Blutige Verfuehrung 6
Ich sagte zu Alfonso, der mich vor lauter Selbstvergessenheit gar nicht mehr wahrnahm:
"Ich würde jetzt gerne etwas trinken."
Wie aus einer anderen Welt aufgeschreckt, antwortete er:
"Oh, das tut mir Leid, natürlich, es ist heiß hier." Er war sofort wieder in der Rolle des fürsorglichen Gentlemans, der sich um seine Begleitung kümmerte. Ich wollte vor allem deshalb an die Bar, um einen Überblick zu haben und Orlando schnell zu sehen, falls er zusammen mit Mimi den Raum betreten würde. Alfonso wollte von mir wissen, was ich trinken möchte. Ich sagte nur: irgendetwas, einen Cocktail oder so. Er nickte und ging an die Bar. Ich hörte wie ihn der Typ hinter dem Tresen begrüßte:
"Hi, Conti, was darf es sein für die Kleine?" Alfonso bestellte zwei Sex on the beach und kam zu mir zurück. Ich konnte mir kaum ein Grinsen verkneifen, als ich ihn fragte:
"Conti, ist das dein Spitzname?" Er lachte und sagte:
"Na ja, seit ich diesen Schuppen eröffnet habe, nennen mich alle so, denn .Visconti ist ihnen zu förmlich und Alfonso zu persönlich.
"Der Laden hier gehört dir? Das ganze Haus?" Ich war sehr überrascht. Alfonso flüsterte mir ins Ohr:
"Auch Vampire müssen von irgendetwas leben. Und so ein Casino ist ja nicht nur eine Einnahmequelle, sondern auch praktisch für 'andere' Dinge." Er sah mich bedeutungsvoll an. Ich hatte ihn schon verstanden. Hier wurde wahrscheinlich regelmäßig gejagt. Obwohl mir der Drink sehr gut schmeckte, konnte ich ihn nicht richtig genießen, weil ich ständig die Tür im Auge behalten musste. Alfonso bemerkte meine Unruhe und nahm meine Hand, er sagte:
"Was ist denn mit dir los, möchtest du mit mir lieber in den Spielsalon gehen Dort könnten wir Roulett spielen. In deiner Begleitung bin ich bestimmt ein Glückspilz." Ich schüttelte nur den Kopf
"Nein, mir gefällt es hier sehr gut.", sagte ich.
In diesem Augenblick gab es im Nachbarraum einen Tumult. Alfonso ließ meine Hand los und rannte zur Türe. Dann verschwand er im anderen Zimmer. Ich versuchte ihm zu folgen, doch zu viele der Gäste hatten die gleiche Idee und es gelang mir nicht, bis zur Türe zu kommen. Im Nachbarraum wurde es immer lauter, es klang nach umgeworfenen Stühlen und Tischen. Ich fühlte, wie sich mein Magen zusammenzog und ich plötzlich das Gefühlt hatte, mich übergeben zu müsse. Mein Puls raste und meinen Herzschlag hörte ich in den Ohren pochen. Meine schlimmste Befürchtung, dass sie Orlando sofort zur Strecke bringen würden, wenn er auftauchte, schien sich jetzt zu bestätigen. Mein Instinkt befahl mir, sofort die Flucht zu ergreifen. Doch der einzige Ausgang war noch immer verstopft. Die Menge stand wie gebannt und blickte auf etwas, das ich nicht sehen konnte. Erneut versuchte ich mich durchzukämpfen und dieses Mal gelang es mir, wenigstens bis zum Türpfosten zu kommen. Ich reckte meinen Hals so weit ich konnte und entdeckte in dem Raum sich bekämpfende Vampire, die mit allem, was sich bot, aufeinander einschlugen. Orlando lag am Boden und Silvio und Mario hielten abgebrochene Stuhlbeine in der Hand, die sie als Schlagwaffen benutzten. Orlando war bereits blutüberströmt und die Zuschauer hielten gebannt die Luft an. Niemand kam ihm zur Hilfe.
Dann entdeckte ich Mimi. Sie stand in einer Ecke des Raumes mir genau gegenüber. Sie presste sich an die Wand und verfolgte das Geschehen, die Augen vor Entsetzen geweitet.
Alfonso hatte sich zwischen die Angreifer geworfen und konnte verhindern, dass sie weiter auf Orlando einschlugen. Doch dann warf sich Silvio auf Alfonso und packte ihn am Hals. Er drängte ihn zurück bis zum Tresen. In der Zwischenzeit packten mein Vater und Mario den leblosen Körper an Armen und Beinen und schleiften ihn hinaus. Die Menge wich entsetzt zurück. Ich bahnte mir mit aller Gewalt einen Weg durch die Schaulustigen, die jetzt beobachteten, wie Alfonso zu verhindern suchte, dass Silvio weglief. Doch es gelang ihm nicht. Silvio folgte den beiden, die Orlando trugen, nach draußen. Ich war nur noch ein paar Schritte von Mimi entfernt, die noch immer regungslos da stand und ins Leere blickte. Sie hatte offensichtlich einen Schock erlitten.
Als ich endlich bei ihr war, sank sie in sich zusammen. Ich konnte sie gerade noch auffangen, dann stand Alfonso neben mir.
"Ich nehme sie dir ab", sagte er. Er trug Mimi durch die Menge in die Tanzbar, wo in der Ecke ein großes Sofa stand. Dort legte er sie vorsichtig ab.
"Ich muss nachsehen, was sie mit Orlando
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