Blutige Tränen (German Edition)
den PC und tippte: »Komm’ gegen 8 vorbei, wir besprechen dann alles Weitere.«
Mit einem weiteren Tastendruck schickte sie die Mail ab. Hoffentlich bringt er nicht auch noch Gabriel mit ... Doch plötzlich schlich sich ein Grinsen auf ihre Lippen. Vielleicht war der Abend doch nicht so ungeeignet für ein Treffen mit Julian. Vielleicht ...
Hastig stand sie auf. Sie hatte noch etwas vorzubereiten ...
Als Astaran das nächste Mal die Zellentür öffnete, fiel sein Blick natürlich sofort auf Prebens Leiche. Wo auch hätte ich sie verschwinden lassen sollen? Ich war schon froh, dass er mich nicht allzu lange mit dem langsam verwesenden Körper eingeschlossen hatte. Der Geruch war so schon unerträglich.
Doch als er Preben auf dem Boden liegen sah, mit dem Gesicht nach unten, schlug er die Tür des Kerkers sofort wieder zu. Ohne ein einziges Wort zu sagen.
Ich wartete eine ganze Zeit lang, langsam wurde das Warten zu einer Qual. Mein Hirn malte sich aus, welche schrecklichen Sachen sie als Nächstes mit mir anstellen würden und das war, ehrlich gesagt, kein schöner Zeitvertreib. Ich versuchte also wieder einmal, das Denken einzustellen, was mir leider nicht gelang.
Erschöpft lehnte ich mich gegen die kalte Kerkerwand, bis ich schließlich schwere Schritte vernahm. Schwere Schritte, die ich kannte! – Lance war auf dem Weg zu mir, und das konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten.
Mit Schwung riss er die Zellentür auf und starrte mich ärgerlich an. Seine Augen glitten über meinen nackten Körper, dann über Prebens Leiche.
»Lass den Toten rausschaffen«, wies er Astaran an. Seine Stimme war kalt. »Und besorg eine Sitzgelegenheit für unseren Freund hier.«
Zwei Wächter kamen, schleppten den Toten hinaus. Astaran hatte einen klapprigen Hocker besorgt, auf dem ich Platz nehmen sollte. Ich war noch immer nackt; Lance verzichtete darauf, mich fesseln zu lassen. Er war sich meiner Unterlegenheit sicher.
Trotz der Schmerzen, die meinen Körper und vor allem meine Seele erfüllten, fühlte ich mich ... nun, einigermaßen. Gut war sicher übertrieben, aber ich war noch immer gesättigt, und wenn ich wollte, fühlte ich sogar Zerridanes Körper noch an meinem. Und Prebens Blut durch meine Adern rauschen.
Ich hatte Lance an einer empfindlichen Stelle getroffen, und diese Genugtuung war besser als alles andere. Dieser boshafte Trotz in mir verhalf mir zu neuer Stärke. Und doch spürte ich so etwas wie Angst. Nur unterschwellig, aber ich fühlte sie. Seit Ewigkeiten zählte sie nicht mehr zu meinen Begleitern. Nun war sie wieder da; und ich konnte sie mit keinem Zorn, mit keiner Boshaftigkeit vertreiben.
Zerridane war Lances Tochter gewesen; ohne Ansprüche auf die Herrschaft, da ihre Mutter eine einfache Dienerin war, soviel hatte ich bereits erfahren. Mit ihrem Tod hatte ich einen kleinen, wenngleich ungemein befriedigenden Sieg über Lance errungen. Und in der Tat war mir ihr Ableben egal. Ihr Blut war ganz köstlich gewesen.
Langsam umkreiste er mich; es sah aus, als dächte er angestrengt nach. Aber ich vermutete, dass er mich beobachtete. Und in mir tobte ein Kampf: Die Schmach der Vergewaltigung drohte mich zu überschwemmen, der Schmerz und der Zorn. Und doch fühlte ich mich stärker als zuvor. Mein Kopf, mein ganzer Körper quoll über vor Fantasien und Gefühlen, doch meine Miene blieb versteinert, ich ließ nicht zu, dass Lance auch nur einen meiner Gedanken erraten konnte. Denn die waren momentan das Einzige, das noch mir allein gehörte. Ich hätte niemals damit gerechnet, irgendwann mal wieder in so einer Situation zu sein. Doch prekärerweise erinnerte mich dies alles an die Zeit, in der ich – noch als Mensch – mit Lomay, meinem Schöpfer, zusammengelebt hatte. Ich war ihm so ausgeliefert gewesen wie jetzt Lance. Doch hatte Lomay jederzeit in meinen Gedanken lesen können.
»Alexander«, sagte Lance nun langsam. Er betonte jede Silbe. »Ich bin das erste Mal in diesem stinkigen Loch, in den Todeszellen. Du hast mich dazu gezwungen, herzukommen. Und du zwingst mich dazu, drastische Maßnahmen zu ergreifen. – Ich gewähre dir ein Zimmer und du tötest meine Tochter ...«
Ich wollte etwas sagen, doch mit einer unmissverständlichen Handbewegung schnitt er mir das Wort ab. »Für heute bin ich fertig mit dir. Du bist von ihnen beschmutzt worden ... ich will dich heute nicht in meinem Bett haben. Aber ich rate dir, dich gut zu erholen. Hörst du?«
Ich nickte schwach und hasste
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