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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Geheimtipps ziehen Geheimverbindungen nach sich ...«
    Er führte sie weiter, einen langen, mit kostbarem roten Teppich ausgelegten Flur entlang. An den Wänden hingen düstere Landschaften in Öl – Julian erschauderte kurz, als er den wüsten Stimmungen erlaubte, ihn zu erfassen. Schnell wandte er den Blick von den pessimistischen Gemälden. Sie waren offensichtlich neueren Ursprungs. Doch Julian vermutete, dass der Maler nicht mehr unter den Lebenden weilte; denn wenn er nicht einem der Vampire zum Opfer gefallen war, hatte er sich sicher mittlerweile selbst umgebracht.
    »Hier ist der Saal, in dem das Leben stattfindet ...«
    Julian blieb wie erstarrt stehen, als Daniel die große Flügeltür vor ihnen aufstieß. Es war wie ein Rausch, ein Sog – er wurde sofort mitgerissen. Vor seinen Augen, im schummerigen Licht der Kerzen vergnügten sich Männer und Frauen mit unterschiedlichen Partnern in den schamlosesten Posen. Kaum einer der Anwesenden war noch vollständig bekleidet.
    Rechts in einer Ecke vögelten zwei hübsche junge Männer in einer geradezu einladenden Weise. Der, der auf allen vieren auf dem Boden kniete, verzog sein ebenmäßiges Gesicht in einem erschütternden Anfall von Ekstase. Julian wagte kaum die Augen von ihm zu wenden, aus Angst, er könne diesen Moment für den jungen Mann zerstören. Er war gefangen in der Magie des Augenblicks.
    Sein Liebhaber, ein kräftiger Bursche, liebte ihn mit einer seltsam konzentrierten Hingabe. Julian schluckte. Er sah die Narben, die Schmisse an den Schläfen des Mannes. Er war einer der Verbindung – der andere offenbar ein Neuling; sein Gesicht war ebenso makellos wie sein junger, zäher Körper.
    Daniel berührte Julian leicht am Arm, nachdem er ihn eine Weile hatte schauen lassen.
    »Komm, folge mir ...«
    Er führte Julian zu einer langen, üppig dekorierten, mit Speisen überladenen Tafel. »Stärk’ dich. Du wirst es brauchen.« Er grinste süffisant.
    Gabriel lachte leise. »Aber ich brauche etwas anderes. Wenn ihr mich entschuldigt ...«
    Mit einer kleinen, spöttischen Verbeugung ließ er Daniel und Julian zurück und mischte sich unter die Anwesenden. Julian verlor ihn sofort aus den Augen, aber er hatte auch kein Interesse, Gabriels Opfer genauer zu betrachten.
    Ein groß gewachsener, schlanker Mann löste sich aus einer Gruppe, die am Ende der Tafel zusammenstand und kam zu ihnen herüber. Er neigte seinen Kopf zur Begrüßung.
    Julian starrte mit morbidem Interesse auf die lange dunkle Narbe, die sich von der Schläfe sichelförmig bis zum Kinn seines Gegenübers hinunterzog. Als dieser lächelte, kräuselte sich das zarte Narbengewebe. Er wäre sicherlich von anderen als gut aussehend bezeichnet worden, mit seinem harten, kantigen Gesicht, dem kräftigen Kinn. Julians Geschmack entsprach er nicht.
    »Daniel, mein Lieber – wen hast du denn da mitgebracht?«
    Daniel legte den Arm um Julians Schulter und merkwürdigerweise fühlte sich der in den Fängen des Vampirs sicherer, als in der Nähe dieses Mannes.
    »Er ist mein Gast, Jerome.« Daniel wandte sich an Julian. »Dieses hier, mein lieber Julian, ist Jerome. Berühmt – und berüchtigt ... Du solltest ihm aus dem Weg gehen.«
    Julian nahm die ihm dargebotene Hand und drückte sie. Nicht herzlich, aber kräftig. Sie war fest und warm – ein Mensch.
    »Jerome – Julian. Brians Sohn.«
    Jerome schenkte Julian einen langen, abschätzenden Blick. Julian hatte das Gefühl, dass der andere ihn mit den Augen auszog.
    »Von adeligem Blut, sozusagen«, bemerkte er lächelnd, mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Daniel lachte. »Wenn du so willst ...«
    »Gedenkst du, hier zu bleiben, Julian – oder bist du nur zu Besuch?« wandte Jerome sich an Julian.
    »Ich werde nicht lange bleiben. Mich erwartet eine Firma zu Hause, und mein Geschäftspartner schätzt es nicht, wenn er allzu lange meine Vertretung übernehmen muss.«
    Jerome nickte langsam. »Ich möchte euch nicht länger aufhalten. Wir sehen uns sicher noch, Julian.« Er drehtesich um und kehrte zu der Gruppe von jungen Männern zurück, die ihn neugierig fixierten.
    Daniel drückte Julian kurz an sich. Diese Geste barg etwas eigenartig Vertrautes. »Geh’ ihm aus dem Weg am Tage.«
    Sie setzten sich an den langen Tisch, und Julian aß ein wenig Baguette und Käse. Daniel trank einen alten schottischen Whiskey, den einer der livrierten Diener ihm gebracht hatte.
    »Keinen Hunger?«
    Julian versuchte, ein Pokerface aufzusetzen, doch Daniel

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