Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Gattenmord geben.«
    »Denn prüfe, welcher Boden trägt oder verwehrt«, zitierte Sinclair.
    Virgil klatschte lachend in die Hände. »Das haben Sie nachgeschlagen. So was schüttelt man nicht aus dem Ärmel …«
    Mai sah die beiden fragend an. »Was?«
    »Ein Zitat von Vergil«, erklärte Virgil. »Das ist mir noch nie passiert, und ich hatte schon mit ziemlich klugen Köpfen das Vergnügen.«
    Sinclair, der überrascht darüber wirkte, dass Virgil das Zitat kannte, sagte nur: »Nun …«
    »Er will mir nicht verraten, was die Abkürzung auf seinem T-Shirt bedeutet«, beklagte Mai sich bei Sinclair. »Die beiden Ws stehen für ›What Would‹, das letzte D für ›Do‹, aber den Rest sagt er mir nicht.«
    »Darüber dürfen wir nicht sprechen«, teilte Sinclair ihr mit. »So lautet die erste Regel.«
    »Was für eine erste Regel?«, fragte sie.
    »Darüber dürfen wir nicht sprechen«, bestätigte Virgil und nickte ihrem Vater zu.
    »Wie bitte?« Sie stemmte die Hände in die Hüften.
    »Darüber dürfen wir nicht sprechen«, wiederholte Sinclair noch einmal, sah seine Tochter an und schüttelte den Kopf.
    »Ihr könnt mich mal. Ich geh jetzt meine Unterwäsche bügeln«, schmollte sie.
    »Vor ungefähr zwanzig Jahren haben Sie einen Artikel über
Agent Orange verfasst und darüber, wie die Vietnamesen ihr Land mit Kudzu wiederaufforsten wollten«, begann Virgil.
    »Sie haben sich im Internet über mich schlaugemacht.«
    »Ja. Aber den Artikel kannte ich schon aus dem Ökologiestudium - das ist mir beim Googeln eingefallen. Damals haben wir uns im Seminar ziemlich lange über die unerwarteten Folgen guter Absichten unterhalten.«
    Sinclair wirkte erfreut. »Der Text wirkte kontrovers, obwohl er das gar nicht sein sollte - er war gut recherchiert. Am Ende der Reagan-Ära mit seinem Hurrapatriotismus wollte niemand etwas über die Kollateralschäden hören, für die wir mit unseren internationalen Militäreinsätzen verantwortlich waren.« Er beugte sich ein wenig vor und streckte Virgil den Zeigefinger in Professorengeste entgegen. »Was dieses Land mehr braucht als alles andere auf der Welt, ist eine vernünftige Energiepolitik. Damit beschäftige ich mich jetzt. Energie und Umwelt, das gehört zusammen. Stattdessen stürzen wir uns wieder in Kriege und streiten uns zwei Jahre lang darüber, ob ein Präsident sich einen Blowjob hat verpassen lassen oder nicht. Wen interessiert das schon? Amerika verzettelt sich. Aber deshalb sind Sie sicher nicht hier …« Er lehnte sich zurück.
    »Im Wesentlichen stimme ich Ihnen zu«, sagte Virgil. »Doch da wäre noch die Sache mit Robert Sanderson, der auf ziemlich scheußliche Weise ermordet und am Fuß eines Veteranendenkmals abgelegt wurde …«
    Virgil schilderte Sinclair die Morde an Sanderson und Utecht, arbeitete die Ähnlichkeiten heraus und erzählte, dass Sanderson zwei Tage vor seinem Tod abends vor seinem Haus bei einer Auseinandersetzung mit zwei Männern beobachtet worden sei.
    »Einer von ihnen war Ray Bunton. Wir suchen nach ihm,
bisher ohne Erfolg. Vom Veteranenzentrum wissen wir, dass Sie an den Therapiesitzungen teilgenommen und hinterher mit Bunton und Sanderson geredet haben. Wir fragen uns, ob dieses Gespräch Licht in die Sache bringen könnte.«
    Sinclair verzog nachdenklich den Mund. »Virgil, es widerstrebt mir, mit einem Polizeibeamten über Abwesende zu sprechen, die nichts zu ihrer Verteidigung vorbringen können.«
    »Es handelt sich nicht um einen politischen Deal.«
    »Wahrscheinlich doch, auf einer gewissen Ebene. Schließlich geht es um Veteranendenkmale …« Sinclair verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Aber ich verstehe, was Sie mir sagen wollen. Zwischen Sanderson und Ray Bunton herrschte eine merkwürdige Spannung. War Sanderson überhaupt je in Vietnam, an der Front?«
    »Nur wenn es sich um einen Undercover-Einsatz handelte. Unseres Wissens hat er als Mechaniker in Korea gearbeitet. Er war damals ziemlich jung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in dem Alter schon die für einen Undercover-Einsatz nötige Ausbildung gehabt hat. Also war er wahrscheinlich nicht in Vietnam. In seinen Unterlagen ist die Rede von Korea, und das hat er auch seiner Freundin erzählt. Andererseits war er bei dem Veteranentreffen …«
    »Und da hat er die Vietnamesen als Froschfresser, also Franzosen, bezeichnet … Das lässt darauf schließen, dass er doch dort war«, sagte Sinclair. »Es klang … Ich weiß nicht. Jedenfalls hat Bunton ihn

Weitere Kostenlose Bücher