Blutige Verführung 5 (German Edition)
müssen.
Plötzlich spürte ich, wie Francesco meine Hände von den Schlingen befreite und mich hochzog. Er löste auch das Seil, das er um meine Taille geschlungen hatte und half mir auf. Seine Bewegungen waren wie in Zeitlupe und ich sah, dass er sich immer wieder die Rippen hielt. Santiago hatte ihn schwer verletzt.
Um Santiagos Kopf hatte sich eine Blutlache gebildet und ich roch das frische Blut, das mir fast den Verstand raubte. Mit einem Blick auf Francesco, der sich gerade nach meinem Koffer bückte, um ihn mitzunehmen, sagte ich:
"Er ist doch tot, oder?" Francesco nickte nur.
Ich sagte: "aber er ist noch warm und ich brauche unbedingt Blut." Mit angewidertem Gesichtsausdruck antwortete er:
"Dann bediene dich, aber beeile dich, ich warte draußen." Er wollte nicht mit ansehen, wie ich von dem Kadaver Blut saugte. Ich konnte ihn verstehen. Er war schließlich ein Dämon. Er ging zur Türe und drehte sich noch einmal nach mir um. Ich spürte, dass er mich lieber davon abgehalten hätte. Aber dann verließ er doch dieses Gefängnis und sagte:
"Wir müssen weg!"
Ich drehte Santiago mit Mühe auf den Rücken und suchte seine Halsschlagader. Meine Zähne waren bereits ausgefahren. Dann biss ich kräftig zu. Sein Blut war nicht schlechter als das von Ikarus, vielleicht etwas zu dick. Ich musste kräftig saugen, um eine ordentliche Menge davon zu bekommen. Doch sofort fühlte ich, wie sich meine Glieder wieder mit Energie füllten und Leben in mich zurückkehrte. Die Starre, die ich die ganze Zeit empfunden hatte, war gelöst.
5. Glückliche Stunden
Vorsichtig tastete ich mich den schwarzen Gang entlang in Richtung Ausgang. Dort wurde ich grob von Francesco gepackt, der sich vom zärtlichen Liebhaber wieder in den Kidnapper verwandelte. Er band meine Hände wieder zusammen, dann zerrte er mich zum Auto. Er öffnete den Deckel des Kofferraums und sagte barsch:
"Steig hinein." Ich sah ihn ungläubig an, doch er gab mir einen unsanften Stoß und wiederholte die Aufforderung. Mir blieb nichts anderes übrig, als seiner Anweisung zu folgen. Ich krümmte mich in den kleinen Raum und Francesco warf eine Decke über mich und schlug den Deckel zu. Dann stieg er ein.
Die Fahrt ging über Stock und Stein. Ich wurde durchgeschüttelt und meine Knochen taten mir weh. Da ich nicht sehen konnte, wohin wir fuhren, wurde meine Angst immer größer. Ich versuchte die Rücklehnen, die an den Kofferraum grenzten mit meinen Beinen wegzuschieben. Plötzlich gab eine davon nach. Sie war offensichtlich nicht richtig eingerastet. Ich drückte mit aller Kraft dagegen bis eine schräge Öffnung entstand. Dann musste ich mich umdrehen, was in dem engen Kofferraum sehr schwierig war. Mir lief der Schweiß herunter. Doch ich schaffte es, meinen Kopf durch die Öffnung zu zwängen. Francesco fuhr unbeirrt weiter, er hatte nicht bemerkt, dass ich die Lehne hinter seinem Sitz gekippt hatte. Das Auto hatte Gott sei Dank ein lautes Motorgeräusch und ich arbeitete weiter, um auch meinen Körper auf die Rückbank zu schieben. Das nahm viel Zeit und Kraft in Anspruch. Erst als es mir gelang, meine Hände von dem Strick zu befreien, den Francesco nur unordentlich zugeknotet hatte, schaffte ich es, mich vollständig auf die Rückbank zu drücken. Ich hielt meinen Körper so gut es ging eng an die Sitzfläche gepresst und meinen Kopf noch tiefer zwischen dem Rücksitz und dem vorderen Beifahrersitz. Wir fuhren ständig bergab. Das war das Einzige, was ich feststellen konnte. Vermutlich ging es Richtung Küste. Ich überlegte krampfhaft, wie viel Zeit wohl vergangen war und wohin er mich bringen konnte. Er war jetzt auf sich gestellt und musste ein anderes Versteck für mich finden, denn der Führer des Veneri-Clans 'Santiago' war tot. Auch seine beiden Söhne waren am Strand durch Vittorio getötet worden.
Ich hörte wie Francesco immer wieder ein Stöhnen von sich gab und dann die Fahrt verlangsamte. Er war von Santiago durch die Schläge und Fußtritte schwerer verletzt worden, als ich zunächst erkannt hatte. Das würde für mich eine Chance bedeuten. Vielleicht konnte ich ihn überwältigen. Aber Francesco besaß eine Pistole, die ich in seinem Hosenbund gesehen hatte. Natürlich würde mich ein Schuss nicht töten, aber schwer verletzten und mich außer Gefecht setzen. Vielleicht gelang es mir, ihm die Pistole abzunehmen. Dämonen waren sterblich, für ihn wäre die Gefahr weitaus größer, wenn ich auf ihn schießen würde.
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