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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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gefunden, oder wurden Sie angerufen?«
    »Wir haben sie gefunden, nach Ihrem Anruf.« Er deutete in Richtung Raststätte. »Wir leiten den Verkehr auf die Lkw-Spur um, damit die Leute zum Pinkeln können, aber in diesen Bereich lassen wir niemanden. Ich hab einen Kollegen auf der Nordseite im Wald postiert, der das Areal im Auge behält.«
     
    Die Leiche des kräftigen Mannes lag auf dem Rücken zwischen den Bäumen, die Arme ausgebreitet. Er hatte hohe, breite Wangenknochen und einen Stiernacken, kein überflüssiges Fett auf den Knochen und war durchtrainiert. Beim Fallen war seine Hose hochgerutscht, so dass seine muskulösen, stark behaarten Beine mit rot-weiß gestreiften Sportsocken hervorlugten. Sein Mund stand offen; keine Zitrone.
    »Da neben dem Weg liegt eine Beretta«, bemerkte Marshall und richtete den Strahl seiner Taschenlampe darauf.
    Virgil nickte. »Ich werd sie anfassen müssen. Haben Sie Handschuhe im Wagen?«
    »Ja. Brauchen Sie sie jetzt?«
    »Sie sagten, es sei nicht ganz einfach. Erzählen Sie mir zuerst mehr darüber.«
    Marshall nickte. »Wahrscheinlich wurde er da drüben erschossen.« Er deutete auf einen mit Platten belegten Pfad. »Da klebt Blut an den Steinen. Hinterher wurde er ins Unterholz gezerrt. Sehen Sie die Schleifspuren? Hier ist noch mehr Blut …« Im Lichtschein der Taschenlampe waren braunrote Schlieren zu erkennen. »Und da drüben …« Er ging Virgil ungefähr zehn Meter voraus. »Ein weiterer Blutfleck. Nicht so
groß wie der andere. Anfangs dachten wir, er hätte sich nach dem ersten Schuss noch mal aufgerappelt, doch auf dem Weg von hier nach dort befinden sich keine Blutspuren, und diese Lache sieht aus, als hätte sie einige Zeit gebraucht, um sich zu bilden. Und …« Er ließ den Strahl der Taschenlampe ins Unterholz schweifen. »Wir haben eine zweite Waffe, eine Glock. Eine Fußspur führt zum Parkplatz, und es gibt weitere Blutflecken …«
    »Vielleicht wurde der Schütze bei der Schießerei selbst verletzt.«
    »Möglich«, sagte Marshall, »aber der Anrufer hat doch behauptet, es wären ein Schütze und zwei Opfer gewesen. Ich glaube eher, dass der eine Mann auf der Stelle tot und der andere verwundet war und der Schütze den zweiten zum Parkplatz getragen hat. Seine eigene Waffe hat er mitgenommen. Auf dem Gehweg befindet sich eine weitere schwache Blutspur.«
    »Klingt überzeugend«, sagte Virgil.
    »Wir haben alle Krankenhäuser der Gegend angewiesen, nach Männern mit Verletzungen unklaren Ursprungs Ausschau zu halten.«
     
    Virgil wandte sich wieder der Leiche zu, und Marshall ging zum Wagen, um Handschuhe zu holen. Als er zurückkehrte, sagte er: »Die Leute von der Spurensicherung werden nicht allzu glücklich sein, wenn Sie die Waffe anfassen.«
    »Ich krieg mein Supergehalt nur, damit ich mir hin und wieder von den Spurensicherungsleuten den Kopf waschen lasse.«
    Er zog die Handschuhe an, kniete neben der Beretta nieder und betrachtete sie einen Moment lang, bevor er am Lauf schnupperte. Er roch Öl.

    Der Tote hatte also keinen Schuss abgegeben.
    »Und, was schließen Sie daraus?«, fragte Marshall.
    »Dass er nichts ahnte, keinen Schuss abgefeuert hat. Dass der Schütze nicht von ihm verwundet wurde.«
    »Das wusste ich schon.«
    Virgil wandte sich der zweiten Waffe zu. Wieder das Gleiche: Sie war nicht abgefeuert worden.
    »Zwei Männer plus ein Schütze, passt gut zu Ihrer Version der Ereignisse«, sagte Virgil und zog die Handschuhe aus. »Sind hier in der Gegend irgendwelche Veteranendenkmäler?«
    »In fast jedem Ort.«
    »Instruieren Sie die örtliche Polizei, die Augen offen zu halten. Der Täter wird die Leiche des zweiten Mannes bald am Fuß eines Denkmals ablegen.«
     
    Virgil kehrte zum Parkplatz zurück, wo er sich nach Überwachungskameras umsah, jedoch keine finden konnte. Er fragte den Beamten am Pavillon danach.
    »Ich glaub nicht, dass es hier welche gibt. Obwohl sie sinnvoll wären.«
    »Seltsam«, sagte Virgil. »Überall sonst sind welche.«
    Er war gerade zu Marshall unterwegs, als der Van von der Spurensicherung eintraf. Der Leiter blaffte Virgil an, weil er die Waffe berührt hatte, allerdings nur halbherzig, denn er war selbst einmal bei der Mordkommission gewesen und hätte an Virgils Stelle vermutlich das Gleiche getan.
    »Wir müssen den Namen so schnell wie möglich rauskriegen«, sagte Virgil, »und uns seine Wohnung vornehmen, bevor jemand anders das tut.«
    Sie zogen die Brieftasche aus der Tasche des Toten.
    Die

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