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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Welt plötzlich Kopf, verdickte sich die Narbe an meinem Handgelenk mit eisernen Stichen und grub sich in den Knochen.
    Ein zweites Loch brannte sich in die Wand, als ein Körper hindurchflog und Sonnenlicht einströmen ließ. Eine männliche Höllenbrut mit einer gleißend weißen Strähne im schwarzen Haar traf mich so hart, dass meine Zähne aufeinanderprallten. Ich drehte mich mitten im Flug und hatte auf einmal, wie selbstverständlich, das Messer in der Hand, rammte es nach vorn und hörte, wie es zischte, als es von der Hölle verseuchtes Fleisch berührte. Wir knallten zur Seite, Holz krachte, und die Zähne des Dämons schnappten nur Millimeter von meiner Wange entfernt zusammen. Der Geruch, die süßliche Fäulnis in seinem Atem, vermischt mit dem Zuckeraroma der Scurf, bemühte sich nach Kräften, eine Riesensauerei zu verursachen und meinem Magen alles abzuringen, was er jemals verdaut hatte – aber ich konnte einfach nicht kotzen. Ich war viel zu beschäftigt.
    Wieder zerbarst Holz, als ich hindurchgerammt wurde, und Splitter brachen heraus. Höllenbrütler und Werwesen hassen einander wie die Pest. Während jedoch ein Wer bestens gerüstet ist, es mit Scurf aufzunehmen, braucht es etwas ganz anderes, um es mit der abgefahrenen Geschwindigkeit von Höllenbrut aufzunehmen, die einem geradewegs die Sprache verschlägt – ganz abgesehen von der Verderbtheit, die in ihr steckt.
    Ja, für Scurf braucht man Werwesen. Aber mit Höllenbrut wird nur ein Jäger fertig.
    Leider hatte man mich gerade in eine echte Sackgasse katapultiert – ich lag in einer Ecke, an drei Seiten ragten Holzkisten auf, der Dämon hastete auf mich zu, und überall lauerten Scurf, die zischend die Zähne entblößten und meine Witterung aufnahmen.
    Schmale Klingen aus Feuer krochen mein Bein hoch. Ich sprang auf die Füße, pure Reflexe übernahmen die Kontrolle über meinen Körper und bewegten ihn in ruckartigem, aber fantastischem Tempo. Das Messer steckte noch immer im Brustkorb der Höllenbrut mit der Stinktier-Frisur, also griff meine freie Hand nach einem neuen, während meine Linke nach wie vor die Knarre sprechen ließ. Im selben Moment wirbelte der Dämon in der Luft herum, fuhr die Krallen aus und stürzte auf mich zu. Heißes Blut sprudelte aus meinem merkwürdig tauben Schenkel, in den die Scurf ihre Fänge gruben. Die Höllenbrut prallte mit mir zusammen und fegte mich nach hinten, obwohl sie selbst Rinnsale absterbender Fäulnis blutete. Mein Kopf donnerte heftig gegen irgendeine Kante – hart genug, um ein menschliches Genick zu brechen, und plötzlich verlor ich das Bewusstsein. Ich hatte nicht mal mehr Zeit, mir Sorgen darüber zu machen, was die Scurf mit meinem bewusstlosen Körper anstellen würden.
    „… Jill …“
    Ich ließ mich treiben. Grelle weiße Flecken. Der Geruch von Blut und Kandiszucker.
    Wassumteuel?
    „ … halte ihren Kopf …“
    Ein tiefes Grollen wie von einem besorgten Wer. Abgehackt und in schneller Abfolge prasselten Laute auf mich ein: Schreie, Stöhnen, das hohe Winseln eines verwundeten Tieres. Aber nicht das Geheul von Scurf, das wie über Schiefertafeln gezogene Nägel klang. Zum Glück.
    … gebissen. Es hat mich gebissen. Ich bin gebissen worden! Ich schmeckte Blut und Schmutz, dann fiel ein Gewicht von mir, und ich konnte endlich wieder atmen.
    Sofort stellte sich der Schmerz ein. Er war rot und dampfte. Das Fleisch meines Oberschenkels kochte förmlich, als die Virusinfektion sich einen Weg bahnte. Meine Narbe schmatzte und glühte vor dreckigem Vergnügen, buddelte sich in die Haut, die vor Hitze Blasen zu schlagen schien, und die Qualen wurden beinahe unerträglich, verdichteten sich und erreichten in der Düsternis meines Dämmerzustands ihren Höhepunkt.
    Diesen Teil hasse ich. Zusammenhängende Gedanken wurden schwierig, wurden zu einem Brei aus verwirrten Reaktionen, während mich abermals Sphärenenergie durchströmte, die gebrochene Knochen wieder geradebog und zusammenfügte und auch das Gewebe neu wachsen ließ. Das tiefe Summen der Werwesen, die um mich herum versammelt waren, half mir, nahm dem Schmerz die Schärfe und schmierte akustischen Balsam auf meine Glieder, während die Narbe mit der Infektion kämpfte, die in meinem Bein tobte. Der Knoblauch sollte eigentlich auch helfen, aber ich spürte keinerlei Wirkung.
    Man hat mich gebissen.
    Ich rührte mich. Silber klirrte hell gegen den Asphalt – es war mein Haar, das ich zurückwarf, als ich versuchte, auf die

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