Blutige Verführung 5 (German Edition)
fuhr mitten auf der Straße. Als mir die ersten Autos entgegen kamen wich ich gerade noch rechtzeitig aus. Endlich kam ein Schild nach Pesaro, ich bog in diese Richtung ab. Ich erinnerte mich, dass wir von dort gekommen waren. Doch dann beschloss ich anzuhalten, und zu telefonieren.
Mit Entsetzen stellte ich fest, dass die einzigen Handynummern, die ich auswendig wusste, die von Nicholas und von Orlando waren. Ich hatte mich schnell entschieden. Ich würde zuerst Nicholas anrufen, er hatte mir sicher schon viele SMS geschrieben, die ich nicht beantwortet hatte.
Ich wählte mit zittrigen Fingern seine Nummer. Er war gleich am Apparat und seine Stimme klang so warm und freundlich, dass mir gleich die Tränen in die Augen traten. Wie schön es war, seine Stimme zu hören. Seine erste Frage war:
"Warum höre ich nichts mehr von dir, liebst du mich nicht mehr?" Ich hatte einen dicken Kloß im Hals, als ich ihm antwortete:
"Nein, ich liebe dich mehr als je zuvor. Ich habe solche Sehnsucht, dich wiederzusehen." Nicholas sagte blitzschnell:
"Dann komm an den Strand von Fano, dann sehen wir uns sofort wieder!"
Für einen Augenblick schien mein Herz auszusetzen.
"Du bist in Fano?", fragte ich ungläubig.
"Hast du nicht gesagt, dass ich dich in Gradara besuchen soll?", antwortete Nicholas.
"Ja, natürlich, aber, dass du tatsächlich so schnell nach Italien kommst, hätte ich nicht geglaubt. Ich kann es kaum fassen."
"Wann sehen wir uns?", fragte er noch mal eindringlich nach.
"Ich bin in der Nähe von Pescara und ich glaube es sind nur ein paar Kilometer.
"Ich komme mit dem Auto.", fügte ich dann hinzu.
"Gut, dann sehen wir uns hier direkt am Hafen, da gibt es ein Monument, das kannst du nicht verfehlen. Ich setze mich so lange in eine Bar gegenüber."
"Okay, ich bin bald bei dir.", sagte ich und legte auf.
Ich startete das Auto wieder und diesmal gelang es mir auf Anhieb. Meine Knie waren noch weich vor Aufregung und Erwartung. Ich würde Nicholas schon bald in die Arme schließen. Ich war wie unter Strom und fuhr viel zu schnell. Beinahe hätte es mich aus einer Kurve getragen. Ich bremste und versuchte ab sofort eine vernünftige Geschwindigkeit einzuhalten. Was solle ich ihm nur sagen? Mein Kleid war blutverschmiert und ich trug nicht einmal einen Slip. Der war in dem Verlies zurückgeblieben. Meine Hände waren schmutzig und trugen Spuren der Fesseln und auch meine Lippe war blutverkrustet. Ich sah aus wie aus einem Horrorkabinett entsprungen. So konnte ich meinem Geliebten nicht gegenübertreten.
Vor dem Beifahrersitz lag zum Glück meinen Koffer. Ich fuhr auf den Parkplatz eines Supermarktes und parkte im Schatten eines alten Baumes. Dann durchsuchte ich meinen Koffer nach brauchbaren Kleidungsstücken. Ich fand eine dünne weiße Baumwollhose und ein knalliges rotes T-Shirt mit langem Arm. Es war draußen heiß und ich musste meine Haut vor der Sonne schützen. Zum Glück waren auch ein kleines Sonnenhütchen im Koffer und eine dunkle Brille. Ich ging in den Supermarkt und kaufte mir eine Flasche Mineralwasser, mit der ich mich erfrischte. Ich wusch mir das Gesicht und meine Arme und Beine, so gut es ging. Dann zog ich die frischen Sachen an. Die geschwollene Lippe konnte ich leider nicht vertuschen. Jetzt sah ich wieder ziemlich normal aus und konnte so Nicholas treffen.
In Fano fuhr ich schnell zum Hafen und auch die Skulptur inmitten eines begrünten Platzes war leicht zu finden. Ich parkte das Auto vor einem Hotel und ging zurück zu dem Platz, den Nicholas mir beschrieben hatte. Er saß auf einer Parkbank und las in einer Zeitung. Mein Herz flatterte bei seinem Anblick. Er war braungebrannt, im Gegensatz zu mir und sein Dreitagesbart ließ ihn wie einen Italiener aussehen. Er hatte mich noch nicht entdeckt und erst als ich vor ihm stand und Schatten auf seine Zeitung warf, blickte er auf. Er sprang auf und ließ die Zeitung einfach fallen. Er umarmte mich so stürmisch und küsste mich auf den Mund, dass mir die Luft wegblieb. Meine Lippe schmerzte und als Nicholas sich wieder von mir löste, tropfte Blut auf mein frisches Shirt.
"Oh, das tut mir leid!", sagte er erschrocken.
"Ich habe nicht gesehen, dass du verletzt bist." Er zeigte auf ein kleines Café an der Straßenecke und sagte:
"Lass uns dorthin gehen, da ist es schattig und wir können uns unterhalten."
Ich war froh, dass er diesen Vorschlag machte, denn trotz der langen Ärmel und der Hose spürte ich bereits ein Brennen auf der
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