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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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schauderte. Mein Mantel flatterte hoch, ich berührte meine Kanonen, die Messergriffe und die anderen kleinen Überraschungen, die mittels Lederriemen befestigt waren, damit sie nicht schepperten, wenn ich mich bewegte. Nachdem ich im Moment aber nicht leise sein musste, klirrte das Silber in meinem Haar, und der Rosenkranz baumelte mir gegen den Bauch.
    Vergiss es, Jill. Es vergeht keine Woche, in der du nicht beinahe ins Gras heißt. Reg dich ab.
    Trotzdem machte es mich verrückt, weil es einfach nicht richtig erschien. Aber im Augenblick war ich zu beschäftigt, um das weiterzuverfolgen.
    Die kleine Lichtung war voller Werwesen, und sobald ich an einem nichtssagenden Haufen Gestrüpp vorbei und im Zentrum angekommen war, richteten sich wachsame Augen auf mich. Sie waren zu höflich, um zu fragen, was zum Teufel passiert war. Und traurigerweise kommt es öfter vor, dass man mich mal eben durch den Fleischwolf gedreht hatte.
    Das Jägerdasein ist ein schmutziges Geschäft.
    „Die Fährtenleser sind schon unterwegs“, sagte eine durchtrainierte, große Frau. Ihrem Aussehen nach zu urteilen wahrscheinlich eine Löwin. Sie hatte das charakteristische breite Gesicht und die geschmeidigen Arme, unter deren honigfarbener Haut sich kräftige Muskeln abzeichneten. „Nicht allzu weit von hier haben sie das Gebiet schon auf wenige Blocks eingegrenzt.“
    „Das Sonnenlicht geht uns langsam aus.“ Ein schlankes junges Männchen, das kaum aus der Pubertät raus war – zumindest wenn man seiner dürren Statur glauben konnte. Er hatte die typische Nase eines Wervogels. In seinen zerzausten Haarschopf waren braune Federn gebunden, und er machte eine grazile, knappe Bewegung, die gleichzeitig seine Ungeduld und seinen gezügelten Ehrgeiz verriet.
    „Nur Geduld, Rubio.“ Therons Gesicht verzog sich zu einem zähnefletschenden Grinsen, entspannte sich aber gleich wieder.
    „Geduld ist nämlich keine Tugend“, fügte die Löwin hinzu. „Sondern überlebenswichtig.“
    Damit erntete sie Gelächter, und auch der Junge lachte. Es war nicht die Art von hysterischem Lachen, die man in Autopsieräumen findet, aber Sinn und Zweck waren dasselbe: Dampf ablassen, um das Warten erträglicher zu machen.
    Ich lehnte mich mit dem Rücken an den Stamm einer Pappel und schloss die Augen. Mein Herz trommelte heftiger, als mir lieb war. Ein erneuertes Herz, das noch vor weniger als einer halben Stunde von einer Kugel durchbohrt worden war. Zum Glück war ich ein einfaches Modell, quasi eine „Hausmarke“. Ersatzteile für meine Pumpe importieren zu müssen, wäre schwierig gewesen.
    Kapiert, Jill? Har, har. Du bist eine geborene Komikerin. Solltest auf Tournee gehen.
    Und jetzt überleg dir zur Abwechslung mal was Nützliches. Was zum Teufel geht hier vor? Theron hatte von einem blauen Buick geredet, der sich über die Macao Street aus dem Staub gemacht hatte. Auf dem Dach waren nur leere Patronenhülsen zurückgeblieben, von denen nun ein paar in meiner Manteltasche schepperten. Und dann dieser Geruch. Männlich, hatte Theron gesagt, menschlich und schweißdurchtränkt. Aber es musste ein Profi gewesen sein, wenn er es geschafft hatte, mich voller Blei zu pumpen und dann abzuhauen.
    Oder ein enormer Glückspilz.
    Aber warum? Wenn ich den Grund kennen würde, wüsste ich auch, wer dahintersteckt, stimmt’s?
    Reine Bleimunition, von einem Profi im Ziel versenkt. -Wenn mein Leben eins mit Sicherheit nicht war, dann langweilig.
    Der Luftdruck veränderte sich, und ich riss die Augen auf. Jeder Wer auf der Lichtung stand aufrecht in Alarmbereitschaft und richtete den Blick in dieselbe Richtung, wie ein Vogelschwarm, der mit absoluter Präzision auf einen Schlag die Richtung ändert. Wie auf ein vereinbartes Zeichen hin setzten sich alle in Bewegung, einige rannten, andere schritten lediglich. Theron warf mir über die Schulter hinweg einen Blick zu.
    Ohne jeden Zweifel. Die Fährtensucher hatten etwas gefunden und es auf Wer-eigene Art unter die Leute gebracht -durch Instinkt, Pheromone oder auch die blanke Luft.
    Aber jetzt war keine Zeit zum Nachdenken mehr. Die Jagd hatte begonnen.

10
     
     
    Gemeinsam mit Werwesen im Rudel zu rennen, ist, wie in Vollmondnächten auf die Jagd zu gehen, wenn alles ein wenig verrückt scheint und es entweder mucksmäuschenstill ist … oder vom Anfang bis zum Schluss ein wahnwitziges Feuerwerk an Geschrei und Geheule, das noch nicht mal bei Morgendämmerung aufhört. Die gleiche atemlose Erwartung, die

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