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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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Willen! Glaubst du eigentlich, Julian gehöre dir?«
    Gabriel runzelte die Stirn und kratzte sich am Kopf. Er warf einen Blick zu Julian hinüber, doch dieser zuckte auch nur mit den Schultern.
    »Wir müssen zu Brian«, versuchte Julian zu erklären.
    Doch Jessica unterbrach ihn schroff: »Nimm’ dein Notebook mit, Julian.« Und als sie Gabriels hochgezogene Augenbrauen sah, fügte sie hinzu: »Auf diese altmodische Telepathie will ich mich weiß Gott nicht verlassen. – Wenn ich etwas über Alex in Erfahrung bringen sollte, werde ich mich sofort bei dir melden.«
    Überrascht sah Julian sie an. »Weißt du irgendwas, was wir nicht wissen?«
    »Bis jetzt noch nicht. Aber ich habe da so eine Idee ...«

10
    Gabriel und Julian fuhren mit dem Nachtexpress Richtung Schottland. Für den jungen Vampir wäre es möglich gewesen, die Strecke fliegend hinter sich zu bringen, aber er war noch nicht stark genug, um Julian mit sich zu nehmen. So hatten sie sich auf eine Zugfahrt geeinigt.
    Die Fahrt dauerte nur gut zweieinhalb Stunden. Daniel wartete bereits am Bahnhof, als sie eintrafen.
    »Julian, Gabriel. – Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Fahrt?«
    Gabriel nickte.
    »Ja, danke.« Julian streckte dem Vampir zur Begrüßung die Hand entgegen. Mit einem undeutbaren Lächeln ergriff Daniel sie. Sein Händedruck war fest und kalt.
    Mit dem Wagen – einer luxuriösen Großraumlimousine mit Chauffeur – fuhren sie zusammen nach Devil’s Castle.
    Julian versuchte, seine Aufregung zu verbergen, doch er spürte die Gefahr nur allzu deutlich, in die er sich begab. Die Straße stieg sacht bergan, und die Bäume lichteten sich.
    »Liegt das Schloss so dicht am Meer?« fragte Julian überrascht.
    Daniel nickte. Er konnte kaum die Augen von Julian wenden. Er hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen. »Es befindet sich direkt an der Steilküste einer kleinen Bucht. Wirklich wunderschön.«
    Gabriel starrte nachdenklich aus dem Fenster. Doch seine melancholische Stimmung verflog sofort, als sie am Schloss angekommen waren. Seine Augen leuchteten in einem blitzenden Goldton – neugierig, unternehmungslustig.
    Julian schluckte – denn trotz des gepflegten Vorgartens, der eindrucksvollen Beleuchtung des Anwesens hätte es gut als Kulisse für einen Gruselfilm dienen können. Zu allem Überfluss erinnerte es ihn an einen Roman von Tanith Lee, den er vor einigen Jahren auf Alex’ Anraten gelesen hatte. Und er fühlte die Energie, die in der Luft lag – gerade so, als würde ein Gewitter bevorstehen.
    »Kommt mit rein. Ich zeige euch die Zimmer und führe euch dann noch ein bisschen im Schloss herum.«
    Sie folgten Daniel.
     
     
    Neugierig blieb Julian immer wieder stehen, um sich umzusehen.
    Gabriel zog ihn mit sich. »Komm’ schon. Es ist nicht gut, wenn du allein hier herumläufst ...«
    Er bleckte für einen Moment die Zähne, und schon war Julian überzeugt. So sehr er die Gesellschaft der Vampire schätzte und so sehr er den Rausch liebte, den ihr Blut ihm bescherte, so wenig wollte er als ihr Abendessen enden. Und hier waren wirklich zu viele der kühlen Geschöpfe. Zu viele, als dass er die Übersicht hätte behalten können.
    Daniel betrat einen großen Raum, in dem zwei junge Männer mit nackten Oberkörpern fochten. Das leise Zischen und Klacken der Degen erfüllte die Luft.
    »Fast alle Männer, die hier wohnen oder sich hier aufhalten, gehören einer Verbindung an.«
    »Verbindung?« fragte Julian leise nach.
    »Ja, eine schlagende Verbindung. Die Narben in ihren Gesichtern nennt man Schmisse – sie sind eine Art Abzeichen der Verbindung. Alles sehr traditionell«, erklärte Daniel. »Hast du noch nie etwas von Studentenverbindungen gehört? Vielleicht im Zusammenhang mit dem deutschen Kaiserreich?«
    Julian schüttelte ein wenig verlegen den Kopf.
    »Amerikaner ...«
    Gabriel lachte. »Julian – ein Amerikaner? Hör’ dir doch mal an, wie er spricht! Er ist völlig verenglischt .«
    »Was hat eine traditionelle Verbindung mit diesem Schloss ... und mit euch zu tun?« wollte Julian wissen.
    Daniel zuckte mit den Schultern. »Wir sind doch auch alle ein bisschen altmodisch. Wir leben hier auf einem Schloss, alles mutet recht blaublütig, geradezu verstaubt an. Das reizt diese jungen Burschen wohl. Und es hat sicher auch etwas damit zu tun, dass wir einen ziemlich gehobenen Lebensstil pflegen. In jeder Hinsicht.« An dieser Stelle grinste Daniel breit. »Dieses Schloss ist sozusagen ein Geheimtipp. Na, und
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