Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Der Mann ging zu Boden wie ein Sack Kartoffeln. Aber die Pistole ließ sich trotz des Schalldämpfers nicht lautlos abfeuern, und so hörte der Schütze nun einen Fluch und sah Wigge auf sich zukommen, der eine Waffe aus der Hosentasche zog, während Bunton hinter ihm in der Schlucht verschwand.
    Der Schütze schoss Wigge ins Knie. Während Wigge noch versuchte, im Fallen seine Pistole aufzufangen, zog der Schütze
ihm mit der Linken den Schlagstock über den Kopf. Wigge ging ächzend zu Boden. Der Schütze drückte ihm den Lauf seiner Waffe gegen die Schläfe und sagte: »Bunton. Wer sind die andern? Zwei Namen.« Er hörte, wie Buntons Schritte sich in Richtung Raststätte entfernten. Der Tote auf dem Weg fiel ihm ein - gleich könnte jemand kommen …
    »Fick dich ins Knie«, antwortete Wigge und versuchte, sich aufzurichten. Der Schütze zog Wigge den Schlagstock noch einmal über den Kopf. Wigge sank in sich zusammen.
    Der Schütze hastete in Richtung Raststätte zurück, sprang über die Leiche auf dem Weg, hörte, wie ein Motorrad angelassen wurde, verlangsamte seine Schritte, als er den Parkplatz betrat, sah, wie Bunton die Maschine auf den Highway lenkte. Er hatte nicht versucht, Hilfe zu holen oder die Polizei zu informieren, sondern war einfach geflohen. … Der Schütze holte das Handy aus der Tasche. »Wo bist du?«
    »Gerade wieder in eure Richtung unterwegs.«
    »Fahr bis ganz ans Ende des Parkplatzes, sobald du hier bist. Ich bin hinten bei den Bäumen. Wigge hab ich, aber der Indianer ist mir entwischt. Wenn er die Polizei ruft, haben wir ein Problem.«
    »Drei Minuten …«
    Der Schütze hastete den Weg zurück, schob die Arme unter die Achseln des Toten, hob ihn hoch und zerrte ihn ins Unterholz. Dann trat er wieder auf den Pfad und schaute in Richtung Leiche: fast, aber nicht ganz verdeckt. Er stieß die Waffe des Toten weg. Wenn Bunton nicht die Polizei informierte, würde man ihn erst am Morgen entdecken.
    Er ging zu dem ächzenden Wigge, kniete neben ihm nieder, packte ihn an den Schultern, rollte ihn herum und hievte ihn sich auf den Rücken. Er war ungefähr fünfzig Meter vom Ende des Parkplatzes entfernt. Als er ihn mit Wigge erreichte,
sah er, wie sich die Scheinwerfer eines Wagens zum hinteren Ende bewegten. Der Schütze verbarg sich, bis er das Auto des Scouts zweifelsfrei erkannte, und rief dann: »Mach die Tür auf deiner Seite auf …«
    Der Schütze vergewisserte sich, dass niemand sie beobachtete, bevor er Wigge die fünf Schritte zum Wagen trug und ihn auf den Rücksitz schob. Dann trat er einen Schritt zurück, schloss die Tür und klatschte in die Hände, als wollte er sie von Staub befreien.
    »Ich weiß nicht, wie schwer er verletzt ist.«
    »Wenn er uns unter den Händen wegstirbt …«
    »Sitzen wir auch nicht tiefer in der Scheiße, als wenn’s hier passiert wäre. Wir müssen mit ihm reden. Bring ihn zur Scheune. Ich komme nach.«
     
    Sobald sein Partner mit Wigge weg war, ging der Schütze zum Van zurück. Er hatte einen Unbeteiligten getötet und damit gegen die Regeln verstoßen. Zwar war ihm keine andere Wahl geblieben - er erachtete das als Notwehr -, doch das machte keinen Unterschied. Der Unbekannte hingegen lebte noch, was bedeutete, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Wenn sie ihn nicht bis zum Morgen aufspürten und ihn nicht bis zum Nachmittag mit Wigge zusammenbrachten …
    Sie mussten dem Indianer folgen, weil sie die beiden letzten Namen brauchten.
    Das Spiel gewann an Tempo, die Regeln verloren ihre Gültigkeit. Es gab viel zu tun.
     
    Vielleicht zu viel, dachte der Schütze später, den Kopf in die Hände gestützt. Die Jahre des Tötens hatten ihn in ein Tier verwandelt. Wigge, der immer wieder das Bewusstsein erlangte, lag auf dem verrottenden Holzboden der Scheune, in der
eine Neonröhre das einzige Licht spendete, und versuchte zu schreien.
    Doch das gelang ihm wegen der mit Isolierband fixierten Zitrone im Mund nicht.
    Der Schütze erhob sich und schlüpfte hinaus in die kühle Nacht, um das Stöhnen von Wigge nicht mehr zu hören, das seine früher einmal katholische Seele belastete.
     
    Wigge zuckte bei dem Stromstoß zusammen.
    Der Scout hatte gewartet, bis Wigge zu sich kam, bevor er seine Hände mit über fünfzehn Zentimeter langen Stiften am Boden festnagelte. Nicht aus Grausamkeit, sondern um Wigge seine Ohnmacht zu verdeutlichen und ihm zu demonstrieren, was ihn erwartete, wenn er nicht kooperierte. Wigge hatte erneut das Bewusstsein

Weitere Kostenlose Bücher