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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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zwei Freunde habe ich ja hier noch. Wann brauchst du denn den Zeichner?«
    »Am besten gestern.« Ich blicke auf die Uhr an der Wand. Es ist fast zwölf. »Heute Nachmittag?«
    »Aber dann am späten Nachmittag«, sagt er. »Mal sehn, was ich tun kann.«
    »Ich schulde dir was, John.«
    Ohne Abschied lege ich auf. Ich sollte mir keine Sorgen machen, habe aber trotzdem ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn um Hilfe gebeten habe. »Danke«, flüstere ich.

24 . KAPITEL
    Die nächsten Stunden sitze ich wie auf heißen Kohlen und warte, dass der Phantombildzeichner aus Columbus kommt. Ich sehe mir noch zwei CD s an, die wir bei Long sichergestellt haben, doch der Inhalt setzt mir so zu, dass es mir für heute reicht. Außerdem gab’s nichts Neues zu sehen. Als Deborah Kim dann um vier Uhr eintrifft, bin ich schlechtgelaunt und voller Ungeduld.
    »Danke fürs Kommen.« Als wir uns die Hand geben, bringe ich sogar ein Lächeln zustande. »Ich weiß, es ist sehr kurzfristig.«
    »Das ist es bei der Polizei meistens.« Deborah Kim ist um die fünfzig und hat einen silbernen Pagenkopf. Sie wirkt kompetent und gibt mir in ihrem eleganten schwarzen Hosenanzug das Gefühl, schäbig auszusehen. »Tomasetti meinte, es sei wichtig.«
    »Unterwegs erzähle ich Ihnen, worum es geht.«
    Auf der Fahrt zur Zook-Farm gebe ich ihr eine Zusammenfassung des Falls und erzähle ihr von Billy. »Er ist geistig etwas zurückgeblieben.«
    Sie nickt auf eine Weise, die mir verrät, dass sie schon mit Behinderten gearbeitet hat. »In so einem Fall ist der Schlüssel zu einem brauchbaren Phantombild eine unbedrohliche Atmosphäre. Ermutigen Sie ihn zu reden. Werden seine Eltern dabei sein?«
    Ich nicke.
    »Sehr gut. Wenn wir mal nicht weiterkommen, können sie vielleicht helfen.«
    Es ist schon fast fünf Uhr, als wir bei den Zooks eintreffen. Die Amischen essen meistens sehr früh zu Abend, zwischen vier und fünf, und ich bin froh, dass wir sie dabei nicht stören.
    Alma bittet uns herein und führt Deborah und mich in die Küche, wo William und Billy bereits am Tisch sitzen. Deborah nimmt einen Zeichenblock, Graphit- und Kohlestifte, Papierwischer, einen Wildlederlappen und mehrere Radiergummis aus ihrer Aktentasche und legt alles vor sich auf den Tisch. Zuletzt holt sie einen FBI -Katalog zur Gesichtserkennung heraus. Er enthält Verbrecherfotos sowie alle möglichen Gesichtsformen und -merkmale, was ich noch von meiner Zeit aus dem Morddezernat weiß.
    Alma schenkt den Erwachsenen Kaffee ein. Billy, der sich unbehaglich auf seinem Stuhl windet, bekommt ein Glas Milch. Deborah plaudert ein paar Minuten mit ihm, fragt ihn nach seinen Eltern, nach der Schule und den Hausaufgaben, und kommt schließlich zu einem Thema, bei dem er sich wohl fühlt: Seiner Lieblingssau.
    »Sie heißt Sarah.« Billy hört auf zu zappeln. »Sie ist fast gestorben, als sie noch ein kleines Ferkel war, da hab ich sie mit der Flasche gefüttert.« Er grinst übers ganze Gesicht und hält die Hände etwa fünfzehn Zentimeter auseinander. »Sie war so klein.«
    »Und bestimmt total süß«, bemerkt Deborah.
    »
Tatt
sagt, sie ist die beste Sau, die wir je hatten.«
    Deborah schenkt ihm ein warmes Lächeln. »Welche Farbe hat sie?«
    »Rot, mit überall braunen Flecken.«
    »Du kannst sehr gut beschreiben.«
    Er wird rot und sieht seinen
Datt
an. William Zooks Lächeln scheint zu sagen:
Sie ist zwar eine Außenstehende, aber du kannst ruhig mit ihr sprechen
.
    »Malst du gern Bilder, Billy?«
    Er nickt. »Schweine und Pferde kann ich gut malen.«
    »Und wie ist es mit Gesichtern?«
    Verunsichert blickt er zu seinem Vater. »Wir dürfen keine Gesichter malen.«
    Deborah sieht mich fragend an.
    »Für die meisten Amischen sind Fotos oder Bilder eine Zurschaustellung von Eitelkeit.« Ich wende mich Billy zu. »Aber dein
Datt
hat mit Bischof Troyer gesprochen, und der Bischof hat gesagt, dass es in diesem Fall in Ordnung ist.«
    William nickt seinem Sohn wieder zu.
    »Kannst du mir helfen, ein Gesicht zu malen?«, fragt Deborah.
    Sofort sind Einschränkungen und Regeln vergessen, und er nickt lebhaft. »Ja.«
    »Gut! Ich brauche nämlich deine Hilfe.« Ohne Eile nimmt sie den Zeichenblock und einen Kohlestift. »Ich wollte dich bitten, mir zu helfen, ein Bild von dem Mann zu malen, den du in der Nacht durch das Fenster der Planks gesehen hast.«
    Ein Schatten huscht über das Gesicht des Jungen, und bange betrachtet er den Zeichenblock. »Den bösen Mann?«
    »Ja. Der Haare

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