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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Ray sie ab. »Da war’ne große Lasterladung voll mit Ersatzteilen, keine Ahnung, wo Chester die herhatte, alles nagelneu. Uns ist in der Sonne der Schweiß in Strömen runtergelaufen, weil’s keinen Schatten gab in dem Hof, dafür umso mehr Mücken. Es standen ganze Paletten Lone-Star-Bier rum … sauberes Trinkwasser konnte man nirgends kriegen, also haben wir jeden Tag Unmengen Bier in uns reingekippt,
damit wir nicht austrocknen … Dann war da dieses große Haus nicht weit entfernt, auf der anderen Seite von einem Feldweg, mit einer altmodischen Wasserpumpe davor. Chester hat uns gewarnt, wenn wir daraus trinken, kriegen wir die Ruhr. Abspritzen konnten wir uns damit. Wir sind immer wieder hin, haben Eimer mit Wasser gefüllt und sie uns gegenseitig drübergeschüttet. Herrlich! Aber irgendwann ist dieser alte Mann aus dem Haus gekommen und hat uns auf Französisch angeblafft. Keiner von uns hatte eine Ahnung, was er wollte.«
    Knox’ Gedanken schweiften ab.
    »Wissen Sie was, Flowers? Einmal hab ich einen gebrauchten Caterpillar drüben in Wisconsin, westlich von Milwaukee, ausgeliefert. Die Leute dort schufteten im Graben, verlegten eine Wasserleitung, und irgendwann ist der Graben eingebrochen. Von den sechs Männern wurden vier unter den Sandund Lehmmassen begraben. Wir sind reingesprungen und haben mit bloßen Händen gebuddelt, aber sie sind alle krepiert, mit offenen Augen, den Mund voller Dreck. Manchmal muss ich dran denken. Ein Unfall, ja … Die Geschichte damals in Vietnam dagegen geht mir praktisch nie aus dem Kopf, seit mehr als dreißig Jahren …«
    »Auf der anderen Seite vom See wartet vielleicht jemand mit einem Gewehr darauf, dass Sie den Namen ausspucken. Kurz davor drückt er ab. Wie wär’s also, wenn Sie ihn mir schnell geben? Bevor’s zu spät ist?«
    Knox grinste. »Warren.«
    »Ralph Warren?«
    »Ja. Ich dachte, das wüssten Sie.«
    »Ich hab alle bis auf Ray erst nach ihrem Tod gesehen, und der kannte Warren nicht.«
    Jetzt lachte Knox. »Wissen Sie sonst noch jemanden,
der kaltblütige Killer mit krummen Nasen einfliegen lassen könnte?«
    »Einer der kaltblütigen Killer ist selber hopsgegangen«, bemerkte Virgil.
    »Der Typ an der Raststätte?«
    »Ja. War früher beim Militär, Spezialeinheit.«
    »Wahrscheinlich Wigges Mann, vermutlich ein Unfall. Warren wollte bestimmt nicht, dass Wigge was merkt, weil der ganz schön hart war.«
    »Was ist nun in Vietnam passiert? Hat Warren die Morde begangen?«
    Knox nickte. Sie hatten so viel schweres Gerät aufs Schiff transportiert wie möglich. Als der letzte Laster sich auf den Weg machte, der auch verladen werden sollte, holten Warren und Wigge ein paar Flaschen Rum heraus, die sie tags zuvor von einem kambodschanischen Sicherheitsmann gekauft hatten, und fingen an, Cola und Rum zu mixen.
    »Cuba Libre nannte man den Drink damals. Schmeckt prima, wenn’s heiß ist. Wir hatten schon’ne ganze Menge Bier intus und soffen uns allmählich einen ziemlichen Rausch an, als Warren auf die Idee kam, dass er ein Bad nehmen will. Wir haben ihn ausgelacht und verarscht, aber er ist mit nacktem Oberkörper zum Haus abgedampft, das lag ungefähr hundert Meter entfernt. Hübsche Hütte mit alten Palmen drumherum, irgendwie französisch. Passte ja auch zu dem alten Mann, der uns immer auf Französisch anbrüllte.
    Und dann war da noch diese junge Frau. Wir hatten sie ein paarmal auf dem Fahrrad gesehen. Jedenfalls macht Warren sich mit seiner Knarre betrunken auf den Weg - wir hatten M16 von Chester, sicherheitshalber - und zieht sich splitterfasernackt aus. Dann stellt er sich unter die Pumpe … und die Kleine kommt auf ihrem Fahrrad daher und sieht ihn erst, als
sie absteigt. Sie versucht ihm auszuweichen, aber er rennt ihr nach und begrapscht sie und fängt an, sich an ihr zu reiben und zu lachen …
    Da kommt der Alte raus, mit einem Gewehr in der Hand, und feuert einen Warnschuss in die Luft ab. Wir kriegen alle einen Mordsschreck; die Kleine läuft ins Haus, der Alte rennt auf Warren zu. Warren packt seine Klamotten, und als der Alte fast bei ihm ist, schleudert Warren ihm seine Kleider entgegen, entreißt ihm die Knarre und schießt. Dann folgt er der Kleinen ins Haus und fängt an, wie wild zu ballern. Wir gehen alle rüber, nicht zu schnell, weil wir Angst vor den Schüssen und nur noch eine weitere Waffe haben.
    Im Hof liegt ein Toter, und Chuck sagt: ›Ich hau hier ab.‹ Schreie aus dem Haus, und Warren brüllt was, und wir fragen

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