Blutige Tränen (German Edition)
atmete er aus. Dann schwang er die Beine aus dem Bett – an Schlaf war vorerst nichtmehr zu denken.
Er öffnete die Tür und warf einen Blick hinaus auf den Korridor. Keine Menschenseele war zu sehen, nur unten aus dem Saal waren Stimmen zu hören. Leises Gelächter drang zu ihm hinauf. Barfuß tappte Julian über den Flur. Sein Herz schlug noch immer schmerzhaft. Er spürte die Gefahr in jeder angespannten Faser seines Körpers. Gabriel – und nicht nur der – hatte ihn gewarnt: Allein durch die verschlungenen Gänge des Schlosses zu wandeln konnte tödlich sein. Und wenn ihm kein Vampir auflauerte, so doch vielleicht einer der Männer, die hier wohnten und von denen die meisten wohl ebenso gefährlich waren wie die Vampire. Auch wenn sie ihn nicht umbrachten ...
Vor Brians Tür blieb Julian schließlich stehen. Er brauchte Gesellschaft, er hielt es einfach nicht mehr allein aus. Und Brian war absolut vertrauenswürdig!
Langsam drückte er die Klinke und schob seinen Kopf durch den Türspalt. Erstaunt stellte er fest, dass der Raum nur von Kerzenlicht erhellt war. Und ... dass Brian nicht allein war! Daniel lag in seinem Bett, und ihre innige Umarmung ließ keinen Platz für Interpretationen. Und nun war es eindeutig zu spät, um sich leise zurückzuziehen, denn die beiden hatten ihn sofort bemerkt.
»Julian ...« Daniel lächelte ihn an. Im Schein der Kerzen sah Julian das goldene Aufblitzen seiner Augen.
»Komm’ rein und schließ die Tür, Julian«, sagte Brian, und seine Stimme hatte einen sanften, doch gleichzeitig Furcht einflößend hungrigen Unterton.
Julian schloss die Tür hinter sich. Er starrte Brian und Daniel an, in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. »Ich ... konnte nicht schlafen, ich ... kriegehier kein Auge zu«, stotterte er.
Daniel warf Brian einen kurzen Blick zu, den Julian jedoch bemerkte.
»Tut mir leid, wenn ich euch gestört habe«, murmelte er verlegen und machte sich daran, das Zimmer wieder zu verlassen. Doch Daniel hielt ihn davon ab.
»Bleib!«
Sekundenlang blieb Julian einfach stehen, spürte nur die versengenden Blicke der Vampire in seinem Rücken, bis er sich endlich umdrehte. Es kam ihm so vor, als hätte sich die Luft des Raumes plötzlich verdichtet, als wäre er nicht mehr imstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Er sah Daniel, der sich mit dem Rücken an Brian drängte und ihn anlächelte. Brians Augen funkelten in diesem betörenden Grün, das auch seine eigenen Augen hatten. Ein irisierendes Leuchten, voll Lust und Wildheit. Julian war wie geblendet.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich Julian zu uns ins Bett einlade?« fragte Daniel.
Brian schüttelte den Kopf. »Wenn er doch eh kein Auge zukriegt ...«
»Dann zieh’ dich aus, du hübscher Junge. Und komm’ zu uns. Die Gelegenheit, zwei von eurer Sorte zu genießen, kann ich mir einfach nicht entgehen lassen ...« Daniel grinste süffisant.
Ein wenig unschlüssig sah Julian die beiden an. Sollte er wirklich bleiben? – Aber so lange Brian bei ihm war, war die Gefahr umgebracht zu werden relativ gering. Und ... mein Gott, er wollte Brian natürlich! Er wollte ihn anfassen, ihn spüren ... Brian hatte ihn schon so lange auf Abstand gehalten.
Er öffnete die Knöpfe seiner Pyjamajacke und streifte sie von den Schultern.
Daniel winkte ihn ans Bett heran. »Bei der Hose bin ich dir gern behilflich ...«
Julian erschauderte, als die kühlen Finger des Vampirs ihn berührten. Daniel streifte die Hose von seinen Hüften. Besitzergreifend ließ er seine Finger über Julians Schenkel, über sein Geschlecht gleiten. Dann sah er ihm wieder in die Augen.
»Du bist wirklich hübsch.«
Brian grinste. »Er ist ja auch mein Sohn.«
Daniel reichte Julian die Hand und zog ihn ins Bett.
Julian spürte die kühlen Körper der Vampire, er zitterte leicht. Kälte und verhaltene Erwartung.
»Du hast doch nicht etwa Angst?«
Julian schüttelte den Kopf.
Brian ließ seine Finger zärtlich über Julians Schultern, über seine glatte Brust gleiten. Und dieser wurde von einer so heftigen Leidenschaft erfasst, dass er Brians Gesicht mit den Händen umfasste und seine Lippen auf dessen sinnlichen Mund drückte. Er spürte Brians Nachgeben, seine Hände, seinen Körper. Gleichzeitig fühlte er Daniel an seiner Rückseite; Daniels Erregung, seine festen, wissenden Berührungen.
»Wenn du eine Frau wärst, könnten wir dich richtig in die Mitte nehmen«, flüsterte er Julian samtig ins Ohr.
Julian erschauderte. Er
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