Blutige Rache: Wegners schwerste Fälle (German Edition)
Ausmaße selbst vor den riesigen Dachfenstern bedrohlich wirkten, vermeldeten eine Art Stand-by-Modus. Ohne zu zögern, setzte sich Oberkommissar Tal an das Keyboard und fing sofort an, darauf herumzuhacken.
»Das Betriebssystem ist nicht mal passwortgeschütz«, begann er seinen ersten Eindruck zu beschreiben, »aber von hier aus komme ich nirgendwo hinein.«
»Bedeutet das, es ist wieder nur eine Ihrer Sackgassen?«, knurrte Wegner von weiter hinten, während er eine Schublade nach der anderen öffnete.
»Moment Kollege. Ich bin noch nicht fertig«, der Mann vom LKA zögerte kurz. »Er benutzt ein Programm, in dem seine Passwörter liegen. Man könnte es als eine Art Safe bezeichnen.«
»Und kennen Sie jemanden, der diesen Safe knacken kann?«, wollte nun Hauser wissen.
Statt zu antworten, zog Tal sein Handy hervor und grinste vielsagend. »Warhammer?«, begann er wenig später in seltsamem Ton, »Tal hier ... ja natürlich der wie Berg ... nur das Gegenteil, du Spaßvogel.« Dann folgte ein Moment Schweigen. »Ich sitze hier vor unserem Freund, über den wir letzte Woche gesprochen haben ... eine 1.024-Bit-Verschlüsselung.« Wieder hörte man den Mann vom LKA nur atmen. »Kannst du uns helfen? Ich komme hier definitiv nicht weiter.«
Kaum hatte Tal aufgelegt, trat Wegner zu den beiden Kommissaren. »Warhammer – bin ich hier in einer Satire gelandet oder hab ich etwa die versteckte Kamera übersehen ...?«
»Das ist sein Name in der Szene«, antwortete Tal spitz. »Wäre es Ihnen lieber, er würde Rapunzel heißen ... oder Schneewittchen?«
»Ehrlich gesagt: ja!«
»Schicken Sie lieber eine Streife zu dieser Adresse«, ein Zettel wanderte von einer Hand zur anderen, »wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn der Typ merkt, dass wir an seinem Rechner sind, macht der alles dicht. Das ist vermutlich nur ein Knopfdruck.«
»Kann er es denn merken, so aus der Entfernung?«, wollte Hauser wissen.
»Wenn ich das Ding programmiert hätte, dann wäre dieser Hintereingang in jedem Fall vorhanden.«
22
Brunos Handy klingelte schon zum dritten Mal innerhalb der letzten halben Stunde, und wieder war es Zoran. »Entschuldige kurz, Milos. Es ist wieder mein Bruder. Wenn ich jetzt nicht rangehe, dann schickt der seine Bluthunde los.«
Der Kroate lachte dröhnend. »Jaja – Zoran war schon damals ein Hitzkopf. Du kannst ihn beruhigen und danach sprechen wir über die letzten Details.«
Nachdem Bruno aufgelegt hatte, schaltete er sein Handy ab und legte es neben sich auf den Tisch. »Wenn es nicht deine Leute sind, Milos – wer verdammt ist es dann?«
»Ich schwöre dir, dass ich nichts damit zu tun habe, aber ich werde herausfinden, wer dahinter steckt und dann haben diese Männer gleich zwei Feinde gegen sich. Du hast mein Wort darauf.«
»Du bist doch sicherlich nicht mit leeren Händen gekommen. Eine Ahnung hast du doch ...«
»Mehr als nur eine Ahnung«, unterbrach der Kroate Bruno. »Aber ich möchte eben sicher sein, bevor ich etwas unternehme und womöglich die Falschen bestrafe.«
»Und wie soll diese Strafe aussehen?«
»So wie damals, in Jugoslawien. Blutvergießen kann nur durch Blutvergießen gerächt werden. Ganz gleich, ob es sich um Serben oder Kroaten handelt.«
»Gibt es eine Gruppe, die nichts von unserem Frieden weiß?«
»Sie werden es mit Sicherheit wissen. Aber es sind immer mehr junge Kerle, die aus unserer schönen Heimat nach Deutschland kommen und sie wollen nur eines ...«
»Geld!«
Milos nickte. »Ganz gleich, was sie dafür anstellen müssen. Hauptsache die Kasse klingelt. Sie rütteln an alten Vereinbarungen, ohne zu wissen, was sie damit anrichten. Als unsere Brüder gegeneinander gekämpft haben, waren die meisten von denen noch nicht einmal geboren.«
»Dann kann ich mich also auf dich verlassen – du bist auf meiner Seite?«, bohrte Bruno weiter.
»Bis zum letzten Mann, wenn nötig! Heute geht es gegen dich und morgen vielleicht schon gegen mich, wer weiß? Diese naseweisen Bengel müssen verstehen, wer hier in Deutschland die Bosse sind!«
***
»Der Typ sieht ja aus ...«, flüstere Wegner Hauser ins Ohr.
»... und stinkt wie `ne tote Ziege.«
Kritisch beäugten die beiden Kommissare diesen Warhammer, der, kaum angekommen, wie ein Derwisch auf dem Keyboard herumhämmerte. Jetzt steckte er mit breitem Grinsen einen USB-Stick in den Rechner und verfolgte zufrieden die Ereignisse auf den Monitoren.
»Da hast du deine Passwörter, mein Bergsteiger«, grunzte er
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