Blutige Rache
drei Männer spitzten die Ohren.
Virgil zuckte mit den Achseln. »Ich weiß auch nicht viel
mehr als du. Jedenfalls ist es der gleiche Killer wie in den Twin Cities und in New Ulm, so viel steht fest. Alles andere muss sich noch klären.«
»Wie stehen die Chancen, dass ihr ihn erwischt?«, fragte einer der Männer.
»Keine Sorge«, antwortete Virgil. »Den kriegen wir schon. Die Frage ist nur, ob er vorher noch jemanden umbringt.«
»Gute Frage«, sagte Root. »Darauf trinke ich ein Bier.«
Nach einer Weile standen die Frau und das kleine Mädchen auf, und die Frau verabschiedete sich mit einem Winken von Root.
»Wer war denn das?«, erkundigte sich Virgil.
»Sie heißt Loren, alle nennen sie El. Sie und ihr Mann haben ein Häuschen am See«, antwortete Root. »Er arbeitet vier Tage die Woche in den Cities und verbringt drei hier. In seiner Abwesenheit kümmert sich niemand um sie.«
»Von wegen kümmern«, bemerkte einer der Männer. »Wenn das einer versucht, knallt ihr Alter ihm ein Loch in den Bauch.«
»Sie kennen ihn?«, fragte Virgil.
»Ein Arschloch, irgendein großes Tier bei Pillsbury.«
»Wieso macht ihn das zum Arschloch?«, fragte Root.
»Vielleicht weil er mit ihr verheiratet ist und ich nicht«, antwortete der Mann. »Und weil ich um Viertel nach elf morgens in’ner Scheißkneipe sitze und Bier trinke.«
»Ist doch nichts Schlechtes«, erwiderte Root.
Sie plauderten fast bis Mittag, dann verließ Virgil die Bar. Nach kurzem Zögern ging er zu seinem Truck, holte seine Pistole unter dem Sitz hervor und steckte die Waffe hinten in den Hosenbund.
Dann setzte er sich auf die oberste Stufe seiner Blockhütte, wo man ihn von der Auffahrt aus sehen konnte und von wo aus er die Frau und das kleine Mädchen unten an der Anlegestelle beobachtete. Nach ein paar Minuten fuhr ein Jeep auf den Parkplatz. Die beiden Männer, die ausstiegen, waren keine Angler, dachte Virgil, und nickte ihnen zu. Sie kamen zu ihm.
»Virgil?« Sie waren groß gewachsen und dunkelhaarig, hatten schiefe Nasen und trugen schwarze Sportjacken, khakifarbene Hosen, Wanderschuhe von L.L. Bean sowie dunkle Sonnenbrillen.
»Ja. Aber wo ist Carl?«
»Der wird in ein paar Minuten da sein«, sagte einer der Männer und blickte zum See, zu dem halben Dutzend am Pier vertäuten Booten, der Frau und dem kleinen Mädchen hinunter. »Sal, hol uns doch ein paar Bier.«
Sal nickte und verschwand in Richtung Bar.
»Sie sind also die Security-Leute.«
»Ja, könnte man so sagen.«
»Wo haben Sie sich die krumme Nase geholt?«
Der Mann grinste. Vermutlich, dachte Virgil, war sein strahlend weißes Gebiss Werk eines ziemlich guten Zahnarztes. »In Chicago.« Wieder blickte er hinunter zum Pier. »Wer ist die Frau?«
»Man kennt sie hier«, antwortete Virgil. »Und der Inhaber der Anlage wusste bis heute Morgen nicht, dass ich kommen würde.«
»Hm. Frau mit Kind - so ein Team eignet sich gut zum Spionieren«, sagte der Mann.
»Gute Idee, das notiere ich mir.«
»Tun Sie das.« Er tippte Virgil gegen die Brust. »Die Pogues. Verdammt gute Band. Bin selber Ire.«
»Sie haben sich noch nicht vorgestellt«, sagte Virgil.
»Pat O’Hoolihan.«
»Verarschen Sie mich?«
Der Mann grinste erneut. »Ja.«
Sal kehrte mit zwei gekühlten Sixpacks zurück. »Vier Besoffene unterhalten sich da drin über Köder. Todlangweilig.«
»Sie sollten lernen, sich zu entspannen«, riet ihm Virgil. »In den Gesprächsfluss einzutauchen.«
Sal ließ seine Kaugummiblase zerplatzen. »Lieber lass ich mich erschießen.«
Der Mann, der nicht Pat O’Hoolihan hieß, zog sein Handy heraus, wählte eine Nummer und sagte: »Alles in Ordnung.«
Knox fuhr mit einem schwarzen GMC-Geländewagen vor, Kuhfänger und zwei winzige Schutzbleche aus Chrom über den Rücklichtern inklusive.
»Sieht irgendwie tuntig aus«, sagte Virgil.
Sal ließ erneut eine Kaugummiblase zerplatzen. »Stimmt …«
Knox stieg auf der Beifahrerseite aus, und vom Fahrersitz kletterte ein weiterer Mann mit schiefer Nase. Knox war groß gewachsen, hatte schütteres Haar, ein fleischiges Gesicht und einen dicken Bauch und wirkte wie der Prototyp des Bulldozerhändlers. Er trug eine khakifarbene Cargohose, ein weißes Hemd, eine schwarze Sportjacke und wie seine Männer Wanderschuhe von L.L. Bean.
Er trat auf Virgil zu. »Mr. Flowers.«
Virgil schüttelte ihm die Hand. »Gehen wir doch rein.«
Nach einem Blick auf die Hütte schüttelte Knox den Kopf. »Nein. Ich
Weitere Kostenlose Bücher