Blutige Spuren
eine Theorie und habe alle Kräfte, die ich hatte, auf eine Karte gesetzt. «
Der Kellner war sofort herbeigeeilt, und Tarek machte eine kreisende Bewegung.
» Ich steige aus « , sagte Isabel.
» Ich auch « , sagte Barbara.
» Ich hätte gerne die Karte « , sagte Sternenberg. » Die nächste Runde geht auf mich. Tarek, bitte, mach weiter. «
» Ja, ich habe nicht gemacht, was du mir geraten hast. Auch nicht, was ich zugesagt habe. Ich habe die ganze Hundertschaft beauftragt, weitere Tatwaffen zu suchen. «
Lichtenberg starrte auf den Tisch und sagte nüchtern: » Und sie haben sie gefunden. «
Tarek stockte einen Moment, dann war seine Begeisterung wieder da. Er sah Lichtenberg aber doch noch fragend an.
Der schob sein Glas auf dem Tisch hin und her. » Ansonsten wären wir ja nicht eingeladen, oder? «
Barbara kicherte, jetzt wurde sie wirklich rot.
» Also « , erklärte Tarek. » Wir haben: drei Messer. Und drei Opfer. Ein Messer direkt bei Huth. Die anderen an dem Punkt, an dem es eine kämpferische Auseinandersetzung gegeben haben muss. Wir haben die Bestätigung, dass alle drei, Huth, Gusewski und Seesand, von diesem Ort aus – oder ungefähr von diesem Ort aus – weggelaufen sind oder sich weggeschleppt haben. Es gibt Spuren an den Bäumen, die darauf hindeuten, und wir haben DNA -Bestätigungen. «
» Moment « , sagte Sternenberg.
Der Kellner hielt ihm theatralisch die Liste hin.
Er nahm sie und klemmte sie neben sich in den Sessel. » Drei Messer? Was soll das heißen? «
Isabel sagte: » Ein Serienmörder hat einen Sauberkeitstick und braucht für jedes Opfer eine neue Waffe. «
» Drei unterschiedliche Messer « , dozierte Tarek.
» Für jedes Opfer ein spezielles Messer, individuell … zugeschnitten. Ein Psychopath? «
» Oder gar kein Täter « , grummelte Lichtenberg und zündete sich eine Zigarette an.
» Gar kein Täter … « , wiederholte Sternenberg nachdenklich. » Tarek? «
» Meine Meinung. Wenn wir das mal unter dieser Perspektive betrachten … Nehmen wir an: Unsere Opfer sind auch gleichzeitig Täter! « Er machte eine Kunstpause. » Jeder hat ein Messer, und sie kämpfen miteinander. Fügen sich schwerste Verletzungen zu – und nach dem Kampf und vielen Stichen versuchen sie, sich in Sicherheit zu bringen, in unterschiedliche Richtungen … Die drei haben miteinander gekämpft. «
» Und alle drei haben verloren « , sagte Isabel.
» Möglich « , sagte Tarek, bemüht trocken.
» Wenn das stimmt « , sagte Sternenberg, » wäre dieser Fall gelöst. Wir brauchen noch die Motive. Und eine Antwort, wer warum angefangen hat. Aber … Es gäbe keinen Täter außer den drei Opfern. «
Der sich verbeugende Kellner war wieder da.
» Und warum « , fragte Barbara, » treffen sich drei Männer im Grunewald und stechen so lange auf sich ein, bis sie sterben? «
12
Irgendwo im Nachtparadies klingelte das Telefon. Kai Sternenberg ahnte, dass der Anruf ihm galt.
Es war halb elf, der Himmel trist.
» Isabel hier. Tut mir leid, dass ich dich am Samstagmorgen störe. Hast du etwas von Dodo gehört? «
» Was meinst du? «
» Weißt du, wo er ist? Wir haben ihn gestern nicht hier gesehen. «
» Vielleicht ist er krank. Hat er sich nicht gemeldet? «
» Also, du weißt gar nichts, Kai? «
» Nein, solange es nur ein Tag ist, mach’ ich mir keine Sorgen. Auch wenn Dodo normalerweise sehr gründlich ist. «
» Ich weiß nicht « , sagte Isabel.
In ihrer Stimme war etwas, das einen Impuls an Sternenbergs Zweithirn als Telefonseelsorger schickte. Es sprang an wie ein Zusatzmotor.
» Du bist besorgt … «
» Ja, wir haben … In seinem Kalender gibt es einen Eintrag. «
» Und zwar? «
» Gestern. Nochmal: Dir hat er nichts gesagt? «
» Nein, Isabel. «
» Im Kalender steht das Kürzel H+. Hast du eine Ahnung? «
Er hatte sofort eine Ahnung. Aber er wollte nicht. » Nein. Was, meinst du, heißt das? «
» Wir sind uns … Ich will nicht sagen: sicher. Aber … Wir halten es für nicht ausgeschlossen, generell, aber insbesondere ja bei ihm … Wie auch immer, jedenfalls … HIV -positiv. «
Sternenberg spürte die Spannung im Hörer.
» Hallo, Kai? «
» Ja, bin noch da. – Warum soll Dodo HIV -positiv in seinen Kalender schreiben? «
» Hat er ja nicht. Er hat es abgekürzt. Vielleicht. Wir denken, er hat einen Aids-Test gemacht. Erinnerst du dich, er hat das schon mal gemacht, und er war hypernervös. Und jetzt hat er ein Ergebnis bekommen, das nicht so
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