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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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verzog sein knochiges, trauervolles Gesicht, als er die Vordertür abschloss und das Schildchen darin auf „Geschlossen“ drehte. „Ich kann es echt nicht ausstehen. Also, was wollt ihr?“
    Aufregung bekam unserem kleinen Nachtschatten-Historiker nicht besonders gut. Er vermied sie gerne. Kluger Mann.
    „Internetrecherche, Hutch. Such mir alle wichtigen Infos über Alfred Bernardino raus. Er arbeitet bei der Sitte im dreizehnten Revier. Hack dich ein, wenn es sein muss, aber hinterlass keine Spuren.“ Ich hielt kaum inne. „Und mach dir Tee, das hier wird eine Weile dauern.“
    „Warum fragst du nicht einfach Monty? Oder jemand anderen?“ Hutch machte sich so klein wie möglich und zog alles ein, von den spitzen Ellbogen bis zu den Knubbelknien. Und ich überlegte, ob ich ihm verraten sollte, dass wir mit einer Scurfepidemie und allen möglichen anderen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.
    Aber ausnahmsweise entschied ich mich, auf Nummer sicher zu gehen. „Weil es diesmal leider die Polizei ist, mit der ich ein Problem habe, Hutchinson. Such Material über diesen Cop für mich, wir sind solang im Hinterzimmer. Ich muss da etwas herausfinden.“
    „Was denn?“ Es wäre zu viel gesagt, zu behaupten, dass er munter wurde, aber jede Gelegenheit, durch staubige alte Bücher zu blättern, hebt seine Laune ungemein – und das, obwohl er schon auf den bloßen Gedanken, etwas Abnormales aus der Nähe zu sehen, richtig allergisch reagiert.
    Ich bin nicht die Einzige mit Marotten.
    „Irgendwas, das Argoth heißt. Und dann noch etwas über einen Flugplatz außerhalb der Stadtgrenze.“
    Der ohnehin blasse Teint unter seinen Sommersprossen wurde kreidebleich. „Argoth?“ Hutch quiekte richtig.
    Mitten im Schritt hielt ich neben der antiquierten Kasse inne. Neben dem alten Gerät aus Messing lag ein nagelneues Kreditkarten-Lesegerät auf der Theke. Ich machte auf dem Absatz kehrt, mit mir wirbelte auch mein Mantel herum, und dann sah ich Hutch in die Augen, die hinter den dicken Brillengläsern ganz verschwommen wirkten. „Was weißt du?“
    „Nur, dass er eine Höllenbrut ist – und hauptsächlich in Osteuropa gearbeitet hat. Das letzte Mal wurde er 1929 gesehen, 1946 ist er untergetaucht.“ Hutch zog die dünnen Schultern hoch, ließ sie wieder sinken. Überall um mich herum hielt der Buchladen den Atem an. „Du kannst dir denken, wo er stationiert war.“
    Das konnte ich in der Tat. Beide Weltkriege hatten genug Chaos, Leid und Schrecken gestiftet, um die Tore zwischen unserer Welt und der anderen weit aufzustoßen. Die Schlachtfelder und Lager waren wie Spielplätze für allerhand Gemeinheiten. Einige Orte auf der Welt hatten sich noch immer nicht davon erholt – so wie Osteuropa. Die Jägergemeinschaft dort hatte noch immer ihre Mühe und Not, einiges von dem, was vor Jahrzehnten losgelassen wurde, in Schach zu halten.
    „Himmel.“ Leon nieste zweimal. Hier drin war es aber auch staubig.
    Schon früher hatte ich Gerüchte über den Krieg gehört, aber damit hätte ich nun nicht gerechnet. „Besorg mir die wichtigsten Hinweise auf Argoth, danach kannst du dich um die Daten des Polizisten kümmern. Außerdem musst du für mich alles über einen Flugplatz außerhalb der Stadt herausfinden. Eventuell heißt er ÄRA.“
    Hutch hatte wie aus dem Nichts einen kleinen Notizblock und einen Druckbleistift gezaubert und schrieb wie wild mit. „Und gleich danach verwandle ich Wasser in Wein, okay?“
    Wenn du das könntest, würde ich dich um eine oder zwei Flaschen eines guten Pinot Noir bitten. „Hey, nicht frech werden. -Danach gehst du zu Galina, während ich mich hier drin weiter umsehe.“
    Er zog die Augenbrauen hoch, und sein Stift verharrte plötzlich. „Schon wieder?“
    Ja, schon wieder. Denn wenn sie wissen, dass ich noch am Leben bin und regelmäßig zu Galina gehe, dann ist es gut möglich, dass sie auch von deinem Buchladen wissen. „Ganz genau. Es sei denn, du legst Wert darauf, dir eine schwere Bleivergiftung zuzulegen.“
    „Wo hast du mich nun wieder reingeritten?“ Aber er fuhr schon wieder emsig damit fort, sich Notizen zu machen. „Na schön, dann kommt mit nach hinten. Heiliges Kanonenrohr, warum nur hab ich diesen Job angenommen?“
    „Weil du dachtest, es könnte interessant werden, Hutch, und weil Michail dich vor einer winzigen Zelle bewahrt hat.“ Das musste wohl besonders ungehobelt gewesen sein, denn dieses Mal warf mir sogar der gutmütige Hutch einen bösen Blick zu, und

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