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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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wieder an. »Sie haben ihn gefunden, hier in Bemidji, am Veteranendenkmal am Birchmont Drive, mit einer Zitrone im Mund. Schüsse ins Herz und in die Beine.«
    »Irgendwelche Hinweise darauf, dass er verhört wurde?«
    »Nein. Ein paar Fingernägel sind eingerissen, aber es sieht aus, als wär das bei einem Handgemenge passiert. Wahrscheinlich hat er den Killer an der Jacke gepackt.«
    »DNS?«, fragte Virgil
    »Keine Ahnung. Ich bin auf dem Weg zum Denkmal. Neulich Abend, als Sie mit ihm spazieren gegangen sind …«
    »Ja?«

    »Da müssen Sie direkt dran vorbeigekommen sein«, sagte Whiting.
     
    Virgil betrachtete die von Scheinwerfern angestrahlte Leiche, um die sich eine Gruppe Polizisten scharte. Ein Reporter vom örtlichen Fernsehsender wollte ihm ein Interview entlocken, doch er verwies ihn weiter an Whiting, verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Red Lake. Unterwegs rief er auf dem Handy Rudy Bunch an, der ihm versprach, dass Louis Jarlait ihn in Red Lake erwarten würde.
     
    Jarlait begrüßte Virgil vor dem Red Lake Criminal Justice Center, bat ihn, ihm zu folgen, stieg in seinen eigenen Truck und fuhr Virgil voraus durch einen ziemlich dunklen Wald. Vier oder fünf Kilometer außerhalb der Stadt sah Virgil Lichter vor sich: zehn bis fünfzehn Autos entlang der Straße, Polizisten daneben.
    Sie hielten an und stiegen aus. Jarlait, der einen Lutscher im Mund hatte, fragte: »Wollen Sie auch was Süßes?«
    »Gern.« Jarlait holte einen Tootsie Pop aus dem Truck, den Virgil auswickelte, während sie in Richtung Haus gingen.
    »Ich hab von der Sache mit Ray gehört«, sagte Jarlait.
    »Ja … Wer ist alles da?«, erkundigte sich Virgil.
    »Die meisten von uns Red-Lake-Leuten, dazu ein paar aus Bemidji, die wir dazugebeten haben. Die Beamten vom FBI sind noch unterwegs, werden wahrscheinlich erst am Morgen hier sein.«
    »Hat irgendjemand eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte? Fremde Autos, fremde Menschen - wie zum Teufel konnte der Kerl sich hier einschleichen?«
    »Weißer Van«, sagte Jarlait. »Möglicherweise war’s ein
Mann in einem weißen Chevy-Van. Hier kommen immer mal wieder Fremde durch, aber der ist verdächtig langsam gefahren. Einer von unseren Leuten, Cliff Bear, hat ihn gesehen und …«
    »Was?«
    »Er meint, der Typ war Indianer. Deswegen hat er ihn nicht groß beachtet.«
    »Kannte er ihn oder den Van?«
    Jarlait schüttelte den Kopf. »Cliff hat ihn für einen Indianer gehalten, allerdings nicht für einen von uns, eher für einen Apachen.«
    »Für einen Apachen?«
    »Ja. Diese zaundürren kleinen Kerle. Von denen arbeiten seltsamerweise ziemlich viele für die Polizei. Und die werden manchmal zu uns raufgeschickt.«
    Ungefähr ein halbes Dutzend Red-Lake-Polizisten beäugte sie neugierig, als sie sich, Lutscher im Mund, näherten. Rudy Bunch löste sich aus der Gruppe. »Haben Sie Ray gesehen?«, fragte er.
    »Ja. Schüsse ins Herz und in die Beine. Wahrscheinlich wurde er hier getötet und nach Bemidji gebracht«, antwortete Virgil. »Und Ihre Leiche?«
    »Kopfschuss, sofort tot. Vermutlich eine.22er. Saß offenbar am Steuer.«
    »Was hatte er überhaupt hier verloren?«
    Bunch deutete die Straße hoch. »Sie waren im Haus von Rays Mom, ungefähr eineinhalb Kilometer weit weg. Sie sagt, Ray und Olen wollten in den Ort. Sind, scheint’s, nicht weiter gekommen …«
    Virgil kratzte sich am Kopf. »Wie hat der Typ das angestellt? Sie an den Straßenrand gewunken, ihnen einen Unfall vorgespielt?«

    »Olen hat nicht über Funk Bescheid gegeben, also kann’s so nicht gewesen sein«, antwortete Bunch. »Keine Ahnung, warum er angehalten hat.«
    »Hätte er sich auch bei’nem Platten über Funk gemeldet?«
    »Eher nicht, aber wer kann das schon mit Sicherheit sagen?«
    Virgil blickte kopfschüttelnd die Straße entlang. Egal was passiert war: Olen Grey und Bunton hatten die Situation nicht ernst genug genommen, weil Ray glaubte, im Reservat, im Haus seiner Mutter, sicher zu sein.
    Irrtum.
     
    Virgil trat näher an den Wagen heran. Auf der anderen Seite war ein Mann von der Spurensicherung mit Handschuhen und UV-Licht beschäftigt, auf der der Straße zugewandten Seite saß Grey zusammengesunken auf seinem Sitz. Virgil fragte Bunch: »Was würde es bedeuten, wenn der Schütze tatsächlich Indianer wäre? Dass er Verbindungen hierher hat?«
    Bunch zuckte mit den Achseln. »Cliff Bear hat ihn gesehen, aber nicht erkannt. Er könnte aus den Twin Cities kommen

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