Blutige Stille. Thriller
Moment lang glaube ich, er hätte mich angeschossen, doch er hat mir nur die Flinte an die linke Schläfe geknallt. Ich stolpere, greife haltsuchend nach dem Unterschrank, rutsche ab und donnere so fest dagegen, dass die Holzfront kracht, und sacke zu Boden.
Sekunden später liege ich auf dem Rücken, Barbereaux sitzt rittlings auf mir und drückt seine Flinte längs auf meine Kehle. »Wo ist der Junge?«, schreit er mich an.
Um mich herum dreht sich das Zimmer, sein Gesicht wird ab und zu vom Licht der Blitze erhellt, und seine Flinte bohrt sich in meinen Hals. Ich drehe den Kopf, will die Hände heben, um sie wegzudrücken, doch er klemmt meine Arme mit den Knien auf dem Boden fest.
»Du fängst besser an zu reden«, schreit er.
Ich mache den Mund auf, doch der Stahllauf quetscht meinen Kehlkopf. Fluchend nimmt er das Gewehr weg.
Ich schnappe nach Luft. »Wir haben Ihnen eine Falle gestellt«, krächze ich. »Der Junge hat nichts gesehen. Wir wussten, dass Sie kommen würden.« Ich huste. »Draußen sind noch mehr Polizisten.«
»Was bist du doch für ’n kluges kleines Miststück.« Grausamkeit und unverhohlener Hass leuchten in seinen Augen. Wir starren uns an. Der Sturm tobt, und wenige Meter von uns entfernt stöhnt Warner qualvoll. Barbereaux lächelt. »Falls du den Trottel in der Scheune meinst, der ist tot.«
Skid
. Ich sehe ihn fassungslos an. Wut packt mich, lässt meinen ganzen Körper beben.
Nicht Skid. Nicht einer von meinen eigenen Leuten
. Mein Hirn betet die Worte wie ein Mantra. Und ich weiß, ich werde den Mann mit bloßen Händen töten, wenn ich die Chance dazu kriege.
Trotzdem bin ich so geistesgegenwärtig, ihn am Reden zu halten. »Es ist vorbei«, sage ich. »Wir wissen von Ihnen und Mary Plank. Sie hat Tagebuch geführt.« Ich kann kaum meine eigenen Worte hören, so laut rauscht mir das Blut in den Ohren. »Sie hat über Sie geschrieben.«
Sein Blick wird schärfer, und zum ersten Mal erkenne ich einen Anflug von Unsicherheit. Von dem Tagebuch hat er nichts gewusst. Ich habe jetzt seine ganze Aufmerksamkeit und rede weiter. »Wir wissen, was Sie mit ihr gemacht haben. Alles.«
»Die war dumm wie Stroh«, sagt er. »Hatte die Mentalität einer Zehnjährigen.«
»Sie war noch ein Kind.«
»Das gern gefickt hat.«
»Sie hat Sie geliebt.«
Sein Lächeln macht mich frösteln. »Wenn sie meinen Namen in irgendein Buch geschrieben hätte, wären wir jetzt nicht hier, du lügendes Dreckstück.«
Er schlägt mir mit der offenen Hand ins Gesicht, steht mit der Flinte in der Hand auf und geht zu Warren. Ich nutze die Gelegenheit, den Zustand meines Körpers zu checken, doch außer dem pochenden Kopf vom Schlag mit dem Gewehrlauf bin ich unversehrt. Mit der .22er am Oberschenkel und dem Messer im Stiefel kann ich immer noch lebend hier rauskommen. Ich setze mich auf, dann stelle ich mich hin, doch der Raum schwankt so stark, dass ich mich am Schrank festhalten muss.
Nicht weit entfernt zieht Barbereaux Warner auf die Füße. Warner stöhnt. »Ich muss ins Krankenhaus.«
»Ich bring dich hin, Kumpel, halt durch. Ich überlege nur, was wir mit der Tussi machen, dann geht’s los.«
Warner ist zu schwach, um zu stehen, so dass Barbereaux einen Stuhl ranzieht und ihn draufsetzt. Dann dreht er sich zu mir, die Flinte im Anschlag. »Was soll ich verdammt nochmal mit dir machen?«
Er wird mich töten, das sehe ich in seinen Augen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Die Erkenntnis fährt mir wie ein Beben durch die Glieder, doch seinem Blick weiche ich nicht aus, halte ihn im Gegenteil extra fest, denn gleichzeitig ertaste ich mit der rechten Hand die kleine Magnum am Bein und frage mich, ob ich abdrücken kann, ohne sie unter dem Rock vorzuholen.
»Sie haben immer noch eine Chance zu entkommen, wenn Sie jetzt abhauen«, sage ich.
»Und du weißt, dass das hier nicht gut für dich ausgeht, stimmt’s?«
»Wenn Sie eine Polizistin töten, werden Sie bis ans Lebensende gejagt.«
»Du vergisst dabei nur eines.« Sein rechter Mundwinkel geht hoch. »Sie kennen meinen Namen nicht.«
»Wir haben Sie auf Video. Es ist nur eine Frage der Zeit, die Verbindung herzustellen.«
Ein schmutziges Grinsen überzieht sein Gesicht. »Deshalb bist du wohl auch hier, in den Klamotten. Wegen all der Beweise, die ihr habt.«
»Die anderen CD s haben wir auch, die aus Longs Wohnung.«
»Gerade hab ich schon gedacht, du bist clever, und dann sagst du so was Dummes und machst alles kaputt.« Er schüttelt mit
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