Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
einmal abzurechnen. Einen solchen Vorfall hatte es zuvor noch nie in einer Schule gegeben und er dürfte vermutlich einzigartig bleiben.
Auf dem Rückweg zum Hauptbahnhof nahm Falke sein Tablett zur Hand, um die Konsole der Webseite zu öffnen. Als dies nicht funktionieren wollte, prüfte er zunächst seine Internetverbindung, die zwar nur schwach, aber trotzdem stabil zu sein schien. Konnte es sein, dass jemand seine Seite gekapert hatte? Unmöglich! Für seine Passwörter benötigte sogar ein Hochleistungs-Rechner Jahre ... wenn er sie am Ende überhaupt entschlüsselte. Robert Falke öffnete eine andere Seite, um zu prüfen, ob es sich vielleicht um einen Fehler im Rechenzentrum handelte, aber auch dort lief alles ordnungsgemäß. Jetzt blieb ihm nur noch eine Möglichkeit: Er klickte auf ein weiteres Fenster und aktivierte per Knopfdruck einen anderen Server, der sofort seine Arbeit aufnahm.
***
Nachdem sich das Büro der Mordkommission endlich geleert hatte, setzte sich Tal auf einen der freigewordenen Stühle. »Ich gehe mal davon aus, dass ich besser gar nicht fragen sollte, wie Sie an diese Dinger gekommen sind, oder?«
Wegner nickte stumm und zwinkerte dem Kollegen seltsam zu. »Manchmal ist die Arbeit auf der Straße doch für `was gut, oder?« Jetzt schaute der Hauptkommissar zu Hauser hinüber, der die Begeisterung der anderen anscheinend nicht teilen konnte.
»Das glaubt Ihr nicht!«
»Was denn?«, erkundigte sich Tal verwundert.
»Sie ist wieder da ... genauso wie vorher. Sie ist wieder da!«, entfuhr es Hauser fassungslos.
»Dann kann sie nur über eine Sub-Domain laufen«, kommentierte der Mann vom LKA nüchtern.
»Über was, bitte?«, bohrte Wegner genervt. »Hat das `was mit einem U-Boot zu tun?«
Tal lachte gequält. »Nicht direkt ein U-Boot, aber man kann es damit vergleichen. Der Typ hat eine zweite Domain, an die jetzt jeder User weitergeleitet wird. Alles ist wie vorher und wir fangen praktisch von vorne an.«
»Bedeutet das auch, dass ich diese Festplatten umsonst beschafft habe?«
»Immer langsam, Kollege. Zunächst einmal werden wir prüfen, was uns diese Babys verraten können. So schnell gebe ich nicht auf.«
***
Während die Kommissare sich ihrem wohlverdienten Feierabend widmeten, begann anderenorts erst die Arbeit.
»Wer passt auf unsere Ackerhühner auf?«, wollte Bruno wissen.
»In der Davidstraße steht alle zehn Meter einer von meinen Männern. Mitten auf der Reeperbahn wird keiner so verrückt sein, die Mädels offen anzugehen«, antwortete Zoran ihm routiniert.
»Und in den Hotels?«
»Hab ich auf jeder Etage zwei zusätzliche Männer postiert. Wer da Ärger macht, hat zumindest danach schlechte Karten.«
»Denk dran«, fügte Bruno mit erhobenem Zeigefinger hinzu, »keine Unbeteiligten! Diesen Hauptkommissar Wegner dürfen wir nicht unterschätzen. Außerdem brauchen wir ihn noch.« Jetzt verfinsterte sich seine Miene merklich. »Ich bin bis morgen Mittag nicht in der Stadt, du hast also das Sagen, Zoran. Meine Leute wissen Bescheid.«
»Wo willst du hin?«
»Ich treffe mich mit Milos.«
»Bist du von allen guten Geistern verlassen – oder einfach nur lebensmüde?«
»Keineswegs! Aber ich bin mir sicher, dass er nicht dahinter steckt. Wenn er den Kroaten befiehlt, dass Sie mit dem Zauber aufhören sollen, dann werden sich die meisten daran halten ...«
»... und wer es nicht tut hat auf beiden Seiten keine Freunde mehr«, beendete Zoran den Satz grinsend. »Aber was ist, wenn er es doch ist ...?«
»... dann kümmere dich gut um meine Geschäfte und mach das Scheißpack fertig!«
20
»Guten Morgen. Sie müssen Hauptkommissar Wegner sein.«
»So ist es, Frau Vogel.«
»Ich habe leider nicht viel Zeit, denn meine Schüler warten bereits auf mich.« Die Lehrerin bemerkte sofort Wegners skeptisches Gesicht. »Trotz meiner vierundsiebzig Jahre darf ich noch ein paar Stunden in der Woche – Vertretungen und einige andere Kleinigkeiten. Zuhause würde mir ohnehin nur die Decke auf den Kopf fallen.«
»Haben Sie denn gefunden, worum ich Sie am Telefon gebeten habe?«
»Selbstverständlich! Der Vorfall hat damals ganz schöne Wellen geschlagen. Ich erinnere mich noch genau daran, wie der Rettungswagen mit dem blutüberströmten Jungen davongefahren ist. Mein Gott – das ist Jahrzehnte her.«
»Und trotzdem scheint es heute aktueller denn je zu sein«, schloss Wegner und reichte der Lehrerin zum Abschied die Hand. »Vielen Dank für Ihre Mühe. Sie
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