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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Zügen. Ich krabbelte durch die Menge und bemerkte erst jetzt, dass ich blutete. Jemand hatte mir seine Krallen in die Seite gerammt, meine Handgelenke trieften, meine Beine taten fürchterlich weh, und ich blinzelte mir sowohl geronnenes als auch frisches Blut aus den Augen. Außerdem war ich über und über mit höllisch stinkendem Schlick begossen.
    Ich hörte das Klicken eines halb durchgedrückten Abzugs und blickte hoch. Ach, du Scheiße!
    Aber Irene stand breitbeinig über dem Puerto Ricaner. „Bobby“, wisperte sie und drückte ab. Ich bemühte mich, nicht zusammenzuzucken. „Du hättest auf mich hören sollen.“ Sie stieß einen Laut aus, der wie ein halb ersticktes Schluchzen klang, dann schoss sie abermals.
    Danach kehrte Ruhe ein. Nahe der Decke, an der Mauer, hinter der man mich gefesselt abgesetzt hatte, war ein dicker roter Abdruck. Er hatte ungefähr die Größe eines Mannes, als hätte man einen großen Seesack voll Blut an die Wand geworfen, der dann triefend nass hinuntergerutscht war.
    Ich spannte die Muskeln an und kam wieder auf die Füße. Der ganze verfluchte Raum war nur an die zehn Quadratmeter groß, zu klein für solch ein Gemetzel. Am anderen Ende waren zahlreiche Rohre. Die nackte, blutbesprenkelte Glühbirne rotierte in immer kleiner werdenden Kreisen.
    Irene beugte sich über etwas nahe der Mauer. Die Kanone baumelte lose in ihrer Hand. „Fax“, flüsterte sie.
    Ich hustete kräftig und röchelte noch immer. Fax würde für niemanden mehr irgendwelche biologischen Waffen panschen. So ziemlich jeder Knochen in seinem Körper war gebrochen, und die seltsame Form seines Kopfes ließ das Gleiche auch für seinen Schädel vermuten. Dünnes rotes Blut, in dem nur ganz wenig vom Schwarz der Hölle zu sehen war, bedeckte sein Gesicht und bekleckerte seinen Laborkittel, der nun schmuddelig aussah.
    Gerne hätte ich etwas anderes als schnöde Genugtuung empfunden. Geschieht dir recht! Beim Gedanken an seine „Versuchsobjekte“ wurde mir schlecht, obwohl die Erinnerung sich weigerte, voll in mein Bewusstsein zu treten.
    Man muss Gott für kleine Segnungen dankbar sein. Denn auch wenn es nicht viel war, so war ich doch froh darüber.
    Meine anderen Pistolen fand ich nahe den Überresten eines, wie ich vermutete, Holzstuhls wieder. Man hatte ihn zu Kleinholz verarbeitet, und er sah aus wie der Stuhl, auf dem man Winchell verprügelt hatte.
    Shen muss geglaubt haben, dass sie leichtes Spiel mit mir haben würde. Mensch, wenn ich da kein Glück gehabt habe. Drei Kanonen, Irene hatte die vierte, und während ich mit der linken Hand die zwei übrigen Glocks aufhob und wie automatisch einsteckte, ließ ich sie keine Sekunde aus den Augen.
    Wieder hustete ich und schmeckte Blut und bittere Erschöpfung. Mein Hals würde schon bald grün und blau anlaufen.
    „Fax“, flüsterte Irene noch einmal. „Großer Gott.“
    Ich überprüfte alle übrigen Leichen. Sie zuckten noch, verrotteten aber bereits zügig, da die Verseuchung durch die Hölle sich in Windeseile durch das Gewebe fraß und einen grässlichen Gestank freigab. Und noch immer hielt ich die Waffe auf Irene gerichtet.
    Waren sie erst einmal tot und verrotteten, war die Gefahr gebannt. Aber, oh mein Gott, was für ein Gestank! Wenn ich irgendetwas an meinem Job hasse, dann sind es die vielen Gerüche nach Verwesung und Fäulnis.
    Und natürlich regelmäßig beinahe ins Gras zu beißen. Oder so oft belogen zu werden, dass ich schon Probleme hatte, mir selbst noch zu vertrauen.
    Oder der Umstand, dass sich sogar ein Auftrag, den man unter Dach und Fach bringt, wie ein Fehlschlag anfühlen kann. Diesmal hatte ich zu viele voreilige Schlüsse gezogen, und wie viele Menschen hätten mit etwas weniger Glück deswegen sterben können? Und was, wenn ich schlicht und ergreifend zu spät gekommen wäre und eine hochrangige Höllenbrut das Tor durchschritten hätte, um sich hier bei uns den Wanst vollzuschlagen?
    Über die verhedderten Überreste eines Leichnams hinweg ging ich zwei Schritte vorwärts. Wut kochte in mir hoch, und ich blinzelte noch mehr Blut aus meinen Augen.
    Irene rührte sich nicht, kauerte nur da auf ihren hochhackigen Schuhen mit gespreizten Knien. Im blutgetränkten Licht wirkte die grüne Färbung ihrer Haut noch intensiver.
    „Was hast du mit Galina gemacht?“, fragte ich.
    „Ich hab damit gedroht, den Polizisten zu erschießen, wenn sie mich nicht gehen lässt.“ Sie öffnete die schmalen Finger. Die Pistole fiel direkt

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