Blutige Rache
hasse geschlossene Räume, die ich nicht kenne. Suchen wir uns lieber einen Baumstumpf.« An seinen Leibwächter
gewandt, der nicht Pat hieß, fügte er hinzu: »Larry, du kommst mit.«
»Ja, begleiten Sie uns ruhig, Larry«, sagte Virgil.
»Für Sie immer noch Mr. Larry, Virgil. Ich hol nur schnell einen Sixpack.«
Die drei schlenderten zu einem Picknicktisch hinter einer der Hütten, wo man sie von der Bar und von der Auffahrt nicht sehen konnte. Die Frau und das kleine Mädchen spähten vom Anlegesteg aus ins Wasser.
Larry sagte: »Hübscher Hintern.«
Knox, entrüstet: »Ich bitte dich, sie ist doch erst acht.«
Virgil musste lachen. Sie nahmen sich jeder ein Bier und machten es sich an dem Tisch bequem. Larry setzte sich mit dem Rücken zu ihnen, den Blick auf die Hütten gerichtet, wo die beiden anderen Männer sich die Beine vertraten.
»Worum geht’s?«, fragte Knox. »Sie haben mit meiner Tochter geredet.«
»Darum, dass jemand Leute umbringt, und zwar lauter Männer, die 1975 in Vietnam waren, um Bulldozer zu klauen. Der letzte, den’s erwischt hat …«
»Ray.«
»Ja, Ray. Ray hat mir von dem Bulldozerdiebstahl erzählt.«
»Das war kein Diebstahl«, widersprach Knox, »sondern eher so was wie eine Rückführung.«
»Egal. Als die Bulldozer verladen waren, kam es jedenfalls zu einer Schießerei. Von Ray weiß ich, dass Chuck Utecht mit dem Gedanken spielte, sich öffentlich dazu zu bekennen, und deshalb mundtot gemacht werden musste. Aber inzwischen hatte Utecht schon mit Sanderson geredet, und der mit Ray, und die Sache geriet außer Kontrolle. Die Morde wurden von
einem Profi ausgeführt. Wir haben uns gefragt, wer noch am Leben und in der Lage ist, ein paar Killer mit krummen Nasen von Chicago zu holen und Klarschiff zu machen. Wir sind auf Sie gekommen.«
»Hast du das gehört, Larry? Er nennt dich einen krummnasigen Chicago-Killer«, sagte Knox.
»Mit dieser Beschreibung kann ich mich nicht identifizieren«, erwiderte Larry laut rülpsend. »Ich besitze jede Menge gute Eigenschaften.«
Mit der Bemerkung hatte Knox Zeit schinden wollen, das wusste Virgil.
»Das ist lange her, und ich hatte nichts damit zu tun«, erklärte Knox schließlich.
»Das hat Ray auch gesagt, der seiner Aussage nach nur den Tieflader lenkte. Als er das letzte Mal zum Haus zurückfuhr, brannte es lichterloh, und jemand war erschossen worden.«
Schweigen. Dann: »Nicht nur eine Leiche, sondern vier, mindestens. Und das war noch nicht alles …« Er schüttelte den Kopf.
»Wollen Sie’s mir erzählen?«, fragte Virgil.
»Ja. Vielleicht hilft Ihnen das, die Mörder zu finden. Aber dafür möchte ich etwas.«
»Und was?«
»Möglicherweise habe ich Beweise. Sie müssen sagen, Sie hätten sie in Rays Sachen entdeckt. Ich will offiziell nichts damit zu tun haben.«
»Ich weiß nicht, ob ich das tun kann.«
»Tja, dann wird wohl nichts draus … Ich möchte mich wirklich nicht um die Verantwortung herumdrücken«, sagte Knox. »Ich glaube nur nicht, dass Sie den Typ erwischen, auch nicht mit den Fotos. Und wenn Sie ihn nicht erwischen, ist die Gefahr groß, dass er mich abmurkst. Oder mein Kind
oder meine Exfrau. Ich weiß, dass Sie und Davenport mich für ein großes Tier halten, doch ich schwöre Ihnen: Ich hab noch nie jemanden umlegen lassen, würde nicht mal wissen, wen ich beauftragen sollte. Ich verkaufe Bulldozer.«
»Sie haben also Fotos …«
»Ja. Nicht dabei. Aber ich könnte sie holen.«
»Dann erzählen Sie mir die Geschichte …«
Der alte Utecht hatte die Sache mit den Bulldozern 1975 eingefädelt, als Vietnam im Chaos versank. Er rief seinen Sohn an, der informierte Wigge und der wiederum Knox. Knox war Ex-GI, früher in Deutschland stationiert und kannte sich aus mit schwerem Gerät. »Ich hab ihnen ins Konzept gepasst. Wir hatten samt und sonders schon mal mit schweren Maschinen gearbeitet und waren bis auf Utecht alle beim Militär gewesen. Und Ray konnte Laster fahren.«
Er flog mit Chuck Utecht nach Vietnam, wo Chester Utecht sie am Flughafen abholte und zum Gerätehof brachte.
»Einige der Dinger waren praktisch neu, aber ein paar Jahre lang nicht benutzt worden, die fraß der Dschungel allmählich auf. Die Spritleitungen und -filter waren verstopft, an den Plastikteilen knabberten kleine fette Nager mit roten Bäuchen. Da stand unendlich viel Zeug rum …«
Die Mannschaft machte sich ans Werk, brachte eine Maschine nach der anderen auf Vordermann, und dann transportierte
Weitere Kostenlose Bücher