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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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voll durchgetreten und sich aufs Fahren konzentriert, um so schnell wie möglich bei Kate zu sein. Im nächsten Moment griff eine riesige Hand nach seiner Brust und quetschte allen Sauerstoff aus seinen Lungen. Er konnte nicht atmen, keinen klaren Gedanken fassen. Eine Urangst hielt ihn eisern umklammert, so dass er glaubte, er würde sterben.
    Tomasetti rang um Luft. Er nahm den Fuß vom Gas, umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel schmerzten, und suchte einen Parkplatz oder eine Ausfahrt. Doch auf diesem Streckenabschnitt gab es nichts dergleichen, und so fuhr er in den Straßengraben. Sein SUV holperte heftig, doch das bekam Tomasetti kaum noch mit. Sein Atem ging schwer, und das Keuchen, das tief aus seiner Kehle kam, erinnerte ihn an die Todesqualen eines wilden Tieres. Die Hand quetschte sein Herz, verknotete seine Lungen. Er bekam keine Luft. Sein Gesicht erstarrte, und ihm wurde langsam schwarz vor Augen. Gleich würde er in Ohnmacht fallen. Schmerzhafte Stiche durchzuckten seine Brust.
    »Scheiße«, stieß er aus. »Scheiße!«
    Tomasetti stieß die Tür auf und stolperte aus dem Wagen. Dunkel nahm er die Insekten im Scheinwerferlicht wahr, Blitzgewitter am Horizont. Panik erfasste ihn so heftig wie nie zuvor.
    Nur wenig vom Auto entfernt ging er in die Knie. Die Laute aus seinem Mund erschreckten ihn, Wimmern, würgendes Japsen. Mit ausgestreckten Armen drückte er vornübergebeugt die Hände ins nasse Gras, Matsch quoll zwischen seinen Fingern durch, die Hose an den Knien jetzt schlammdurchtränkt. Die Panik war wie ein Krallentier, das in ihm gefangen an seinen Eingeweiden zerrte auf der Suche nach einem Weg an die Luft.
    Tomasetti versuchte erst gar nicht aufzustehen. Er brauchte alle Kraft, nur um Luft zu holen, doch jemand schien den Strick um seine Brust immer enger zusammenzuziehen und ihn vom Sauerstoff abzuschneiden.
    Seine Nase, Lippen und Finger prickelten. Sein rascher Atem klang wie eine Kettensäge. Übelkeit stieg in ihm hoch. Er öffnete den Mund, um Luft zu holen, und Speichel lief heraus. Sein Magen zog sich zusammen, bittere Galle stieg hoch, er würgte, spuckte, übergab sich ins Gras. Atmete das Erbrochene wieder ein und würgte erneut. Doch das war ihm egal.
    Tomasetti wusste, was ihm gerade passierte: Er würde nicht sterben, musste nur tief ein- und ausatmen, rückwärts von hundert bis eins zählen und sich sagen, dass in drei Minuten alles vorbei war, wenn er sich beruhigte. Doch dieses Wissen nützte ihm nichts.
    Als er zu sich kam, fand er sich auf dem Bauch wieder, die Wange ins kalte, nasse Gras gedrückt. Matsch in den Haaren, Dreck im Mund. Der eklige Nachgeschmack von Erbrochenem. Er lag im Straßengraben, im Nirgendwo mitten in der Nacht. Er war ohnmächtig geworden …
    Fluchend hievte er sich langsam auf die Füße. Seine Nerven vibrierten unter der Haut, seine Beinmuskeln zuckten, Schwäche war ein schwarzes Loch, in das er reinzufallen drohte. Aber dass er überlebt hatte, gab ihm die Kraft, sich zu bücken und den Autoschlüssel aufzuheben.
    Er befand sich in einem Waldgebiet südlich von Killbuck. Der Chor aus Fröschen und Grillen kam ihm unmäßig laut vor. Er hörte fernes Donnern, und über den Baumwipfeln leuchteten Blitze auf. Irgendwann hatte es angefangen zu regnen, aber nicht stark.
    Etwa drei Meter von ihm entfernt hing der Tahoe mit dem Vorderrad im Graben. Zuerst dachte Tomasetti, er hätte ihn geliefert, sah dann aber, dass er nur im Matsch feststeckte. Beim Blick auf seine Kleidung fragte er sich, wie er deren Zustand erklären sollte – er habe einem liegengebliebenen Autofahrer geholfen, oder besser, er habe einen Hirsch angefahren und war beim Aussteigen ausgerutscht. Aber dann verwarf er diese Gedanken. Er musste nichts erklären, wollte nur schnell nach Painters Mill. Zu Kate.
    Er machte die Tür auf, schob sich hinters Lenkrad und fuhr ohne Probleme rückwärts auf den Asphalt. Die Kleinstadtstraße führte zum zwölf Meilen entfernten Clark, von wo aus es noch mal fünf Meilen nach Painters Mill waren. Mit einem bisschen Glück könnte er in fünfzehn Minuten auf der Zook-Farm sein.
    ***
    Ich träume vom Tod. Um mich herum ist es schwarz. In mir drin auch. Wie heißer Teer, der sich in meinem Inneren ausbreitet, mich erstickt. Ich schnappe nach Luft, kann aber nicht atmen.
    Schmerz rüttelt mich wach. Meine Brust hebt und senkt sich, von irgendeinem Urinstinkt getrieben, Sauerstoff in die Lungen zu pumpen. Jeder Atemzug

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