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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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eingezwängt zu werden, schreckte mich. Das Treppenhaus war angenehm klimatisiert, aber draußen waren immer noch fast vierzig Grad, und über dem Asphalt wogte ein dichter Hitzeschleier, der die Häuser auf der anderen Straßenseite flimmern ließ.
    Meine Wohnungstür stand sperrangelweit offen. Ich blieb auf der Schwelle stehen und rief nach meinem Bruder, aber es blieb still. Die Tür war noch intakt – wenigstens hatten die Einbrecher beim Aufbrechen des Schlosses ihre Arbeit ordentlich gemacht.
    Ich zwang mich, von Raum zu Raum zu gehen, doch es fehlte nirgendwo etwas. Mein Puls ging fast wieder normal, als ich in die Küche ging und mir einfiel, dass mein Bruder mir erzählt hatte, er wolle heute Nachmittag zu seinem Treffen der Anonymen Drogensüchtigen gehen. Will hatte offenbar einfach vergessen, die Tür hinter sich abzusperren, auch wenn das praktisch eine Einladung an potentielle Plünderer gewesen war.
    Ich schloss die Augen und versuchte, ihn mir vorzustellen, wie er in der Gruppe saß und gebetsmühlenartig wiederholte: »Mein Name ist Will, und ich habe genug von meiner Drogensucht.« Aber mein Bemühen war vergeblich, und so schlug ich meine Augen wieder auf und sah seinen VW -Bus, der auf meinem Parkplatz gegenüber unserer Haustür stand. Obwohl es langsam auseinanderfiel, war dieses Gefährt auch weiterhin ein Zufluchtsort für Will, und es wäre völlig sinnlos zu versuchen, ihn dazu zu bringen, diese alte Klapperkiste zu verkaufen, die aus Sicht der anderen Anwohner ein Schandfleck für die Straße war.
    Will kam nach Hause, als ich mit Essen fertig war, und sofort begann ich einen Vortrag über die Gefahren offener Wohnungstüren. Statt mir jedoch zuzuhören, drückte er mit einem breiten Lächeln irgendein Papier an seine Brust und humpelte an mir vorbei.
    Eine Stunde später war er immer noch in seinem Zimmer, summte aber fröhlich wie ein Kleinkind, das ein neues Spielzeug hatte, vor sich hin. Der orangefarbene Zettel lag mit seinen Schlüsseln auf dem Flurtisch. Auf der Eintrittskarte für das Great Escape, ein großes Festival in Brighton, hatte jemand eine Telefonnummer notiert. Ich hatte keine Ahnung, wessen Telefonnummer das war, sah aber automatisch jede Menge Hippies, die im Drogenrausch am Strand von Brighton lagerten, und wusste, innerhalb von einem kurzen Wochenende könnten alle Fortschritte, die Will bisher gemacht hatte, wieder den Bach hinuntergehen. Am liebsten hätte ich das Ticket zerrissen, legte es dann aber widerstrebend wieder auf den Tisch.
    Unglücklich ging ich ins Wohnzimmer, sah den Stapel von Berichten auf dem Tisch, und dabei fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, meine Zulassung an Lorraine Brotherton zu faxen. Doch im Grunde war das vielleicht sogar gut. Denn es wäre faszinierend zu erleben, wie sie reagierte, wenn sich irgendwer nicht an die Regeln hielt. Vielleicht wäre der Schock ja groß genug, dass sie ihre Maske eine Sekunde fallen ließ.

5
    Ab Donnerstag war an Vertraulichkeit bei den Gesprächen mit Patienten und Patientinnen nicht mehr zu denken. Denn die Klimaanlage war immer noch kaputt, und wenn ich meine Tür geschlossen hätte, wären mir die Leute sicher einer nach dem anderen erstickt.
    Ich ging ein paar Fallnotizen durch, als ich plötzlich ein Geräusch im Flur vernahm, aufblickte und Darren sah. In meinem Nacken fing es an zu kribbeln. Nicht nur, weil der Mann mich einmal angegriffen hatte, sondern weil mir seine ganze Körpersprache unberechenbar erschien, als bräche er im nächsten Augenblick zusammen oder ginge noch mal auf mich los. Er trat nervös von einem auf den anderen Fuß und schaffte es anscheinend nicht, mir ins Gesicht zu sehen. Sein rasiertes Haar fing wieder an zu wachsen, und unter den millimeterlangen schwarzen Stoppeln waren die Konturen seines Kopfes nur verschwommen zu erkennen. Unauffällig tastete ich nach dem Notrufschalter an der Unterseite meines Tischs.
    »Sie kommen zwei Tage zu spät, Darren. Dr. Chadha hat Sie schon am Dienstagvormittag erwartet.«
    »Ich muss aber mit Ihnen reden«, murmelte er rau. »Ich muss Ihnen danke sagen, weil Sie nicht die Polizei gerufen haben. Dafür bin ich Ihnen etwas schuldig.«
    »Das Einzige, was Sie mir schuldig sind, ist, dass Sie endlich aufhören, Ihre Fäuste zu benutzen.«
    Abermals traf mich sein seltsam starrer Blick. »Sie sind anders als die anderen, stimmt’s?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben mir einen Gefallen getan. Auf Menschen wie Sie passe ich

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