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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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falls ich dabei den Polizisten erwische?«
    »Wenn’s nicht anders geht …«
    Der Schütze beendete das Gespräch, schaltete das Licht ein und fand, wonach er suchte: zwei Einkaufstüten aus Plastik. Er steckte sie in die Tasche seiner Jacke und zog diese aus. Mit einem Messer schnitt er das Viskosefutter heraus.

    Ihm war klar, dass er eine weitere halbe Stunde mit den Mücken nicht aushalten würde. Also wand er das Futter um den Kopf, bis nur noch drei kleine Löcher frei waren, eins zum Atmen und zwei für die Augen. Dann nahm er die Sonnenbrille vom Beifahrersitz und steckte sie zu den Plastiktüten in die Jackentasche.
    Anschließend rutschte er wieder durch Wald und Sumpf zu Buntons Haus. Als er es erreichte, war er bis zu den Knien nass und schmutzig, und seine italienischen Schuhe fühlten sich an, als würden sie sich gleich auflösen.
    Am Ende des Waldes zog er die Tüten zum Schutz gegen die Mücken über die Hände und bewegte sich im Zeitlupentempo zu einer Stelle unmittelbar hinter Buntons Haus, wo er beobachtete, lauschte und wartete, bis er schließlich den dunklen Hof überquerte.
     
    Keine Klimaanlage, nichts trennte den Schützen von seinem Opfer außer ein paar Fliegenschutzgitter - und zwei weitere Menschen. Drinnen lief eine Fernsehsendung, die zwei Männer und eine Frau hin und wieder kommentierten. Irgendwann fragte die Frau: »Hey, Ray, könntest du das holen?«
    Nun wusste der Schütze, dass sich ein Ray im Haus aufhielt. Er ging neben dem Stromzähler in Position. Um seine Augen vor den Mücken zu schützen, setzte er die Sonnenbrille so auf, dass sie mit dem Futterstoff abschloss, was sein Sichtfeld deutlich begrenzte. Ein paar Autos kamen vorbei; die Frau drinnen, erfuhr er, hieß Edna; Ray nannte sie »Ma«. Der andere Mann trug den Namen »Olen«.
    Gab es in Minnesota Giftschlangen?, überlegte der Schütze.

    Einige Zeit später - seine Gelenke begannen bereits steif zu werden - hörte er Ray sagen: »Ich hol Klopapier. Brauchen wir sonst noch was?«
    »Haferflocken fürs Frühstück … und ein paar Eier, wenn du Rührei möchtest.«
    Der Schütze schlich, darauf achtend, dass er nicht von Nachbarn beobachtet wurde, ums Haus herum nach vorn und blieb neben der Garage stehen. Zwei Minuten später öffnete sich die Tür, und Ray und der Polizist traten heraus. Der Polizist streckte sich und meinte: »Kalt.« Und Ray sagte: »Ich hol meine Jacke.« Dann ging er noch einmal hinein. Der Beamte zündete sich eine Zigarette an und schlenderte zum Wagen. Der Schütze bewertete die Situation: zwei Männer, eine dunkle Straße, die im Wald noch dunkler wurde. Kein Verkehr.
    Wenn er sie sich hier vornahm und die Frau ihn dabei beobachtete, würde er sie auch umbringen müssen - ein Massaker. Es gab schon zu viele Leichen, für die die Medien sich interessierten.
    Also schlich er an der Garagenwand entlang zurück über den Hof in den Wald und rannte mit eingeschalteter Taschenlampe in Richtung Van. Als er hörte, wie hinter ihm der Polizeiwagen angelassen wurde, beschleunigte er seine Schritte. Im Van riss er sich den Futterstoff vom Kopf und lenkte den Wagen auf die Hauptstraße.
    Er holte die beiden nach etwa eineinhalb Kilometern ein. Unterwegs hatte er den Scout angerufen: »Komm jetzt dazu. In nördlicher Richtung.«
    Als er den Streifenwagen erreichte, blendete er den Fahrer mit dem Fernlicht, worauf der die Lichthupe betätigte und das Auto stoppte. Der Schütze hielt hinter ihm an, sprang aus dem Van und rannte zu dem Polizeiwagen, als bräuchte er Hilfe.
Als der Beamte aussteigen wollte, schoss der Schütze ihm in den Kopf, riss die Tür ganz auf, hielt Ray die Waffe ins Gesicht und sagte: »Raus.«
    Der Polizist, der auf dem Sitz in sich zusammengesunken war, rutschte aus dem Wagen auf die Straße. Ray fummelte auf seiner Seite am Türgriff herum. Der Schütze hielt die Pistole weiter direkt auf seine Augen gerichtet. Als die Tür sich schließlich öffnete, glitt der Schütze schnell wie eine Schlange über die Motorhaube hinüber zu Ray. Dieser beugte sich über den Fahrersitz und versuchte die Waffe des Polizisten zu erreichen. Der Schütze feuerte zwei Schüsse auf Rays Beine ab und sagte: »Zeit zu sterben. Steigen Sie aus.«
    »Ich bin verletzt.«
    »Raus.«
    Ray versuchte auszusteigen, hielt sich an der Tür fest, schrie vor Schmerz auf, als seine Füße den Boden berührten, und rief noch einmal: »Scheiße, ich bin verletzt.«
    »Gehen Sie zum Van.«
    »Ich kann nicht

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