass Sie wirklich kommen. Was die Schule betrifft, versäume ich nur Kunst und Religion. Das kann ich verschmerzen.«
»Ich habe leider nicht viel Zeit, wir müssen uns also beeilen«, begann Falke das Gespräch aufs Neue und orderte bei der herangeeilten Kellnerin einen Cappuccino.
»Wenn Sie das bei sich haben, was mir noch fehlt, dann hab ich alles, was ich brauche.« Der Junge atmete schwer und schaute seinem Gegenüber direkt in die Augen. »Nur noch einen Tag, dann bin ich frei – für immer. Danach ist nichts mehr, wie es mal war. Ich bin bereit und ich werde Ihnen keine Schande machen, das verspreche ich.«
»Du tust es für dich, Axel. Aber ich weiß, was du jeden Tag durchmachst. Als ich meinen Peiniger damals fast umgebracht habe, da war es in diesem Moment auch für mich vorbei. Von dem Tage an hat sich keiner mehr getraut, mich anzufassen.«
»Sie meinen, nachdem Sie ihm den Schädel mit dem Beil fast gespalten haben?«
»Richtig! Ich musste zwar die Schule wechseln, aber da wusste bereits jeder von meiner Heldentat.« Falke zögerte kurz. »Du weißt, was dich erwartet – ich meine danach?«
»Wenn es vorbei ist, dann fahre ich direkt zur Polizei.« Axel grinste breit. »Es ist mir völlig egal, was die mit mir anstellen. Schlimmer werden kann es in keinem Fall – nur besser.«
Jetzt schob Falke einen kleinen Beutel über den Tisch. »Ein Teaser und ein teleskopierbarer Totschläger – genau, wie du es wolltest. Du weißt wann, du weißt wo ...«
»Richtig! Hab alles exakt geplant.«
»Viel Glück!« Falke stand auf, drückte der Kellnerin einen Zwanziger in die Hand und eilte aus dem Bistro hinaus. Seinen Cappuccino hatte er nicht einmal angerührt.
Am Dortmunder Hauptbahnhof verschwand er zunächst auf der Herrentoilette und schloss sich sofort in einer der Kabinen ein. Hastig riss er sich die Perücke von seinem verschwitzten Kopf. Danach entfernte er die drei Silikonpolster aus seinem Mund, die seine Lippen wulstig und seine Wangen aufgedunsen wirken ließen. Als Nächstes zog er die dicke Jacke aus und nahm stattdessen ein leichtes Jackett aus seiner Tasche. Zuletzt beseitigte er die dunkelbraunen Kontaktlinsen und stopfte alles in eine dünne Plastiktüte. Ein unwissender Beobachter hätte ihn beim Verlassen der Toilette nicht wiedererkannt und würde sich vermutlich Gedanken um seine Sinne machen. Vorsicht, so hatte es Falke schon im Kindesalter gelernt, war immer besser als Nachsicht. Selbst wenn er irgendwo einer Überwachungs-Kamera vors Objektiv gelaufen war, so könnte man ihn auf einem späteren Bild keinesfalls identifizierten.
***
»Ich hab den Server, auf dem die Seite gehostet wird!« Oberkommissar Tal platzte ins Büro der Mordkommission und verschwendete keine Zeit mit einer Begrüßung. »Weißrussland!«
Die beiden Kommissare und Dr. Stein schauten den LKA-Mann nur fragend an.
»Wir haben ihn ... verstehen Sie ... wir haben ihn.«
»Und wie ist Ihnen das gelungen,
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