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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Schießpulver.
    Wie bitte? Schießpulver? Ich atmete tief ein und sog die Luft durch meine übernatürlich feine Nase. Ohne das Lederarmband würde ich es besser nachverfolgen können.
    Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Rücken aus. Willst du etwa, dass die Narbe sich weiter ausbreitet, Kiss?
    „Er kann dir rein gar nichts anhaben.“ Meine eigene Stimme erschreckte mich. Waren wir also mal wieder so weit – ich führte Selbstgespräche!
    Doch, das kann er, Jill. Wenn Perry rausfindet, wie er aus dieser Angelegenheit einen Vorteil ziehen kann, hast du keine andere Wahl, als dich auf den Vertrag zu berufen. Höllenbrut ist nicht gerade dafür bekannt, ihr Wort zu halten.
    Wenn er sein Wort brach, dürfte ich ihn töten. Aber dann wäre ich wieder nur ein Mensch, oder?
    Oder? War es die Sache wert, dieses Risiko einzugehen?
    Noch nicht. Also halt die Klappe und mach dich an die Arbeit. Ich stieg aus dem Auto, knallte die Tür hinter mir zu und warf einen Blick auf die Straße. Absolut verlassen, und das am helllichten Tag! Fehlte nur noch ein vorbeiwehender Ballen aus Gestrüpp, um das Klischee perfekt zu machen. Einen Block weiter hörte ich das Wummern schwerer Maschinen, Stimmengewirr und in der Ferne Verkehr. Darunter mischte sich das leise Stöhnen des Verschiebebahnhofs, das man sonst nur nachts hörte.
    Die Narbe zuckte heftig, vielleicht weil ich gerade über sie nachdachte. Vielleicht lag es aber auch an der Erinnerung an die säuretriefenden Klauen des Scurf, die sich in mein Fleisch gruben. Vielleicht war Perry schuld, der gerade irgendwo hockte und an mich dachte.
    Sorg dich gefälligst um das Problem, vor deiner Nase, Jägerin!
    Behutsam schnüffelnd näherte ich mich dem Streifenwagen. Der süßliche Geruch von Verwesung blieb aus. In der Luft lag lediglich eine Mischung aus Autolack, der in der Sonne röstete, und der flüchtige Duft von billigem Aftershave.
    Ich sah mich um. Keine fünfzehn Schritte entfernt gab es eine weitere düstere Gasse voller Schatten. Ich ging um das Auto herum und hielt darauf zu, während meine Rechte eine Pistole aus dem Halfter zog und mir das Herz heftig gegen den Brustkorb klopfte. Adrenalin pumpte mir den Geschmack von Kupfer in den Mund. Mein von Krallen zerfetzter und von getrocknetem Blut verschmierter Mantel flatterte knisternd in der Luft.
    Die Gasse war leer. Nichts außer einigen Häufchen von bedeutungslosem Müll, bis zum hinteren Ende. Hier gab es nicht mal für Scurf einen Platz, um sich zu verstecken, und auch die verschlossene Tür, die in eins der Lagerhäuser führte, bewegte sich keinen Zentimeter, als ich mich leicht dagegenstemmte. Auch der Geruch von Schießpulver war verflogen.
    Hm.
    Ich glitt aus den Schatten und zurück in die brutale Hitze der Sonne. Als ich überprüfte, aus welcher Richtung der Wind wehte, stieg mir ein weiterer Hauch von Kordit und noch etwas anderem in die Nase. Es war mehr eine Art Pheromonwolke als ein Geruch, außerdem der leichte Kupfergeschmack von Angst und etwas Unsichtbares, dessen Aroma mir allerdings bekannt war.
    Tod.
    Als der Wind sich drehte, verstärkte sich der Geruch erst und verflüchtigte sich dann. Ich folgte seinen Spuren, lief einen Block weit die Straße runter, dann zwei quer, kehrte um und grenzte den Ursprung immer weiter ein. Noch einmal musste ich kehrtmachen, bis ich an einem baufälligen Gebäude vorbeilief, in dem früher einmal Büros gewesen sein mochten.
    Was stimmt hier nicht, Jill?
    Das Bauwerk entsprach nicht den einschlägigen Vorschriften, und die Eingänge waren von der Polizei versiegelt. Das Absperrband war bereits ausgebleicht und zerrissen – nichts, was noch länger vom Betreten des Baus abhalten würde. Die Tür selbst war eingetreten, aber mit Sperrholz repariert worden, das ebenfalls ausgebleicht war.
    Doch das Schloss, das man im Holz verschraubt hatte und das die Tür versperrte, war so neu, dass es im grellen Sonnenlicht wie ein Diamant glitzerte.
    Na so was. Zögernd berührte ich das Schloss und fuhr vorsichtig über das raue Metall. Hier war der Geruch intensiver.
    Einen Augenblick dachte ich darüber nach. Dann stellte ich mich breitbeinig hin, umfasste das Scharnier mit der höllisch verstärkten rechten Hand und riss es aus den dünnen Holzplatten. Ich hätte auch das Schloss selbst zerbrechen können, aber wozu sich die Mühe machen?
    Ich stupste die Tür mit dem Fuß auf und spähte in die Düsternis dahinter. Wehende Spinnweben. Ich dachte kurz an Skorpione,

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