Blutige Rache
sich auf den Weg zum Lokal, bestellten Kaffee und Kuchen und besprachen die Sitzordnung.
Am Ende fragte Virgil: »Zufrieden?«
Andreno nickte. »Ja. Es ist fast Mittag. Rufen wir an.«
Sie gingen hinaus zu Virgils Truck, gaben Andreno ein Handy, das Shrake über die Mikrobuchse mit dem Laptop verband, und sagten ihm Warrens Handynummer.
Andreno räusperte sich ein paarmal, bevor er die Nummer wählte. Das Gespräch dauerte eine Minute; anschließend hörten sie sich die Aufzeichnung an.
Andreno: »Ralph Warren? Ich habe für einen sehr alten Freund von Ihnen aus den Sechzigern gearbeitet und muss mit Ihnen reden.«
»Was für ein Freund? Was wollen Sie?«, fragte Warren mit hoher, näselnder Stimme. »Woher haben Sie meine Nummer?«
»Wir müssen uns über die Toten mit den Zitronen im Mund unterhalten. Ihr alter Freund meint, Sie könnten etwas darüber wissen, und das macht ihn nervös. Deswegen versteckt er sich. Er hat damals Fotos gemacht, in dem Haus, und Ihnen Abzüge davon geschickt. Ihr Freund und ich, wir konnten uns nicht einigen, da hat er mich gefeuert, und ich hab die Bilder an mich genommen. Ich will nur das, was mir zusteht, meinen Lohn, dreißigtausend Dollar. Dann lasse ich Sie in Ruhe.«
»Keine Ahnung, was Sie meinen, Mann.«
»Okay. Tja, dann kommen Sie eben nicht«, sagte Andreno. »Ich werde in Spiro’s Restaurant sein, drei Häuserblocks westlich von Ihren Checkerboard Apartments an der University, um ein Uhr. Wenn Sie nicht um zehn nach da sind, maile ich die Fotos an die Leute vom Fernsehen und fahre zurück nach Chicago. Ich weiß, wie Sie aussehen … von den Bildern. Falls es Sie interessiert, wo Ihr alter Kumpel steckt, kann ich Ihnen das auch verraten. Bis dann.«
»Augenblick …«
Doch Andreno hatte das Gespräch bereits beendet.
»Er hat angebissen«, sagte Shrake. »Er wird da sein.«
Jackson ging in etwa dreihundert Metern Entfernung mit einem Kameraobjektiv in Position, das so lang wie sein Arm war. Die anderen blieben auf der Straße, auf dem Rücksitz cremefarbener Limousinen, hinter leicht getönten Scheiben, alle mit Funkgeräten ausgestattet. In der ersten halben Stunde tat sich nichts. Dann begann das Funkgerät zu rauschen, und Jenkins sagte: »Schaut euch den Typ da drüben an, in dem Corolla. Er fährt langsam, sondiert die Lage.«
»Kann sein Gesicht nicht erkennen«, sagte Shrake. Virgil befand sich im letzten Wagen und sah den Corolla vorbeifahren, ebenfalls ohne das Gesicht zu erkennen. Der Wagen bog von der University in eine Nebenstraße ohne Wohngebäude ab.
Wenig später tauchte der Corolla wieder auf, diesmal in Virgils Richtung. »Der Corolla kommt zurück«, informierte Virgil die anderen. »Wahrscheinlich ist das unser Mann.«
Der Wagen rollte an ihm vorbei. Der Fahrer war kräftig gebaut und zu groß für den Corolla, trug einen stahlgrauen Anzug, eine burgunderfarbene Krawatte und eine Sonnenbrille. Einer von Warrens Sicherheitsleuten.
»Da ist noch einer«, sagte Jenkins. »Da drüben, der Jeep.«
Ein roter Jeep Cherokee fuhr auf den Parkplatz, machte langsam die Runde, blieb kurz am hinteren Ende stehen und entfernte sich genauso langsam wieder. »Die notieren die Nummern auf den Schildern der geparkten Autos«, sagte Jenkins. »Würd mich interessieren, wer die für sie überprüft.«
»Machen wir’s einfach genauso«, schlug Virgil vor.
Der Jeep ordnete sich in den fließenden Verkehr ein, bewegte sich etwa hundert Meter die Straße hinauf, wendete und blieb zwei Wagen hinter Shrake stehen. »Scheiße«, lautete dessen Kommentar.
»Vielleicht steigen sie aus, wenn Andreno oder Warren auftaucht«, sagte Jenkins.
»Hoffentlich. Macht mich nervös, wenn sie mir so dicht auf den Pelz rücken.«
Sie warteten. Um zehn vor eins lenkte Andreno sein Auto mit Illinois-Kennzeichen auf den Parkplatz. Shrake, der die Männer im Jeep durch das Rückfenster beobachtete, rief: »Sie haben ihn gesehen. Der Fahrer hat sein Handy gezückt.«
Andreno ging hinein. Drei Minuten später sagte er: »Ich hoffe, ihr könnt mich hören.«
Virgil wählte seine Handynummer und antwortete: »Laut und deutlich.«
Warren tauchte um Punkt eins in einem schwarzen Cadillac Escalade auf und stieg auf der Beifahrerseite aus. »Da ist er, der Typ in dem schwarzen Anzug«, sagte Virgil.
Warren nahm die Sonnenbrille ab und steckte sie in die Jackentasche. Sein Chauffeur ließ den Blick über den Parkplatz schweifen und musterte Andrenos Crown Vic
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