Blutige Rache
zweiten Klingeln ranging.
»Virgil Flowers, SKA, Sie haben angerufen?«, meldete sich Virgil.
»Flowers, wo stecken Sie?«
»In Bemidji.«
»Dann wissen Sie von der Sache mit Ray.«
»Ja, und wie haben Sie davon erfahren?«
»Haben Sie heute Morgen schon ferngesehen?«
»Hm. Wir müssen uns unterhalten.«
»Ja. Ich bin an einen Ort abgetaucht, wo das Arschloch mich nicht findet, mit meinen Sicherheitsleuten«, sagte Knox. »Ziemlich weit weg von Bemidji, aber ich könnte hinfahren, mich unauffällig mit Ihnen treffen.«
Virgil kratzte sich am Kopf, sah zum Rooty Toot hinüber. »Okay. Aus welcher Richtung kommen Sie?«
Zögern. Dann: »Bin ein paar Stunden südlich von Ihnen.«
Lügner , dachte Virgil. »Gut. Es gibt da eine ziemlich runtergekommene Ferienanlage nordwestlich von Bemidji am Highway 89, ungefähr sechseinhalb Kilometer nördlich des Highway 2. Sie heißt Rooty Toot.«
»Moment, ich werf einen Blick in die Karte … Okay, ich hab’s, südlich des Pony Lake.«
»Genau«, bestätigte Virgil. »Am Highway ist eine Budweiser-Werbung. Wann können Sie da sein? Gegen Mittag?«
»Ja. Seien Sie pünktlich. Ich warte nicht.«
Was bedeutete, dass er mehr als zwei Stunden auf dem Wasser verbringen konnte - bis die Sonne die Haut auf seiner Nase rot werden ließ. Nach einer Weile rief er Sandy an und sagte:
»Ich möchte dich um etwas bitten. Weißt du von dem Mord an Ray Bunton?«
»Ja, ist in sämtlichen Nachrichten. Die Fernsehleute fliegen alle rauf zu dir, wo immer du auch stecken magst.«
»Hm. Würdest du für mich recherchieren, ob man die Adresse des Hauses von Ray Buntons Mutter ermitteln kann, ohne ihren Namen zu kennen?«
»Mach ich.«
Anschließend wählte er die Nummer von Davenport, der sich sofort meldete und fragte: »Was ist passiert?«
»Nicht viel. Carl Knox hat mich angerufen; wir wollen uns nördlich von Bemidji treffen. Er behauptet, aus dem Süden zu kommen, doch er lügt - er ist in International Falls.«
»Wollen Sie ihn festnehmen?«
»Es liegt nichts gegen ihn vor. Er sagt, er versteckt sich vor dem Killer, möchte aber mit mir reden, im Rooty Toot Resort, wo immer das sein mag. Ich schau’s gleich im Atlas nach und mach mich auf den Weg.«
»Seien Sie vorsichtig, Virgil«, sagte Davenport.
»Glauben Sie, er hat vor, mich an der Nase rumzuführen?« Er sah, wie die Frau am anderen Ufer dem Mädchen die Angelrute reichte und sich aus der Ferne ein großes Motorboot näherte.
»Nein«, antwortete Davenport. »Er ist zwar ein Arschloch, aber man kann mit ihm reden. Er weiß, wie der Hase läuft.«
»Gut. Ich muss jetzt los. Ich ruf an, sobald ich mehr weiß«, sagte Virgil.
»Halten Sie mich auf dem Laufenden. Ich lasse inzwischen bei Ruffe vom Star Tribune durchblicken, dass wir vor neuen Erkenntnissen stehen, dass sich bald was tut. Vielleicht kann er daraus einen Artikel zimmern, der den Druck reduziert.«
Nicht mehr lange, dann wäre der Motor des großen Boots zu hören, also verabschiedete sich Virgil.
Er schob das Handy lächelnd in die Tasche. Was Davenport nicht weiß, dachte er, macht ihn nicht heiß. Er ließ den Motor an und machte sich über spiegelglattes Wasser auf den Weg zum Ufer.
Nach dem Duschen zog er ein altes, aber immerhin frisches weißes Pogues-T-Shirt, eine Jeans und eine schwarze Baumwollsportjacke an und ging zur Bar, um sich mit Root zu unterhalten, der bereits ein paar Gläser intus hatte.
»Der verdammte Flowers«, begrüßte ihn Root. Es waren drei weitere Männer in der Bar, zwei saßen an einem Tisch, der andere an der Theke, und alle drei hatten ein Bier vor sich. Root stellte Virgil vor: »Mein Freund Virgil Flowers, der berühmte Outdoor-Schriftsteller und Cop, der bestimmt hergekommen ist, um in dem Mordfall in Bemidji zu ermitteln. Hab ich recht?«
Virgil nickte und sagte: »Guten Morgen, David. Im See gibt’s wie üblich keine Fische. Ich hätt gern’ne Cola Light.«
»Von wegen keine Fische. Wenn du auch nur den blassesten Schimmer vom Angeln hättest …«
Da traten die Frau und das kleine Mädchen vom See ein. Die Frau war um die vierzig, schmal, hatte kleine Brüste, ein paar Sommersprossen um die Nase, schöne braune Augen und eine kleine weiße Narbe an einem ihrer gebräunten Arme. Sie sah Virgil an und bestellte ein Eis und eine Limonade bei Root, zahlte beides und setzte sich mit der Kleinen an einen Tisch in der Ecke.
»Was ist nun mit diesem Indianer passiert?«, fragte Root Virgil. Die
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