Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
haben mir sehr geholfen.«
***
Beim LKA liefen zwei Hochleistungsrechner auf voller Drehzahl. Der Raum, in dem sie standen, wurde konstant auf eine Temperatur von 22 °Celsius heruntergekühlt. Die Luft im Inneren floss durch mehrere Filtersysteme und wirkte somit zwar sauber, aber trotzdem permanent stickig. Experten nannten es Reinraum-Bedingungen, in denen es manchmal sogar gelang, selbst von beschädigten Speichermedien Daten wiederherzustellen.
Oberkommissar Tal betrat die Schleuse und grüßte seinen Kollegen bereits durch die Glasscheibe, bevor sich nun auch die zweite Tür zischend vor ihm öffnete.
»Guten Morgen, Lars. Sag mir bitte, dass du gute Nachrichten für mich hast.«
»Ich hab die ganze Nacht mit diesen Dingern verbracht«, er deutete verbittert auf die beiden verkabelten Festplatten. »Sogar Namen hab ich ihnen gegeben.«
Tal schaute verwirrt und musterte seinen Kollegen kritisch.
»Das ist Maja. Sie war ein echtes Vollweib und hat mir damals gleich am ersten Abend hinter der Disco einen geblasen ...«
»Und das?«, Tal deutete grinsend auf die zweite Platte.
»Gunda! Ich war drei Monate hinter ihr her; hab sie ausgeführt, wir waren im Kino, im Museum ... sogar Blumen hab ihr mitgebracht. Aber rangelassen hat sie mich nie.«
»Langsam verstehe ich. Was hat Maja dir denn verraten?«
Der Techniker grinste breit und goss sich einen weiteren Kaffee aus seiner Thermosflasche ein. »Am Anfang waren sie beide zickig. Eraser läuft auf beiden Platten, damit ist eine Datenwiederherstellung so gut wie unmöglich.«
»Dann haben wir also nichts Brauchbares gefunden?«
»Moment Kollege ... denk an Maja. Gunda ist die Hauptplatte, auf der die Seite liegt ... oder besser gesagt, lag. Maja ist der Spiegel, also die Sicherungskopie, falls die andere Platte schlappmacht.«
»Und ...?«
»Die Spiegelung muss zeitverzögert erfolgt sein, denn auf Maja hab ich ein paar Daten gefunden, die auf Gunda bereits gelöscht waren. Unter anderem zwei Überweisungsprotokolle, mit Kontonummern und sogar den Empfängern.«
Tal betrachtete mit offenem Mund den Ausdruck. »Du bist für mich der Größte!«
»Das hat Maja damals auch immer gesagt ...«
***
Wegner stand noch ein paar Minuten auf dem Parkplatz vor dem Revier, um ungestört zu telefonieren. Den Essener Kollegen der dortigen Mordkommission waren die beiden Kroaten bestens bekannt, deren Namen der Hauptkommissar ihnen nach kurzer Erklärung nannte. Einer von ihnen hatte bereits einen 11-jährigen Urlaub auf Staatskosten hinter sich, wegen Mordes an einem Tankstellenbetreiber und auch der Zweite war alles andere, als ein unbeschriebenes Blatt.
»Wir informieren Sie, wenn uns die Kerle ins Netz gegangen sind, Kollege.«
Zufrieden legte Wegner auf und wollte sich gerade ins Revier aufmachen, als sein Handy erneut klingelte.
»Wir sind mit drei Wagen vor Ort, aber Ihr Mann ist definitiv nicht zuhause«, berichtete ihm der Streifenkollege aufgeregt.
»Zwei von euch warten direkt vor seiner Tür und ein Peterwagen bleibt vor dem Haus, verstanden? Bis Mittag hab ich einen Durchsuchungsbeschluss, dann gehen wir rein.«
Wenig später erreichte Wegner sein Büro, in dem die Kollegen bereits auf ihn warteten.
»Volltreffer, Manfred!«, begann Hauser krächzend, »... deine Festplatten waren ein Volltreffer. Wir haben alles, Namen, Adresse ... einfach alles!«
Wegner zog gelangweilt einen Zettel aus der Tasche und reichte ihn an Hauser weiter. Jetzt klappte dessen Kinnlade hinab und wollte sich so schnell nicht wieder schließen. »Haben Sie es Manfred schon gesagt?«, fragte er nun Tal, der nur heftig mit dem Kopf schüttelte. »Ich kann es nicht glauben! Woher hast du das, Manfred?«
»Aus einem alten Schularchiv. Ist schon ein paar Jahre her, aber damals hat Robert Falke einen Mitschüler fast mit einem Beil erschlagen.«
»Zlatko! Brunos Sohn.«
Wegner nickte. »Unser Falke scheint seinerzeit selbst ein Mobbing-Opfer gewesen zu sein, auch wenn man diesen Begriff damals nicht einmal kannte.«
»Dann kann ich meine Streifen doch sicher zurückrufen, oder?«
»Wenn die da auch noch auftauchen, dann sieht es so aus, als ob wir vor seinem Haus eine vorzeitige Weihnachtsfeier veranstalten.«
Nachdem die Kommissare das weitere Vorgehen ausführlich besprochen hatten, brach Wegner sofort zum Gericht auf. Hauser und Tal sollten vor Falkes Haus warten, während der Hauptkommissar sich um den erforderlichen Durchsuchungsbeschluss kümmerte. Danach
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