Blutige Rache
hab ihm gesagt, er soll ein Goldkettchen um den Hals tragen. Und Secret Service und FBI wollen wissen, wie weit Sie mit den Ermittlungen sind. Zu viele wichtige Leute halten sich in der Stadt auf, als dass wir einen Psychopathen frei rumlaufen lassen könnten.«
»Das heißt, allmählich machen sie Druck?«
»Ja. Ich bin nicht unzufrieden mit dem, was Sie bis jetzt zuwege gebracht haben, aber die interessieren keine Prozesse, sondern nur Lösungen«, sagte Davenport. »Wenn Sie nicht bald Ergebnisse vorlegen, wollen die Ihnen am Ende noch helfen, mit ihren eigenen Leuten.«
»Das würde alles noch weiter verlangsamen.«
Davenport nickte. »Genau. Ich würde Folgendes vorschlagen: Wenn Warren wirklich ernstzunehmend unter Verdacht steht, sollten wir jetzt die Daumenschrauben anlegen.«
Virgil rief beim FBI und im provisorischen Büro des Secret Service an, das wegen des republikanischen Parteitags eingerichtet worden war. Die Agenten, mit denen er sich unterhielt, klangen kühl und skeptisch. Nach den Gesprächen knallte Virgil den Hörer fluchend auf den Schreibtisch.
Shrake und Jenkins gesellten sich zu ihm. »Geht’s los?«
»Ja. Unser Mann Andreno ist vom Flughafen hierher unterwegs. Außerdem brauchen wir Dan Jackson; ich möchte die Aktion möglichst auf Video aufnehmen und Andreno von den Technikern verkabeln lassen.«
»Und wo wollen wir es durchziehen?«, fragte Jenkins.
»Es muss in der Öffentlichkeit sein, sonst kauft Warren es uns nicht ab«, antwortete Virgil.
»Dann sollten möglichst wir den Ort wählen«, sagte Jenkins. »Den könnten wir dann präparieren. Wenn er ihn aussucht, sehen uns seine Sicherheitsleute.«
»Wie wär’s mit Spiro’s an der University Avenue in Minneapolis?«, schlug Shrake vor. »Das ist nur fünfzehn Minuten von Warrens Haus entfernt; weil er was in der Gegend gebaut hat, kennt er sich dort wahrscheinlich aus. Außerdem gibt’s in dem Viertel nicht nur große Straßen, was uns die Beobachtung erleichtert.«
»Okay. Arrangieren Sie das mal, während ich auf Andreno warte. Lucas möchte, dass wir richtig Druck machen.«
Sandy rief an. »Wo bist du?«
»In John Blakes Büro.«
»Bin schon unterwegs.«
Sie brachte eine Aktenmappe mit, die sie ihm reichte. Er schlug sie auf: Artikel von verschiedenen Websites.
»Etwas finde ich besonders interessant«, sagte sie. »Ab den sechziger Jahren hat Sinclair immer wieder Kritik an der CIA geübt, deren Leute als Killer, die Agency selbst als kontraproduktiv und destabilisierend für progressive Länder, als Steigbügelhalter für rechtsorientierte Diktatoren und so weiter und so fort bezeichnet. Die übliche Schelte, nichts Spezifisches. Nichts, was man nicht auch in den Zeitungen hätte lesen können. Das ging bis in die Achtziger und Neunziger so. Doch dann …«
Breites Grinsen.
»Vor sechs Jahren hat ein gewisser Manfred Lutz von der Georgetown University in Atlantic geschrieben, Mead Sinclair habe sich seinen Ruf in den Sechzigern letztlich durch zwei Antikriegsartikel im Hard-Times-Theory - und im Cross-Thought -Magazin erworben, die sehr gut recherchiert und
profund gewesen seien, beides laut Lutz’ Aussage kleine, aber einflussreiche Zeitschriften der Linken.«
»Davon habe ich gehört. Die Namen sagen mir was.«
»Weißt du aber auch, was Lutz noch behauptet? Dass Hard Times und Cross-Thought von der CIA gesponsert waren.«
»Bezeichnet er Sinclair als CIA-Agenten?«
»Nein, nicht mit diesen Worten. Er erwähnt Sinclair nur in einer Liste von Leuten, die von Publikationen in den Magazinen profitierten. Das verursachte einen ziemlichen Aufruhr, worauf Sinclair offenbar drohte, ihn zu verklagen, und so zum Schweigen brachte. Sinclair behauptet, er habe nicht geahnt, dass es sich bei den Zeitschriften um CIA-Organe handelte. Für ihn waren das wesentliche Sprachrohre der Linken, die seine Artikel veröffentlichten und ihm Geld dafür gaben, und das reichte ihm. Er scherzte dann sogar selber, dass sie möglicherweise mit der CIA kungelten, weil sie so ziemlich die einzigen linken Zeitungen waren, die überhaupt jemanden bezahlten.«
»Wo finde ich Lutz?«
»Er lebt in der Nähe von Washington. Ich hab seine Büronummer auf dem Artikel notiert.«
»Du bist wirklich ein Schatz«, sagte Virgil. »Ich ruf ihn sofort an.«
Lutz hatte eine dunkle, raue Stimme mit New Yorker Akzent. »Wie haben Sie mich aufgespürt?«, fragte er.
»Eine unserer Rechercheurinnen hat das für mich besorgt«,
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