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Blutige Spuren

Blutige Spuren

Titel: Blutige Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Liemann
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nickte.
    » Ich bekam ein Büro und nichts zu tun. Nichts. Gar nichts! Wissen Sie, wie das ist? Ich habe zum ersten Mal verstanden, was an einem Gefängnis so schlimm ist. Und wenn ich mich bei jemandem ausheulen wollte, hieß es immer: ›Sei doch froh, du bist Beamtin und hast einen sicheren Job.‹ Sogar meine Mutter hat das gesagt und wollte einfach nicht verstehen, wie schlecht es mir ging. Ehrlich gesagt … es war eine Beruhigung zu wissen, damals, dass ich eine Dienstwaffe habe … Woche um Woche musste ich in dieses Büro und durfte nichts tun. Außer mich überall zu bewerben, für andere Übergangseinsätze bei der Polizei. Sich als längst angestellte Beamtin bewerben, was für ein Irrsinn! Und die meisten Ausschreibungen sind nur pro forma, die Dezernate haben gar kein Geld, um Übergangsleute zu bezahlen. In der Zeit habe ich mich von meinem Freund getrennt – er meinte, ich sollte froh und glücklich sein, könnte den ganzen Tag Zeitung lesen. Wissen Sie, ich bin aus Überzeugung zur Polizei gegangen. Ich will was tun! Na ja, und heute Morgen um halb acht bekam ich den Anruf, hier bei Ihnen anzufangen. Allerdings hatte ich das Gefühl, inzwischen keine Kraft mehr zu besitzen für nutzlose Gespräche, und keine Lust, mich herumschieben zu lassen. Mit meiner Stimmung habe ich dann das Mädchen hier angesteckt, Barbara. Ich habe ihr zu verstehen gegeben, sie soll so wie ich etwas Negatives sagen, dann könnten wir gleich wieder gehen. So was macht man nicht mit einer frisch gebackenen Kriminalmeisterin. «
    Sternenberg schmunzelte. » Sie kann also gut rennen? «
    » Ich hab’ mal mit ihr Dienstsport gemacht. Beim Laufen ist sie etwas schwerfällig, aber nicht langsam. Dafür ist sie beim Schießen eine … Kanone. «
    » So … Kriminalmeisterin? Sie ist kein Frisch… – keine frische … Anwärterin mehr? « Sternenbergs Blick wanderte kurz zu den Akten.
    » Seit drei Monaten ist sie bei der Kripo, glaube ich. Müsste in ihrer Akte stehen. «
    » Natürlich. «
    Sternenberg skizzierte seine Erwartungen und Ziele, erläuterte die Personalsituation und lud Saskia ein, gemeinsam mit Barbara an der Teamsitzung um zehn Uhr teilzunehmen.
    Tarek saß als Einziger schon in der Tischrunde. Er schluckte, als er in Augenhöhe neben sich Barbaras Bauchnabel wahrnahm.
    » Tarek, ich dachte, du durchwühlst den Grunewald! « , sprach ihn Sternenberg an.
    Tarek deutete auf sein Handy. » Läuft alles. Bis jetzt keine Neuigkeiten. «
    Sternenberg stellte die beiden Neuen vor, nannte ihre Titel und erklärte ihnen, wer Tarek und Isabel waren.
    Danach kam Wolfgang Lichtenberg herein. » ’n Abend! « , brummelte er, und zum wahrscheinlich ersten Mal traf er später als Tarek ein. Den beiden Frauen nickte er kurz zu, sie kannten sich offensichtlich schon. Auf einen nicht erfolgten Appell hin drückte er die halb gerauchte Zigarette im mitgebrachten Aschenbecher aus.
    Sternenberg fing an: » Unser Thema ist der Tod von drei Männern im Grunewald. Was ist der Sachverhalt? «
    Lichtenberg leierte: » Der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenständen. «
    Alle sahen Lichtenberg an.
    » Gut « , sagte Sternenberg, » nachdem wir nun die Abteilung Philosophie gehört haben: Wie lautet die Frage, die wir aus dem Tod dieser Männer ableiten müssen? «
    Isabel stellte ihre Tasse ab. » Es gibt viele kleine Fragen: Finden wir weitere Leichen? Ist da draußen ein Amokläufer? Was sagt uns die räumliche Nähe, in der die bisherigen Opfer gefunden wurden? «
    Sternenberg registrierte, dass Saskia protokollierte.
    Isabel fuhr fort: » Was war das Motiv für den Täter, so brutal zuzustechen, wenn es doch höchstwahrscheinlich nicht um einen Raub ging? «
    Tarek ergänzte: » Zu welchem Zeitpunkt und in welcher Reihenfolge wurden die Männer erstochen? Wurden sie nur deshalb zu Opfern, weil sie sich zufällig in derselben Ecke des Waldes aufhielten? Wie sehr haben sie sich gewehrt? Wurden sie überrascht? Kannten sie ihren Täter? Hat einer von ihnen eines der anderen Opfer gesehen? Wollte einer von ihnen dem anderen zu Hilfe kommen …? «
    » Kannten sich die drei Männer? « , fragte Saskia.
    Für einige Sekunden stockte die Runde wegen der neuen Stimme.
    Isabel ergriff nochmals das Wort: » War es ein Täter? Waren es mehrere? Zeigen die Stichwunden der Opfer, dass sie derselbe Täter verursacht hat? Könnten also die drei Männer genauso von drei unterschiedlichen Tätern getötet worden sein? Gleichzeitig oder

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