Blutige Verführung 5 (German Edition)
Restaurants bis wir in den Altstadtbereich kamen, dort waren die Gassen enger und die Plätze kleiner. Es machte fast den Eindruck man würden zurück in die Vergangenheit – ins Mittelalter – reisen. Es war schon ziemlich dunkel, doch die Burg war hell beleuchtet, sie thronte auf einem hohen Berg und die Zinnen hoben sich gespenstisch gegen den dunkelblauen Himmel ab. Dann kamen wir an eine Straße, die direkt zum Schloss hinaufführte, sie war für Autos gesperrt, deshalb mussten wir zu Fuß weitergehen. Nicholas parkte sein Auto auf einem großen, fast leeren Parkplatz gegenüber am unteren Eingag zur Burg. Er schien für Touristen angelegt zu sein.
Ich war sehr aufgeregt und Nicholas sagte:
"Ich nehme deinen Koffer mit, für alle Fälle. Dann legte er den Arm um meine Schultern und wir machten uns an den Aufstieg. Der Weg führte über eine flache lange Treppe bis zu einem Torturm mit einer großen Uhr. Wir gingen durch den großen Torbogen und landeten endgültig im Mittelalter. Grobes abgewetztes Kopfsteinpflaster führte bergan. Links und rechts duckten sich kleine Häuser, die alle ohne Ausnahme Geschäfte beherbergten. Von den üblichen Touristenmassenartikeln bis zum Frisör oder Schuhgeschäft war alles vertreten.
"Das ist doch praktisch", sagte ich zu Nicholas,
"hier bekommt man alles was man so braucht und muss nicht in eine große Stadt fahren." Nicholas warf mir einen skeptischen Blick zu.
"Vielleicht willst du ab und zu mal in eine große Stadt.", sagte er,
"das hier ist wirklich schön, aber doch sehr abgelegen und idyllisch."
Wir waren oben angelangt. Es ging durch ein weiteres Tor, das offen war und dann über eine Zugbrücke. Der Eingang der Burg war hell erleuchtet und dort stand Silvio. Er kam auf uns zu und begrüßte uns. Dabei achtete er darauf, Nicholas nicht zu nahe zu kommen. Mich umarmte er und ging dann ein paar Schritte zurück, verbeugte sich und sagte förmlich:
"Herzlich Willkommen, principessa. Wir freuen uns, sie hier auf ihrem Schloss begrüßen zu dürfen!" Das war ziemlich komisch und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Nicholas sah mich fragend an, das Wort 'principessa' hörte er wohl zum ersten Mal. Er sah sich befangen um und sagte leise:
"Das ist dein Schloss?", und die Betonung lag auf 'dein'.
"Das musst du nicht wörtlich nehmen", antwortete ich,
"das ist das Schloss unseres Clans und ich bin eben die 'principessa'". Das sollte ironisch klingen, aber Nicholas wirkte noch ziemlich verwirrt. Wir folgten Silvio hinein in einen großen Innenhof, der mit hohen Säulen eingefasst war. Darüber war eine großzügige Galerie. Auch hier war alles mit farbigen Lichtern beleuchtet, es wirkte zwar sehr majestätisch aber fast wie aus einem kitschigen Hollywoodfilm. Ich fand es jedenfalls ziemlich übertrieben.
Unter den Arkaden stand mein Vater mit seinen beiden Frauen, Fiorina und Ramona. Er ging uns ein paar Schritte entgegen, dann deutete er eine Verbeugung in meine Richtung an und sagte:
"Geliebte Lucia, ich bin glücklich, dich endlich wiederzusehen. Dann breitete er seine Arme aus und drückte mich an sich. Erst dann nahm er von Nicholas Notiz.
"Und das ist der junge Mann aus München", sagte er und reichte Nicholas die Hand:
"Ich begrüße sie in unserem Hause." Diese Förmlichkeit überraschte mich. Mein Vater ging zurück zu seinen Frauen und Fiorina und Ramona gingen vor mir leicht in die Knie. Das sollte wohl ein angedeuteter Knicks sein. Ich begrüßte die Beiden mit ihrem Namen und sagte:
"Das ist Nicholas, mein Freund." Fiorina und Ramona tauschten vielsagende Blicke aus und gingen rückwärts zurück unter die Arkaden. Keine der beiden hatte Nicholas die Hand gereicht. Mein Vater sagte:
"Du wirst müde sein, aber ich möchte Dir trotzdem die Räume im ersten Stock zeigen, damit du siehst, dass wir endlich standesgemäß wohnen. Schließlich hast du das Schloss ja noch nie gesehen." Wir folgten ihm eine Steintreppe hinauf bis zu der Galerie, die sich oben als noch viel größer ausnahm als man von unten sehen konnte. Die Wände waren mit farbigen Motiven aus dem Mittelalter bemalt. Und so viel ich sehen konnte, war alles frisch renoviert.
Mein Vater führte uns in einen großen Saal, in dem ein langer Holztisch mit vielen Stühlen stand. Die Wände waren auch hier bemalt und die Fenster mit langen Samtvorhängen verhängt. Die ganze Einrichtung bestand aus dunklen Möbeln, die fast bedrohlich wirkten. Mein Vater ging voraus und öffnete
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