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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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mit einem Blick gewarnt, und daraufhin hielt Sanderson den Mund. Natürlich fand ich das interessant, und ich hab nachgehakt, aber sie sagten, ich soll verschwinden. Ich hätte diese Fonda-Scheiße nicht erwähnen dürfen …« Er grinste spöttisch. »Manche können einfach nicht vergessen. Wenn Jane sie nicht alle überlebt, pinkeln sie ihr sicher noch aufs Grab.«

    »Oje«, sagte Virgil.
    »Fragen Sie mich jetzt, wo ich vergangene Nacht war?«
    »Ja, genau: Wo waren Sie vergangene Nacht?« Virgil gähnte.
    »Im Bett«, antwortete Sinclair und lachte. »Mai und ich haben uns was zu essen kommen lassen, so gegen acht, dann hab ich ein paar E-Mails geschrieben, mit Mai über meine Gesundheit geredet und bin ins Bett gegangen.«
    »Über Ihre Gesundheit?«
    Sinclair klopfte auf seine Brust. »Ich hab gestern ein EKG machen lassen. Es sind ›Anomalien‹ festzustellen, wie die Kardiologen es ausdrücken. Ich esse Eier und Speck und trinke Milch. Sie hätten’s lieber, wenn ich mich von Luft mit ein bisschen Plastikspray ernähren würde.«
    »Wie schlimm? Bypass?«, erkundigte sich Virgil.
    »Noch nicht, aber irgendwann könnte es darauf hinauslaufen. Sie wollen ein Angiogramm machen. Möglicherweise kriege ich einen Stent. Deswegen ist Mai bei mir: Sie möchte, dass ich nach Madison mitkomme, wo sie ein Auge auf mich haben kann.«
    »Mir wird schon vom Zuhören übel. Ich ess nämlich auch gern Speck«, sagte Virgil. »Warum sind Sie überhaupt hier? Sie sind doch ein großes Tier in Madison.«
    »Aus zwei Gründen. Hauptsächlich wegen der Lehrtätigkeit. In Madison habe ich mich zu Tode gelangweilt, praktisch auf Autopilot unterrichtet, Graduierte, kleine Kurse.«
    Virgils Ansicht nach klangen Sinclairs Ausführungen einstudiert.
    »Eines Tages ist mir bei einem Seminar aufgefallen, dass die Studenten zu gähnen begannen. Daraufhin hab ich ein Jahr Auszeit genommen und hier angefangen. Jetzt unterrichte ich ausschließlich Studienanfänger, die stellen mir unerwartete
Fragen, haben keinen Respekt. Das ist wie eine Frischzellenkur für mich.«
    »Worin unterscheidet sich die University of Minnesota denn von der in Wisconsin? Abgesehen davon vielleicht, dass die Studenten hier nicht so viel Hasch rauchen?«
    »Ich unterrichte nicht an der Minnesota, sondern an der Metro State«, erklärte Sinclair belustigt. »Ich bin die Leiter ein ganzes Stück runtergefallen.«
    »Sie haben was von zwei Gründen gesagt. Was ist der andere?«
    »Sie kennen doch Larson International, die Hotelkette mit Hauptsitz in Bloomington, oder?«
    »Klar. Ich hab’ne Bonuskarte für Vielbucher in Mobile Inns. Die Kette gehört dem viertreichsten Milliardär von Minnesota.«
    Sinclair nickte. »Die wollen ein paar große Resort-Hotels in Vietnam und Thailand bauen, vielleicht sogar in China. Ich berate sie im Hinblick auf das Vietnamprojekt, weil ich dorthin immer noch gute Verbindungen besitze. Ich kann ihnen bei Verträgen mit der Regierung und Ähnlichem helfen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Ich beherrsche die Sprache und weiß, wie die Dinge laufen. Wen man schmieren muss und mit wie viel. Sie kriegen also was für ihr Geld.«
     
    Als Mai zurückkam, ließ sie sich auf einen Stuhl plumpsen und versetzte ihn mit ihren ansehnlichen Beinen in eine Drehbewegung. »Ich hab’s gegoogelt - WWTDD: ›What Would Tyler Durden Do‹. Aus Fight Club . Die erste Regel des Fight Club lautet, dass man nicht über ihn spricht.«
    Virgil und Sinclair wechselten einen Blick, bevor Sinclair sich seiner Tochter zuwandte. »Was sagst du?«

    »Hmmm …« Mai sah Virgil an. »Ich möchte mal so richtig abtanzen, nicht nur im Tanzkurs. Klubs würden mich interessieren. Kennen Sie welche?«
    »Ein paar …« Und noch einige andere, von denen er sich fernhalten musste, wie zum Beispiel die, die Janey gern besuchte. »Sind Sie in einer Tanzgruppe?«
    »Wollen Sie mich verarschen?«
     
    Als Virgil Sinclair fragte, wo er in der Nacht des Mordes an Utecht gewesen sei, stand Sinclair auf, holte einen Kunstlederkalender, setzte seine Lesebrille auf, blätterte den Kalender durch und sagte: »Am gleichen Ort wie gestern Abend. Hier, im Bett.«
    »Ein unübertreffliches Alibi«, bemerkte Virgil.
    »Wieso das?«, erkundigte sich Sinclair und betrachtete Virgil mit seinen kristallblauen Augen über den Rand seiner Brille hinweg.
    »Weil es unanfechtbar ist«, antwortete Virgil.
    Sinclair warf Mai einen Blick zu. »Er ist klüger, als er aussieht.«
    »Gott sei Dank«,

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