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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Sie?«
    »Ich publiziere seit vierzig Jahren in solchen Zeitschriften. Glauben Sie mir: Die würden sie nehmen. Ein paar amerikanische Rednecks, die gerade dann nach Vietnam fliegen, um sündteure Bulldozer zu stehlen, als das Land in Flammen aufgeht? Was für eine Story! Schreiben Sie die mal selbst.«
    Virgil nickte. »Aber was halten Sie davon?«
    Sinclair leckte sich die Unterlippe und schüttelte den Kopf. »Ich habe lange mit Vietnamesen zusammengearbeitet. Sie können ziemlich nachtragend sein, aber auch reichlich naiv. Vielleicht besteht tatsächlich eine Verbindung nach Vietnam …«
    »Doch Sie glauben es nicht.«
    Sinclair zuckte mit den Achseln. »Das habe ich nicht gesagt. Damals sind Millionen von Menschen umgekommen. Das, was in dem Haus passiert ist, war vergleichsweise harmlos. Und dann die Sache mit den Zitronen. Als wollte der Täter mit dem Finger drauf deuten. Haben Sie schon mal überlegt, ob das alles in eine völlig andere Richtung gehen könnte?«
    »Ja. Ich hab da sogar einen Verdacht, will aber die Vietnam-Connection nicht ganz aufgeben.«
    »Weswegen Sie Tai und Phem auf die Pelle gerückt sind.«
    »Ich hab sie überprüft. Ehrgeizige Kerle«, sagte Virgil. »Meinen
jedenfalls die Kanadier. Aber wer weiß? Sie könnten auch ein vietnamesisches Killerteam sein.«
    Sinclair nickte. »Stimmt. Andererseits sind sie vielleicht nur Schlitzaugen, die das Glück hatten, in Kanada auf die Welt zu kommen, statt in einem Umerziehungslager.«
    »Sind Sie immer noch sauer?«, fragte Virgil.
    »Ja.« Sinclair kicherte. »Genauso sauer wie die auf mich. Die glauben mir nicht, dass ich Sie ihnen nicht auf den Hals gehetzt habe.«
    Da kam Mai mit zwei großen Einkaufstüten herein, die sie auf die Arbeitsfläche plumpsen ließ. Sie trug eine schlichte weiße Bluse und eine Jeans und sah umwerfend aus. Virgil schnupperte: kein Parfüm, nur ein Geruch nach rohem Meeresgetier.
    »Können Sie zum Essen bleiben?«, fragte sie Virgil.
    Virgil musste an die Okraschoten denken. »Leider nein. Die Suche ist immer noch nicht abgeschlossen. Allerdings hätte ich nichts dagegen, mit Ihnen einen Spaziergang um den Block zu machen.«
    »Fragen Sie meinen Daddy, ob er was dagegen hat.«
     
    »Mir ist schrecklich langweilig«, sagte sie und ergriff nach wenigen Metern seine Hand. »St. Paul wär gar keine schlechte Stadt, wenn man was zu tun hätte, aber das hab ich nicht.«
    »Sex ist immer ein Trost«, erwiderte Virgil. »Sie sind nicht in Ihrer Heimatstadt und könnten alle Ihre sexuellen Phantasien ausleben, ohne dass jemals jemand davon erfährt.«
    »Und mit wem soll ich schlafen?«
    »Wollen wir eine Zeitungsanzeige aufgeben und nach Freiwilligen suchen?«
    »Haben Sie den Typ gefunden, den Sie aufspüren wollten?«, fragte sie.

    »Ja. Er hat mir eine Geschichte erzählt, die ich gerade an Ihren Daddy weitergegeben habe. Die Sache ist merkwürdig. Doch den Fall löse ich noch.«
    »Meinen Sie?«
    »Solche Dinge haben ihren eigenen Rhythmus. Das ist wie bei der Handlung eines Romans. Man fängt mit einem Zwischenfall an, einem Mord zum Beispiel, und daraus ergeben sich zahllose Möglichkeiten, die man eine nach der anderen ausschließt. Irgendwann erkennt man dann die Story und spürt den Höhepunkt herannahen. So weit sind wir noch nicht, aber ich krieg schon ein Gefühl dafür. Die Geschichte nimmt allmählich Gestalt an.«
    »Seien Sie vorsichtig. Für mich hört sich das alles ziemlich gruselig an.«
     
    Wieder im Haus, fragte sie: »Und Sie können wirklich nicht bleiben?«
    »Ich muss los.« Doch er nahm sich die Zeit, sie zu küssen. Überraschend kam das nicht für sie, so viel stand fest, trotzdem spürte er kurz ihren Widerstand, was ihn überraschte, weil sie sich seiner Meinung nach gut verstanden und er sich in solchen Dingen nur selten täuschte. Sandy zum Beispiel würde sich mit Sicherheit nicht verkrampfen … Aber da drückte Mai sich enger an ihn, der Kuss wurde länger, und seine Hand wanderte zu ihrem Hinterteil …
    »Wir müssen uns ein hübsches Plätzchen suchen«, sagte sie und tätschelte seine Brust. »Neulich Abend, die Massage … hat mich ganz schön angetörnt.«
    »Ich wüsste da eine Blockhütte in Wisconsin«, schlug Virgil vor. »Da könnten wir mal einen Tag hinfahren … aber heute muss ich arbeiten, auch in der Nacht. Ich bin diesem Typ auf der Spur …«

    »Wisconsin. Ich hab das Gefühl, wir sollten uns bald auf den Weg machen.«
     
    Virgil verabschiedete sich von ihr

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