Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
hätte ihn am Leben gelassen, aber mitten im Kampfgewühl bleibt wenig Zeit für derartige Überlegungen.
    Was zum Teufel hatte eine Höllenbrut dort zu suchen, noch dazu am helllichten Tag? In einem Scurf-Nest!
    „Ich wusste gar nicht, dass du dich auch um Mordfälle kümmerst, die nichts mit den Nachtschatten zu tun haben.“
    „Zumindest alle Morde, die ich selbst begehe, sind reine Schattenwelt-Geschäfte, Theron. Lass meinen Speck nicht anbrennen, die Pfannen da hat Saul gekauft.“ Ich versuchte aufzuspringen, sank aber gleich wieder auf die Couch und verfluchte mich innerlich. Ich hielt mir den Kopf. Dehydrierung klopfte auf mein armes Hirn wie mit einem Dampfhammer ein, den man in Leim und anschließend in Glassplitter gewälzt hatte.
    „Mir will einfach nicht in den Schädel, warum er mit Kupferpfannen kocht, wo es einwandfreie Teile aus Edelstahl gibt. Auf dem Tisch steht Orangensaft, Jill. Trink ihn ganz aus, das hilft gegen die Kopfschmerzen.“
    „Woher weißt du, dass ich welche hab?“
    „Normalerweise bist du viel unausstehlicher. Anscheinend bist du noch nicht wieder in Hochform.“
    Ich ächzte ein bisschen und erblickte dann den Glaskrug, den Saul sonst immer für Eistee verwendete. Direkt daneben stand ein sauberes Glas, womit klar war, dass Theron den Aufwasch erledigt hatte. „Du kannst mich mal, Wer.“
    „Netter Versuch, aber doch noch ein bisschen lasch. Und jetzt trink gefälligst!“
    Ich schenkte mir einen großzügigen Schluck ein, es war zu verlockend. „Wo ist der Bourbon?“
    Aber davon wollte er nichts hören. „Haben die Morde, die nichts mit der Schattenseite zu tun haben, irgendwas damit zu tun, dass dich jemand mit normalem Blei töten will?“
    „Keine Ahnung, Theron. Mich interessiert viel mehr, was eine beschissene Höllenbrut mitten in einem Scurf-Bau verloren hat.“ Vor allem in einem Nest, das an einem Ort liegt, wo es kein Scurf je bauen würde, und … Himmel! Das viele Nachdenken verschlimmerte noch die Kopfschmerzen.
    Zieh keine voreiligen Schlüsse, Milaya. Niemals. Michails Stimme, deren Aufforderung ich so viele Male hatte Revue passieren lassen, dass sie sich in mein Gedächtnis gegraben hatte wie eine Kerbe auf einer Schallplatte. Ist sonst bester Weg, dir Arsch wegpusten zu lassen.
    „Also versucht mehr als einer, dich auszuschalten.“
    „Herrgott, das hoffe ich. Sobald ich nur noch einen Feind habe, trete ich aus der Jäger-Gewerkschaft aus.“ Der Scherz kam mir wie selbstverständlich über die Lippen. Gemeinsam mit den Geräuschen aus der Küche fühlte sich die Situation so nach Zuhause an, ich hätte heulen können.
    „Ihr habt ’ne Gewerkschaft?“ Das Brutzeln hörte auf, und Theron kam mit zwei Tellern in der Hand aus der Küche. Es duftete. Seine Kochkünste hatte ich noch nie getestet, aber Werwesen – vor allem die Männchen – sind super Hausmänner. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde es schmecken.
    Ich vermisste Saul. Auf einmal überkam mich dieses Gefühl und legte sich wie eine eiserne Hand um meinen Hals. Ich nahm einen großen Schluck Orangensaft. Die Fruchtsäure brannte auf meinen aufgeplatzten Lippen und der trockenen Zunge. Ich musste mich förmlich dazu zwingen, mit dem Trinken aufzuhören, bevor mir noch schlecht wurde. Aber ich stellte das Glas schließlich auf den Tisch, nur drei viertel geleert. „Natürlich nicht. Hast du zufällig Kaffee gekocht? Und wie lange war ich eigentlich weggetreten?“
    Er stellte mir einen Teller vor die Nase. „Ich werfe gleich den Kaffeekocher an, und du warst ungefähr vierzehn Stunden weg. Hast eine spaßige Nacht verpasst – versprengte Scurf aus dem Weg räumen und all so was.“
    Mist! „Irgendwelche Anrufe? Abgesehen von Saul, meine ich.“
    „Dein Pager hat ein- oder zweimal vibriert. Ansonsten war alles mucksmäuschenstill.“
    Der besagte Pager lag auf dem Tisch. Ich griff ihn mir und versuchte, den verschwommenen Schleier vor meinen Augen wegzublinzeln. Auf dem Teller vor mir waren Rührei, krosser Speck und ein Berg Maisgrütze, auf dem ein Klacks Butter thronte. Es sah lecker aus. „Danke!“
    „Ich halte dir den Rücken frei, bis die ganze Angelegenheit ausgestanden ist.“ Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber in seinen Augen blitzte es orange auf, bevor sie ihre normale dunkle Farbe wieder annahmen. „Saul hat darauf bestanden, also keine Widerrede!“
    „Was genau hast du ihm erzählt?“ Zweimal hatte mich Monty angepiept, Carp einmal, und die

Weitere Kostenlose Bücher