Blutige Rache
verplappert.«
»Das wird hart«, meinte Andreno. »Wenn er schlau ist, hält er den Mund. Blinzeln und Nicken ja, aber keine Worte.«
»Er hat nicht alle Tassen im Schrank«, sagte Virgil. »Ihr müsst ihn reizen.«
»Was ist, wenn er nicht reagiert?«, fragte Shrake. »Ernstzunehmende Druckmittel haben wir nicht.«
»Doch, die Fotos«, widersprach Virgil. »Knox hat ihm Kopien davon geschickt und keine Antwort bekommen. Also ist er das auf den Bildern, und das weiß er auch. Vielleicht würden sie vor Gericht nichts bringen, aber wenn sie an die Öffentlichkeit gelangen, kann er politisch gesehen einpacken.«
»Ich möchte mir das Lokal vorher ansehen«, sagte Andreno. »Wenn die Sicherheitsleute wirklich Profis sind, haben die elektronisches Spielzeug und filzen mich.«
»Sie werden nicht verkabelt«, erklärte Shrake. »Wir haben was viel Cooleres, das zeigen wir Ihnen unten.«
Andreno nickte, ließ seine Kaugummiblase zerplatzen und sah Virgil an. »Was für eine Geschichte haben Sie sich nun für mich ausgedacht?«
Die Geschichte sah folgendermaßen aus: Andreno wurde von Carl Knox als Sicherheitsmann zum Schutz gegen den Killer, der die Bulldozer-Leute von damals einen nach dem anderen umbrachte, angeheuert. Knox verdächtigte Warren. Es kam zum Streit zwischen Andreno und Knox. Knox hielt sich in seiner Blockhütte oben im Norden auf, wo Andreno den ganzen Tag im Freien sein musste, mit Mücken und allerlei anderem Getier. Das war er einfach nicht gewohnt. Nach einer Auseinandersetzung feuerte Knox ihn und weigerte sich, ihm seinen Lohn zu zahlen.
»Sie wussten, wo die Fotos sich befanden, die Sie auf dem Weg nach draußen mitgehen ließen. Für Ihre Arbeit hätten Sie fünftausend Dollar die Woche, fünfundzwanzigtausend plus Spesen garantiert, bekommen sollen, und die wollen Sie jetzt, also insgesamt dreißigtausend. Wenn er kein Interesse an den Bildern hat, drohen Sie ihm, sich nach einem anderen Käufer umzusehen.«
»Machen Sie Warren Folgendes klar: Sie wissen, dass er hinter den Morden steckt«, sagte Virgil. »Und Sie sind bereit, ihm zu verraten, wo Knox sich verbirgt.«
»Was ist mit den Negativen?«, fragte Andreno.
»Von denen haben Sie keine Ahnung«, antwortete Virgil. »Falls sie bei Knox sind, ergibt sich für Warren ein neues Problem
- aber sind sie wirklich bei ihm? Erst einmal muss Warren sich um die Fotos kümmern.«
Wenig später gesellte sich Davenport zu ihnen und begrüßte Andreno mit einem Schulterklopfen.
»Sorgt mir dafür, dass der Junge nicht hopsgeht«, wies Davenport Virgil an, nachdem dieser ihm ihr Vorgehen erläutert hatte.
»Es dürfte eigentlich nichts passieren - wir sichern alles ab und nehmen alles auf«, sagte Virgil.
»Tja, was sollte da noch schiefgehen?«, meinte Jenkins.
ZWANZIG
Bei dem »coolen« Ausrüstungsteil handelte es sich um einen Laptop mit zwei Batteriefächern. In einem steckte ein hochauflösender Digital-Videorecorder mit vier winzigen Kameras und Mikrofonen sowie einem Sender.
»Es funktioniert folgendermaßen: Man drückt F-10. Das fährt nicht den Computer hoch, sondern aktiviert die Recorder und den Sender. Das Gerät zeichnet Gespräche im Abstand von drei Metern auf, macht Weitwinkelfotos in alle vier Richtungen und sendet«, erklärte der für die Technik zuständige Dan Jackson. »Achten Sie darauf, dass Sie nicht in der Nähe der Küche sitzen, sonst hören wir nur das Geklapper von Geschirr. Stellen Sie den Laptop so auf, dass eins der Objektive auf Warren gegenüber von Ihnen und eins auf Sie selbst gerichtet ist. In dem Lokal gibt’s W-LAN, also können Sie das Notebook ohne Probleme benutzen. Sobald er auftaucht, gehen Sie aus dem Netz, klappen es zu und schieben es zur Seite.«
»Warum ist das besser als’ne Verkabelung?«, fragte Andreno.
»Weil der Laptop mehr Möglichkeiten hat. Man kann damit Filme drehen, hat einen besseren Klang, ein besseres Mikro und eine bessere Batterie«, antwortete Jackson. »Außerdem reagieren Wanzensuchgeräte grundsätzlich auf Computer, das wissen die auch. Allerdings ahnen sie nicht, dass das Ding tatsächlich eine Wanze ist.«
Andreno, der skeptisch wirkte, sollte Warren Farbkopien der Fotos geben und ihm sagen, die Originale befänden sich ganz in der Nähe. »Wenn Sie ihm die Originale überlassen, glaubt er Ihnen nicht«, erklärte Virgil.
Andreno übte ein wenig mit dem Laptop. Als sie sicher waren, dass er damit umgehen konnte, machten sie
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