Blutige Tränen (German Edition)
Vibrieren schüttelt ihren schlanken Körper, sie stößt einen unterdrückten Schrei aus, ihre Lider flattern. Seine Lippen streifen ihre glühende Wange, er will sich aus ihr zurückziehen.
»Du musst mir helfen«, sagt sie.
Erstaunt hält er in der Bewegung inne. Es dauert einen Moment, bis er in ihrer Sprache antworten kann. Meist spricht er gar nicht. Er kommuniziert über Telepathie, doch er weiß, dass Menschen sich lieber mittels Sprache unterhalten.
»Was ist?«
»Ich brauche eine Information von dir. Ich denke, du weißt darüber mehr.«
Sie erzählt ihm vom Verschwinden ihres Freundes, von Alexander, dem Unsterblichen. Und sie hat recht – er weiß etwas darüber. Er hat seine Sinne überall und ist nicht auf diese eine Welt beschränkt.
»Du musst euren Engel fragen. Er weiß es, er weiß alles.«
»Engel?« fragt sie nach.
»Dein Freund wurde entführt. Er befindet sich nicht im Diesseits ...«
»Ist er tot?« unterbricht sie ihn erschrocken.
Doch er beruhigt sie. »Nein«, wieder sucht er nach den passenden Worten, »er ist nur nicht mehr auf dieser Welt. Du musst den Engel fragen – er kennt die Pforte. Und er kennt den Herrscher der anderen Welt, er heißt Lance. Und noch einen Namen kann ich dir geben: Dymas – auch er ist ein Vampir.«
Mehr kann er ihr nicht sagen, doch sie scheint ganz aufgeregt zu sein.
Jessica sprang aus dem Bett, ihre Beine waren noch ein wenig zittrig – die Nachwirkungen des Höhepunkts, den Hagith ihr beschert hatte. Er war ein ungewöhnlich gut aussehender Dämon, sehnig, dunkelhaarig, muskulös. Sie fühlte sich wohl in seinen Armen. Und sie mochte es, dass er in ihren Gedanken las, dass er ihre geheimsten Wünsche einfach erfüllte, ohne dass sie diese lange erklären musste.
Mit einer Hand stützte sie sich auf dem Schreibtisch ab und rief das E-Mail-Programm auf.
»Ich weiß etwas, konnte was in Erfahrung bringen über Alex, es geht um eine andere Welt – und um einen Herrscher namens Lance! – Ein Engel weiß mehr! Frag Gabriel, ich bin sicher, er weiß, worum es geht. Ich denke, Alex wird gefangen gehalten! Jessy«
Gespannt wartete sie auf Julians Antwort. Hoffentlich hatte er sein Notebook an, hoffentlich las er ihre Nachricht bald ... Hatte Gabriel etwas mit Alex’ Entführung zu tun? Woher kannte er diesen Herrscher, Lance – und wer war Dymas?
Julian starrte auf den Bildschirm seines Laptops. War das das fehlende Teil des Puzzles? Hatte Jessy es herausbekommen?
»Hi Jessy«, tippte er. »Ich werde mit Gabriel reden, sobald die Sonne untergegangen ist. Hast Du noch mehr Infos?«
Jessica stieß einen leisen Seufzer aus. Gutes Timing !
»Ein gewisser Dymas soll etwas damit zu tun haben. Kennst du ihn?«
Julian presste die Lippen fest aufeinander. Genau das hatte Dygwion auch herausbekommen. Und das verhieß nichts Gutes.
»Ja. Ich denke, wir kommen bald zurück. Bis dann, Julian.«
Jessy atmete hörbar aus. Warum war Julian so kurz angebunden? Hoffentlich waren sie nicht in Gefahr. Sie spürte, wie zwei kräftige Arme sie von hinten umschlangen – Hagith.
»Weißt du eigentlich, was es bedeutet, ein Reisender zwischen den Welten zu sein?«
Julian fragte sich nicht, wie oder woher Jessica die Informationen hatte; ohne sich die Mühe zu machen, seinen Computer auszuschalten, machte er sich auf die Suche nach Dygwion. Auf Gabriel und Brian musste er noch gut eine Stunde warten.
Im Laufschritt ging es durch die schmalen Gänge, die Treppe hinunter. Julian wusste, dass er jederzeit auf Jerome oder einen seiner Verbündeten treffen konnte, doch das war ihm jetzt egal. Er musste Dygwion finden.
Die ersten Räume, die er betrat, waren alle leer. In der großen, modernen Küche arbeiteten bereits einige Köche und Personal. Die Gerüche, die ihm entgegenschlugen, ließen seinen Magen rebellieren. Seit er hier angekommen war, hatte er noch nicht einmal entspannt essen können. Das machte sich jetzt bemerkbar. Sein Magen knurrte schmerzhaft.
Julian verließ die Küche so rasch er konnte. Auf dem Flur stieß er fast mit einem Mädchen zusammen, das kaum älter als er war. An ihrer Kleidung erkannte Julian, dass sie in der Küche arbeitete. Sie runzelte die Stirn. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Ich weiß nicht – ich suche nach Dygwion ...«
Sie nickte sofort. »Er sieht sich den Fechtkampf an. Aaron und John fechten gegeneinander. Und wenn die beiden fechten ...« Sie rollte die Augen nach oben und seufzte.
Julian unterbrach
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