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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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aufgemacht. In Anbetracht des leeren Bettes bei mir zu Hause und der Verlockung, zu Tomasetti ins Motel zu fahren, beschloss ich, auf Warner zu warten.
    Er wohnt in einem schicken Finnhaus mit viel Glas und rustikalen Details. Das Grundstück ist ungefähr achttausend Quadratmeter groß, grenzt an der Rückseite an den Painters Creek und wird vorn von so dichten Bäumen abgeschirmt, dass ich das Verandalicht von der Straße aus kaum sehen kann. Es liegt in einer der begehrtesten Gegenden der Stadt, und das ganze Grundstück dürfte ein kleines Vermögen wert sein.
    Während ich das Anwesen bestaune, muss ich an Todd Long denken. Die Welten von Warner und Long könnten unterschiedlicher nicht sein. Long, ein Ex-Knacki, verlädt den ganzen Tag irgendwelchen Mist auf Eisenbahnwagen und schläft nachts in einem Wohnwagen. Warner hingegen besitzt eine Baufirma und bewohnt eines der schönsten Häuser der ganzen Stadt. Wo ist die Verbindung zwischen den beiden? Sind sie einfach nur zwei Männer, die sich ab und zu in der Bar treffen? Oder Bekannte? Freunde?
    Ich will gerade aufgeben und nach Hause fahren, als Scheinwerfer mein Auto streifen. Ein glänzendes BMW -Kabrio biegt in Warners Einfahrt. Sofort muss ich an den dunklen Wagen denken, in den Mary Plank eingestiegen sein soll. Einen Moment später gehen die Lichter im Haus an. Ich starte den Motor, fahre ebenfalls in die Einfahrt und parke.
    Grillen zirpen und Frösche quaken auf meinem Weg zur Eingangstür. Nicht weit von hier schreit eine Eule. Motten und andere Insekten umkreisen das Verandalicht. Ich gehe die Holztreppe hinauf und klingele, woraufhin Warner fast umgehend öffnet.
    Als Erstes fällt mir auf, wie gut er aussieht: Ein Mann um die dreißig, mit dunkelbraunen Haaren und Augen schwarz wie Espresso. Die gebräunte Haut lässt vermuten, dass er viel Zeit an der frischen Luft verbringt, und seine Oberarme sind zwar keine Muskelpakete, aber vom Gewichtheben wohlgeformt. Sein marineblaues Polohemd hat ein Designer-Logo auf der Brusttasche, und die Jeans sind modisch gebleicht. Socken hat er keine an.
    »Jack Warner?« Ich zeige ihm meine Dienstmarke.
    Er ist sichtlich überrascht. »Ja?«
    »Ich bin Chief of Police Kate Burkholder und würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    Er sieht an mir vorbei, als erwarte er, dass ich von einer Heerschar Polizeiautos mit Blaulicht begleitet werde. »Worum geht es? Ist etwas passiert?«
    »Nein, Sir, es ist nichts passiert.« Ich versuche, entspannt zu wirken. »Ich muss nur ein paar Informationen verifizieren.«
    »Puhh!« Er legt sich die Hand auf die Brust und lacht. »Einen Moment lang hab ich schon gedacht, jemand hätte einen Unfall gehabt. Meine Mutter oder meine Schwester.« Er stößt einen Seufzer aus. »Ich hab sofort an einen Notfall gedacht, weil es so spät ist.«
    »Wegen der Uhrzeit möchte ich mich entschuldigen.« Ich lächele, um ihn zu beruhigen. »Wenn Sie es vorziehen, komme ich morgen wieder.«
    »Nein, natürlich nicht.« Er tritt einen Schritt zurück und hält mir die Tür auf. »Ich bin sowieso eher eine Nachteule. Kommen Sie herein.«
    Ich betrete ein großes Wohnzimmer mit Rauputzwänden und einer von groben Balken durchzogenen hohen Decke. Ein Ledersofa und zwei rindslederne Sessel bilden neben einer gewaltigen Feuerstelle aus Flusssteinen eine Sitzgruppe.
    »Schön hier«, sage ich.
    »Danke. Ich hab es selbst entworfen und vor vier Jahren bauen lassen. Seitdem bin ich dabei, es fertigzustellen.«
    Über der Feuerstelle hängt das beeindruckende Schwarzweißfoto eines riesigen Bären, der mit einem Lachs im Maul am Flussufer steht. »Sind Sie auch Fotograf?«
    »Das hat mein Neffe gemacht.« Er grinst verlegen. »Kurz bevor wir weggerannt sind.«
    Ich lächele.
    Er zeigt auf das Sofa. »Setzen Sie sich.«
    Ich nehme Platz, wobei mein Blick auf die mexikanischen Vasen auf dem baumstammförmigen Couchtisch fällt. Doch dann erregt an der gegenüberliegenden Wand eine Holztafel mit aufgemaltem Rosetten-Symbol meine Aufmerksamkeit.
    »Interessantes Werk«, bemerke ich.
    Er sieht es an und lächelt. »Vor ein paar Monaten habe ich in Coshocton County für jemanden eine Scheune abgerissen, die fast zweihundert Jahre alt war. Er hatte nichts dagegen, dass ich die Rosetten-Symbole entferne und mitnehme. Ich hab sie restauriert und die Tafeln an den Touristenshop in der Stadt verkauft. Eine hab ich behalten, weil sie mir besonders gut gefiel.«
    In meinem Kopf macht es Klick. »Welchen

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