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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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Julian sog die kühle Luft in seine Lungen, er schmeckte das Salz auf der Zunge.
    »Das kommt auch nicht oft vor ...« Daniel spielte auf das meist unfreundliche Wetter an.
    »Sagt wer?« ertönte eine unglaublich feine, kristallene Stimme aus dem Hintergrund.
    Julian fuhr erschrocken zusammen und sah sich um.
    Dort aus der Dunkelheit kam eine schlanke männliche Gestalt mit langem dunkelroten Haar, das ihm bis zur schmalen Taille ging, und dunkelblau schillernder Kleidung: einer eng anliegenden glänzenden Hose und einem Oberteil, das Julian an den Wappenrock eines Ritters erinnerte. Und in der Tat war ein großes Symbol auf seiner Brust, in einem betörenden Türkis. Julian starrte das Wesen an.
    »Daniel – das hätte ich mir ja gleich denken können, dass du es bist, der über dieses schöne Land lästert.« Er kam noch ein wenig näher und begutachtete Julian intensiv.
    »Wer ist deine außergewöhnliche, menschliche Begleitung?«
    Daniel verbeugte sich kurz zur Begrüßung. »Dygwion. – Das ist Julian, Brians Sohn.«
    »Brian? Alex’ Brian? Der geheime Brian, der mir immervorenthalten wurde.« Dygwion seufzte theatralisch.
    Er trat vor Julian. »Ich bin Dygwion ap Gwynedd, Ritter am Unseelie Court und Besitzer dieses wunderschönen Fleckchen Lands.«
    Da er Julian nicht die Hand gab, verbeugte dieser sich ebenso wie Daniel zuvor.
    Dygwion erwiderte seinen Gruß mit einem arroganten Lächeln. Seine Augen waren so unglaublich blau, dass Julian sofort gebannt war.
    »Ist Alex auch hier?«
    »Du hättest ihn doch gespürt, Dygwion. Was soll also diese Frage?«
    »Ich wollte nur wissen, wo er ist. Denn er ist merkwürdigerweise verschwunden.«
    »Ja, das ist er tatsächlich«, bestätigte Daniel. Sein Blick ruhte forschend auf dem femininen Gesicht des Sidhe, das mit seinen katzenhaften Augen und den spitz zulaufenden Ohren alles andere als menschlich aussah.
    »Oh nein, mein Freund. In Elfame hält Alex sich nicht auf, wenn du das denkst.«
    Daniel zuckte mit den Schultern. »Es wäre doch möglich gewesen, oder?«
    Der Elf nickte; noch immer betrachtete er Julian, der langsam nervös wurde.
    »Er ist im Moment nicht in dieser Welt, würde ich sagen.«
    Dygwion bestätigte Daniels Vermutung mit einem Nicken. »Aber es gibt noch andere Orte, an denen er sich aufhalten könnte.«
    Julian erschauderte kurz; die klare Stimme des Sidhe schien in seinem Körper zu vibrieren und eine ganze Menge empfindlicher Nervenenden in Schwingung zu versetzen.
    »Warum bist du hier, Julian?«
    Dieser musste sich wieder räuspern; er fühlte, wie er bis über beide Ohren errötete. Warum fühlte er sich nur wie ein Schuljunge?
    »Wegen Brian«, sagte er rau. »Wir haben uns Sorgen gemacht ...«
    Dygwion wandte sich an Daniel. »Brian ist hier auf meinem Schloss, und du hast ihn mir noch nicht vorgestellt«, bemerkte er vorwurfsvoll.
    Daniel verbeugte sich devot. »Wenn ich gewusst hätte, dass du das wünschst, hätte ich es sofort getan.«
    Dygwion lächelte und entblößte dabei ein Gebiss mit kurzen spitzen Fangzähnen. »Das hoffe ich doch.«
    Er drehte sich um, im Begriff zu gehen, verharrte dann jedoch einen Augenblick und wandte sich Julian zu. »Ach, Julian, was ich dir noch sagen wollte: Neugier ist der Katze Tod. - Frag nicht nach den alten Vampiren.«

 
    »Was stehst du da wie angewurzelt herum? Komm’ endlich zu mir – wenn ich dich holen muss, wird es unangenehm für dich.«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Mittlerweile war mir klar, dass ich ein wenig diplomatischer sein musste, wenn ich hier jemals wieder rauskommen wollte. Langsam ließ ich mich auf seinem Bett nieder und berührte seinen sehnigen Hals, sein markantes Gesicht. »Ihr seid zwar menschlich, in Euren Adern fließt heißes Blut; aber Ihr seid viel kälter als ich.«
    »Kälter?« Lance sah mich überrascht an.
    »Ohne Emotionen, gefühllos«, erklärte ich. Es kostete mich einige Überwindung, nicht noch direkter zu werden.
    »Du tust mir unrecht, Alexander.«
    Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Jetzt seid Ihr sanft wie ein Lamm, Herr – aber in spätestens einer Stunde werdet Ihr mich wieder quälen. Ich bin Euch ausgeliefert, und ich weiß nicht, ob Ihr mich irgendwann einmal wieder gehen lasst ...« Meine Stimme war zu einem rauen Flüstern geworden. Ich bemerkte, dass ich mich erschreckend gut in meine neue Rolle schickte.
    Lance lächelte, streckte die flächige Hand aus und ließ seine Fingerspitzen über meinen Oberkörper
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