Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
Füße zu springen, und versagte. Ich blinzelte und stellte fest, dass ich immerhin noch Augenlider hatte. Gemeinsam mit Gehör und Farbe kehrte nun auch mein Bewusstsein zurück und eilte in mein Hirn. Leider war ich noch nicht dazu bereit – wer wäre das schon?
    Aber der Schmerz ließ nach, was bedeutete, dass ich funktionieren würde. Und wenn ich funktionieren konnte, dann hatte ich auch zu funktionieren.
    Meine Lippen gehorchten mir zwar noch nicht, aber ich gab trotzdem einen entstellten Laut von mir.
    „Jill.“ Theron klang einigermaßen panisch, soweit man das von ihm je behaupten konnte. „Lass das. Beruhige dich. Wir versuchen, dir zu helfen.“
    Ich mach ja gar nichts. Der Gedanke war eine glatte Lüge, noch im selben Moment hatte ich schon zum Schlag ausgeholt, bevor starke Finger sich um mein Handgelenk schlossen und meinen Schwung ablenkten. Das Grollen hielt an.
    Wie schwer war ich verletzt? Es war heiß. Eine Hitze, wie von brodelndem Öl, rann über meine Haut, eine wahre Supernova aus Schmerz explodierte in meinem Bein, als es sich völlig verkrampfte. Das ist doch lächerlich! Kann ich vielleicht bald mal heimgehen?
    Die Krämpfe ließen nach, und ich erschlaffte.
    „Irgendetwas stimmt nicht“, sagte Theron grimmig.
    Ach nein, meinst du wirklich?! Aber ich konnte es nicht aussprechen, mein Mund verweigerte mir den Dienst. Selbst für eine Jägerin ist zweimal Sterben am Tag ein bisschen zu viel. Ich bin müde. So müde.
    „Wo ist Dustcircle?“ Ein Werweibchen, deren Stimme von einem grollenden Schnurren gedämpft wurde.
    „Er ist im Reservat. Seine Mutter hat die Schwindsucht.“ Theron stützte mich, die Berührung seiner Hände auf meinen Schultern fühlte sich merkwürdig vertraut an, dafür, dass er ein Fremder war. Es war, als würde Saul mich halten, dieses Schnurren, das er immer anstimmte, wenn ich schwer verletzt war, aber die ärgste Gefahr überstanden hatte.
    „Wir sollten ihn rufen.“
    Nein! Ich schlug die Augen auf. „N … n … n …“ Es wollte noch immer nicht klappen mit dem Sprechen.
    Auch wenn der Körper nach so einer Aktion wieder zusammengeflickt ist, bibbert die Psyche und zuckt wie ein Junkie auf kaltem Entzug. Das menschliche Tier ist nicht dafür geschaffen, derartigen Schaden zu überleben, was zur Folge haben kann, dass deine mentale Inneneinrichtung ganz schön durcheinandergerät, bis du zum Schluss nicht mehr weißt, wer du eigentlich bist.
    „Ganz ruhig, Jägerin. Entspann dich.“ In Therons Tonfall lag eine gewisse Schärfe, er machte sich Sorgen. „Gönn dir einfach mal ’ne Sekunde, Jill. Leg dich wieder hin, oder ich setz mich auf dich drauf.“
    Das wagte ich zu bezweifeln, aber meine Muskeln waren eh so labbrig wie gekochte Nudeln, und die Haut, die sich darüber spannte, puckerte, als hätte ich die Krönung aller Sonnenbrände. Ich hätte mich aufraffen können, um zu kämpfen, aber es hätte schon Schusswechsel und Schreie erfordert. Mein gesamtes Bewusstsein zog sich von der Oberfläche meines Hirns und dem grellen Sonnenlicht zurück, um sich ein dunkles tiefes Loch zu suchen, in das es sich verkriechen konnte. Es wollte sich in samtene Ohnmacht hüllen, bis es darüber hinweg war, gleich zwei Mal in weniger als zwei Stunden gestorben zu sein.
    Der Biss an meinem Schenkel kühlte sich allmählich ab, und das Gefühl eines Infekts in meinen Nervenbahnen zog sich zurück.
    „Jemand will sie umbringen“, sagte Theron. „Vielleicht sogar mehr als einer.“
    Das ist doch nichts Neues, wollte ich sagen, aber Schwärze umfing mich. Mein Kopf hatte endgültig genug und schaltete ab. Zeit, die Party zu verlassen.

12
     
     
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf meiner Couch, einem riesigen Monster aus orangefarbenem Kunstleder, das ehrlich gesagt ziemlich annehmbar aussah, nachdem Saul dazu gekommen war, es mit cremefarbenem Leinen zu überziehen, das er zum Schnäppchenpreis erstanden hatte. Die Lagerhalle kam knarrend zur Ruhe, nachdem sie ihren üblichen Morgengruß angestimmt hatte.
    Die Dunkelheit tat mir gut, aber ich musste die Augen öffnen. Im selben Moment tauchte Therons Gesicht über mir auf, und ich roch Speck, Werwesen und eine heiße Grillpfanne.
    „Beweg dich nicht vom Fleck.“ Seine Augen schimmerten wie Bernstein im Zwielicht. Graue Morgendämmerung kroch durch das Oberlicht in den Raum, und in der Küche war das Licht an – grellgelbe Blöcke, die Schatten ins Wohnzimmer warfen. Am anderen Ende des Sofas brannte eine

Weitere Kostenlose Bücher