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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Nachdenken.
    So vieles könnte ich gut gebrauchen. Aber alles, was ich bekommen würde, wäre ein riesiges Schlamassel, bevor die Sache ein Ende finden würde.
    Als ich mich schließlich unter der Begleitung von quietschendem Leder erhob, blieb ich noch eine Weile stehen und sah Carp ins schlaffe Gesicht. Noch immer war er vor Schreck kreidebleich, aber er atmete. Wenn er wieder aufwachte, würde er sich vielleicht an nicht mehr allzu viel erinnern. Manchmal verweigert das Hirn einfach den Dienst, um die Psyche vor weiteren Traumata zu beschützen. Vielleicht würde er auch aufwachen und jede Sekunde nacherleben, wie bei einer CD, die auf Endlosschleife lief, bis bei ihm die Sicherungen durchbrannten.
    Noch konnte man das nicht sagen.
    „Jill?“ Leon stand in der Tür, das Kupfer in seinem Haar klimperte gegeneinander, als er zu sprechen ansetzte.
    „Wo ist die Traderin?“ Noch immer blickte ich auf die Ebenen und Täler von Carps unschönem Gesicht, als würden sie sich jeden Moment in eine Landkarte verwandeln können, die mir den rechten Weg wies.
    Leon berührte die Amulette um seinen Hals, die sofort schellten – eine Art nervöser Tick von ihm. „Oben im Gewächshaus, sagt Galina. Bleiben wir hier oder machen wir uns wieder auf den Weg?“
    Ich schluckte und wägte ab, was wichtiger war. Ruh dich aus, Carper. Ich kümmere mich um alles. „Lass uns in einer Viertelstunde aufbrechen, Leon. Pack zusammen, was du brauchst.“
    „Wo soll’s denn hingehen?“
    Ah Nächstes müssen wir Bernardino finden – nachdem wir Hutch einen Besuch abgestattet haben. „Zu Hutch, um rauszufinden, womit wir es eigentlich zu tun haben. Dann machen wir uns auf die Suche nach diesem Cop. Lass deinen Wagen hier.“

24
     
     
    Hutch schob sich die Brille zurück auf seine Hakennase. „Oh. Scheiße.“
    Wenigstens schlug er mir die Tür nicht vor der Nase zu. Ich drückte mich an ihm vorbei in seinen Buchladen, und sofort umgab mich der vertraute Geruch nach Staub, Papier und Tee.
    „Ich kann es echt nicht leiden, wenn du das machst“, beschwerte er sich.
    „Hey, Hutch.“ Leon grinste. „Wie geht’s, wie steht’s?“
    „Du nicht auch noch!“ Hutch trat zurück, um uns beiden ausreichend Platz zu machen.
    Auf einem verwitterten Schild über der Tür, genauso wie in abblätternder Goldschrift auf dem Ladenfenster, stand: Hutchinsons Buchantiquariat, alles, was alt und selten ist. Außerdem verstand er was davon, alte Texte zu restaurieren. Das meiste verkaufte er übers Internet, so handelte er am liebsten.
    Trotzdem hätte der Laden längst dichtgemacht, wenn es nicht das berühmte Hinterzimmer gäbe. Damit verdiente sich Hutch Zuschüsse durch die ortsansässige Jägerin und die stadteigene Polizei – dieses Zimmer betritt man durch eine Tür, die mit drei Schlössern gesichert ist. Darin stehen lange Holztische und ein hohes schmales Bücherregal, vollgestopft mit in Leder gebundenen Wälzern über das Okkulte, die Theorie und Geschichte der Zauberei, Schriften über die Schattenseite und außerdem so ziemlich jedes Buch, das einem Jäger hilfreich sein kann.
    Hey, wir sind schließlich keine ungebildeten Wilden! Manchmal ist Recherche das Einzige, was den Arsch eines Jägers vor dem Unerwarteten retten kann. Ein Problem mit der Schattenseite löst man zu neunzig Prozent dadurch, dass man herausfindet, womit genau man es eigentlich zu tun hat.
    Und wenn es nicht in den Büchern stand, konnte es Hutch meistens trotzdem für dich ausfindig machen. Einmal war er auf mittelalterliche Computer gestoßen – aus der Zeit, als man noch mit Disketten gearbeitet hatte. Und in den Klassenräumen der Polizei erzählte man sich noch immer, dass er die Datenbank der Regierung geplündert hat.
    Nicht, dass er die Informationen hatte verwenden wollen, bekräftigte Hutch immer. Er wollte nur beweisen, dass es möglich war, sich dort einzuhacken.
    Heutzutage sammelte er Informationen, die der städtische Jäger brauchen konnte – und damit hatte Hutch genug Beschäftigung, um sich nicht anderweitig in Schwierigkeiten zu bringen. Und wenn er doch mal seine Befugnisse übertrat, wurde er zumindest nicht erwischt. Mehr hatten ich oder Michail auch nie von ihm verlangt. Im Gegenzug hielten wir ihm die Gesetzeshüter vom Hals, wenn er sich für uns irgendwo einhackte und anfing rumzustöbern.
    Heute trug Hutch ein T-Shirt der Santa Luz Wheelwrights und dazu eine kurze Khakihose, die seine dünnen haarigen Unterschenkel zeigte. Er

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