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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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sind«, mischte sich Schnur wieder in das Gespräch ein und setzte die Befragung fort: »Wir wir gehört haben, sind Sie auch für den Schacht in Lauterbach zuständig.«
    »Nur noch selten. Die Materialfahrten dort werden immer weniger.«
    »Ist Ihnen dort jemand aufgefallen, der diesen Schacht benutzen wollte, obwohl er nicht zu den Kameraden dazugehörte?«
    »Nein. Dort fahren manchmal einige Jungs raus und gehen den Rest zu Fuß zum Warndt, weil sie frische Luft schnappen oder früher in der Kaffeeküche sein wollen. Aber die kann man an einer Hand abzählen. Wenn dort ein Fremder dabei wäre, würde er jedem auffallen.«
    Schnur rieb sich über sein Kinn. Mit dieser Antwort hatte er schon fast gerechnet. Trotzdem spürte er Enttäuschung.
    »Kommen wir auf den Gustavschacht zurück. Hat hier jemand mal in letzter Zeit Sonderfahrten gemacht?«
    »Nur Tony und die beiden Auszubildenden, als sie von eurem Verein zu spät zur Schicht gekommen sind.«
    »Sonst niemand, der zwischendurch mal etwas unter Tage zu erledigen hatte?«
    »Nein! Warum? Hollinger wurde doch hier oben getötet.«
    Jetzt musste Schnur vorsichtig sein. Dieser Kerl war verdammt fix im Kopf.
    »Es könnte doch jemand von unten gekommen sein und …«
    »Vergessen Sie’s!«, fiel ihm Hemmerling ins Wort. »Kein Bergmann tut einem anderen so etwas an.«
    »Ist also niemand außer der Reihe nach unten gefahren – außer Tony und den Auszubildenden?«, fragte Schnur weiter.
    »Sagte ich doch gerade«, murrte Hemmerling ungehalten.
    »Sitzen Sie rund um die Uhr an diesem Platz?«
    »Natürlich nicht.«
    »Das heißt also, dass Sie abgelöst werden?«
    »Wenn Sie wissen wollen, wer wann seine Fahrmarke nicht abgeholt hat, weil er länger unten geblieben ist, müssen sie mit der Lampenstube Warndt sprechen. Hier gibt es keine Kontrolle darüber«, wich Hemmerling der Frage aus.
    »Was glauben Sie, was wir jetzt tun werden? Sie erwecken in mir nämlich nicht gerade den Eindruck eines ehrlichen Mannes.«
    Siegfried Hemmerling starrte den Polizisten böse an und knurrte: »Warum schnüffeln Sie überhaupt hier herum? Das ist ein Fall für das Bergamt. Die sind nur halb so lästig wie Sie.«
    »Wir wurden vom Bergamt beauftragt. Deshalb schnüffeln wir hier herum.«

    Wieder saß Anke dem gutaussehenden Tim Fechter gegenüber. Dieses Mal jedoch in ihrem Büro der Kriminalpolizeiinspektion in Saarbrücken. Anke hatte Mühe, sich zu konzentrieren.
    Plötzlich begann er auch noch zu grinsen.
    Sie fühlte sich ertappt.
    »Warum bin ich hier?«, fragte er mit seiner angenehmen Stimme. »War es Ihre Sehnsucht nach mir?«
    Damit hatte er sich alle Sympathiepunkte auf einmal verscherzt. Böse erwiderte Anke seinen Blick und meinte: »Sie haben wohl kein gutes Gedächtnis. Ich hatte Ihnen doch schon bei unserem Besuch in Dorf im Warndt gesagt, dass wir Ihre Aussage zu Protokoll nehmen müssen.«
    »Nein, das habe ich nicht vergessen.« Damit ging Tim Fechter sofort wieder in die Defensive.
    »Gut so! Also fangen wir am besten gleich damit an«, murmelte Anke. »Kann es sein, dass Ihnen noch etwas eingefallen ist, seit wir bei Ihnen waren?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Dinge, die Ihr Vater kurz vor dem Unglück gesagt oder getan hat, die wichtig für unsere Ermittlungen sein könnten, zum Beispiel!«
    Der blonde, bärtige Mann überlegte eine Weile, bis er zugab: »Es ist alles schon eine Weile her. Ich kann mich leider nicht mehr an Einzelheiten erinnern. Geben Sie mir doch ein Stichwort. Vielleicht fällt mir dann wieder etwas ein.«
    »Wurde bei Ihnen oder bei Winfried Bode kurz vor dem Unglück eingebrochen?«
    Tim Fechter lachte, was seinen Bart mächtig in die Breite zog. Dann meinte er: »Nein! Bei uns gab es nichts zu holen. Und Winfried hat auch nichts von einem Einbruch erwähnt.«
    Anke schaute wieder auf ihre Notizen und fragte weiter: »War Ihr Vater vielleicht beunruhigt, weil seine Männer zerstritten waren?«
    Der blonde Mann überlegte eine Weile, bis er nickte und meinte: »Da war etwas.«
    »Was?«, horchte Anke neugierig auf.
    »Er schimpfte, dass die Jungs nicht spuren.«
    »Was meinte er damit?«
    »Vermutlich meinte er die Kameradschaft«, antwortete Fechter mit einem Schulterzucken. »Bergmänner sind unter Tage darauf angewiesen, dass sich jeder auf jeden verlassen kann. Er hörte sich an, als hätte es Ärger gegeben.«
    »Inwiefern?«
    »Durch die schlechte Laune, die mein Vater mit nach Hause gebracht hat. Das passte nicht zu ihm. Sonst

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