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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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von gelbem Licht und Petroleumgeruch erfüllt. Dann zünde ich die Laterne im Wohnzimmer an und zuletzt die im Elternschlafzimmer im ersten Stock. Ein ganz normaler Abend im Haus der Zooks.
    Zurück im Wohnzimmer, ziehe ich die Gardinen zu und drücke aufs Ansteckmikrophon. »Skid, in der Scheune alles klar?«
    »Bis auf dass es tierisch stinkt schon.«
    »T.J.?«
    »Nicht ein Auto in der letzten halben Stunde.«
    Ich stoße einen Seufzer aus. »Gut möglich, dass wir noch eine Weile hier bleiben müssen.«
    »Und wenn er nicht kommt?«, fragt T.J.
    Aus Erfahrung weiß ich, dass heikle Operationen wie diese selten nach Plan verlaufen. Es gibt zu viele Variablen, um alle Schwachstellen auszumerzen. Wobei hier die Möglichkeit, dass der Mörder nicht auftaucht, ganz oben auf der Liste rangiert.
    »Wir haben nicht genug Leute, um das Haus länger als ein paar Tage zu überwachen«, sage ich. »Wenn er heute Nacht nicht kommt, fordere ich beim BCI oder dem Sheriffbüro Verstärkung an.«
    »Gute Idee.«
    Ich beende das Gespräch. In der Küche steht eine weitere Laterne, ich zünde sie an und drehe den Docht am Zahnrad hoch, will es ganz hell haben. Als Nächstes öffne ich das Fenster über der Spüle, wobei im Norden hinter den Baumkronen Blitze aufscheinen und ich den Regen in der hereinwehenden kühlen Luft rieche. Ein Sturm wäre der perfekte Schutz, um unbemerkt ins Haus einzudringen. Ich gehe ins Wohnzimmer und ziehe die Gardine auf. Er soll mich sehen: Eine amische Frau, die abends noch Hosen und Socken stopft oder an einem Quilt arbeitet, während ihre Familie schon zu Bett gegangen ist. Die Türen sind nicht verriegelt – die perfekte Beute.
    »Komm schon, du Mistkerl«, flüstere ich. »Ich warte. Komm und hol mich.«
    ***
    Seinen letzten Tobsuchtsanfall hatte Tomasetti vor etwa vier Jahren, aber jetzt war es wieder so weit, das spürte er genau. Am liebsten würde er etwas zerbrechen, vorzugsweise Kate Burkholders hübschen Hals mit dem verdammten Polizistendickkopf obendrauf. Wie stellte sie sich das nur vor, eine so gefährliche Operation mit zwei Anfängern an der Seite durchzuziehen?
    Doch Tomasetti kannte die Antwort schon, er hatte sie ihr am Telefon selbst geliefert. Hier ging es nicht um Gerechtigkeit. Hier ging es um Vergeltung. Er wusste, wovon er sprach, hatte vor zweieinhalb Jahren selbst einen Mann aus Rache getötet. Und war dann sogar noch weitergegangen und hatte die Tat dessen Partner angehängt, der ebenfalls ein Berufsverbrecher – und an der Ermordung von Johns Familie beteiligt gewesen war. Tomasetti hatte damals nur Genugtuung empfunden, sonst nichts.
    O ja, John Tomasetti war ein Meister im Heimzahlen. Was ihn seine Karriere gekostet hatte und auch sonst so ziemlich alles, was von seinem Leben geblieben war – im Namen der Vergeltung unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit. Was für ein schlechter Witz!
    Seit einer Stunde lief er im Haus umher, doch es half nichts. Alles hier war runtergekommen. Ohne Leben. Ein Abbild seines inneren Zustandes. Niemand zu Hause. Jedenfalls niemand, den es interessierte. Doch leider änderte sich das gerade, es war ihm nämlich nicht mehr alles egal, und das passte ihm ganz und gar nicht.
    Beim Anblick des Glases in seiner Hand überkam ihn ein so großer Selbsthass, dass er es mit voller Wucht in die Spüle schleuderte. Splitter flogen, und er konnte den Whiskey riechen, hatte seinen bitteren Geschmack noch im Mund und den warmen Alkoholnebel im Kopf.
    In diesem Zustand sollte er nicht einmal daran denken, sich nach Painters Mill aufzumachen. Er hatte zu viel getrunken, um noch Auto zu fahren. Oder in die Nähe von Kate zu kommen. Nicht, dass er ihr körperlich wehtun würde. Im Gegenteil, seine Gefühle für sie machten ihm Angst, denn er mochte sie sehr – und das wollte er nicht, er wollte niemanden mögen. Er war gerade erst an dem Punkt angelangt, wo er einen ganzen Tag lang nicht an Nancy und die Mädchen dachte. Oder eine ganze Nacht lang nicht den Wunsch verspürte, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen. Und seine Gefühle für Kate gefährdeten das jetzt.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit waren seine Gefühle für einen anderen Menschen stärker als die für sich selbst. Er wusste, welche grausamen Dinge denen passieren konnten, die ihm nahestanden. Niemals wieder wollte er durch diese Hölle gehen! Es war einfacher, keine solchen Gefühle zu haben und sich einen Dreck um andere zu scheren.
    Doch Kate ließ ihm keine Wahl.
    »Verdammt

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