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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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Waldes wirkte düster und gefährlich ruhig, obwohl der Wind durch die Äste tobte und die großen dunklen Stämme bedrohlich knarzten und knackten. Der Boden war bedeckt mit braunen abgestorbenen Nadeln und Tannenzapfen.
    Alex hatte bereits auf dem Hinweg gesehen, dass der Bereich, in dem Nadelhölzer wuchsen, nicht besonders groß war.
    Ausgerechnet hier ... , erreichte ihn.
    Er schob Silk ein wenig von sich weg. »Was meinst du?«
    »Ich mag diesen Wald nicht. Hättest du nicht ein wenig früher – oder später – landen können?«
    Alex zuckte mit den Schultern. »Lass uns ein Stück zu Fuß gehen. Ich mag solche Wälder; sie strahlen etwas völlig anderes aus als Laubwälder.«
    In der Tat.
    »Fürchtest du dich?« Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme ein wenig spöttisch klang.
    Silk zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine guten Erinnerungen an diese Wälder. Aber bei diesem Sturm weiterzufliegen, scheint auch nicht ratsam.«
    Alex nickte zustimmend. Was mochte der Junge erlebt haben?
    Ihre Schritte wurden gedämpft, weich gab der Bodenunter ihren Füßen nach. Alex atmete den herben Tannenduft ein – er war nicht anders als in seiner Welt. Vertraut. Im Gegensatz zu dem Jungen, der an seiner Seite ging. Silk war ihm so fremd wie kaum jemand zuvor. Und Alex überlegte, woran das liegen konnte.
    »Meinst du nicht, wir könnten es wieder versuchen?«
    Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte gar nicht bemerkt, dass der Sturm über ihnen nachgelassen hatte. Merkwürdig, kaum, dass sie gelandet waren ...
    Er nickte, schlang den Arm um Silks schlanken Körper und erhob sich ohne Zögern zwischen den Bäumen hindurch in die Lüfte.
    Der Rest des Fluges verlief ohne weitere Zwischenfälle. Der Sturm hatte sich genauso plötzlich gelegt, wie er losgebrochen war.
    Alex landete sanft im riesigen Park von Lances prunkvoller Festung. Neugierig sah Silk sich um.
    »Es hat sich einiges verändert, seit ich das letzte Mal hier war.«
    »Tatsächlich?«
    Silk sah Alex an und ließ ihn los; nachlässig richtete er seine Kleidung. »Nun denn ...«
    Es dauerte nicht lange, bis sie von den Wächtern entdeckt wurden.
    »Du freust dich nicht«, stellte Silk leise fest, bevor die Palastwachen sie erreichten.
    Alex schüttelte stumm den Kopf. Er fühlte sich tatsächlich schrecklich. Dann wurden sie in Empfang genommen.
     
     
    Lances Freude, Silk wohlbehalten in seine Arme schließen zu können, war so groß, dass er alle Anwesenden aus dem Saal warf. Er konnte sich nicht erlauben, Emotionen vor seinen Untergebenen zu zeigen. Und so genoss er Silks Ankunft ganz allein ... Nur Alex spürte seine überschwängliche Freude, doch auch er durfte bei diesem Wiedersehen nicht anwesend sein.
    Hatte er etwa Dank erwartet?
    Er war nicht wütend, als er sich in sein Quartier zurückzog. Nur nachdenklich. Irgendetwas passte nicht. Er hatte Silk gerettet, aber er hatte ihn zu Lance gebracht. Zu Lance ...
    Und wurde er nun endlich freigelassen? War seine Aufgabe hier beendet? Und was wurde aus Silk?
    Raphael stand in einer Ecke des Raumes und verhielt sich völlig unauffällig.
    Als Alex ihn bemerkte, erschrak er fast ein wenig. »Entschuldige, ich habe dich mal wieder nicht gesehen.«
    Raphael lächelte spröde. »Dann mache ich meinen Job ja fast perfekt. – Du hast ihn hergeholt?«
    Alex nickte müde. »Es war nicht wirklich schwer.«
    »Du warst eben der Richtige für diese Aufgabe. Lance hat schon einige gute Krieger verloren bei dem Versuch, den Jungen zu entführen.«
    Der Richtige für diese Aufgabe ... Alex zog eine Grimasse. Er hätte sich wirklich eine schönere Auszeichnung vorstellen können.
    »Ist er tatsächlich so hübsch?«
    Der Vampir nickte. »Hübsch ist gar kein Ausdruck, mein lieber Raphael. Aber ... irgendwas stimmt nicht mit den beiden«, sagte er langsam.
    Raphael nickte. »Du begreifst schnell.«
    Alex runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Silk ist Lances Sohn.«

13
    Grußlos trat Astaran in Alex’ Quartier; er bemerkte Raphaels entspannte Haltung, doch er sagte nichts. Denn im Moment hatte er wichtigere Sorgen als einen kleinen Boten, der nicht den Befehlen gehorchte und sich nicht in die Rolle des Dieners schickte.
    Alex starrte ihm missmutig entgegen. Manchmal war der Wächter eine rechte Landplage. Außerdem war immer er es gewesen, der Alex in Lances Folterkammer geschleppt hatte – er war Lances erster Wächter!
    »Bring dieses Pergament zu Lance«,sagte er ohne Einleitung.

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